Mindestens jede achte Partnerschaft in Deutschland ist eine Fernbeziehung. Davon werden die meisten als Wochenendbeziehung gelebt. Das bedeutet, dass die Partner – und entsprechend oft auch Kinder – während der Arbeitswoche mehr oder weniger weit entfernt in unterschiedlichen Haushalten leben und eben nur die Wochenenden gemeinsam vor Ort verbringen.
In den meisten Fällen ist der Grund für den zeitlich befristeten Aufenthalt in einer anderen Stadt oder gar einem anderen Land beruflich bedingt. In zahlreichen Tätigkeiten wird sich die Partnerschaft auf Distanz sogar zwangsläufig über das ganze Berufsleben hinziehen („Berufsmobilität als Lebensform“). In anderen Fällen handelt es sich um ein befristetes Projekt, das über einige Monate oder gar Jahre gehen kann.
Außendienstmitarbeiter, Fachkräfte, Flugbegleitpersonal, Fern- und Seefahrer, in der Beratung Tätige, Soldaten, Politiker, aber auch Spitzensportler sowie Menschen in vielen anderen Berufen müssen wie selbstverständlich ein hohes Maß an Mobilitätsbereitschaft mitbringen. Weil für ihre Tätigkeit regelmäßig ein Unterwegssein und damit ein Getrenntsein von den Lieben erforderlich ist.
Zunehmend sind Fernbeziehungen aber nicht nur beruflich bedingt, sondern entstehen schlicht auch dadurch, dass sich Paare immer häufiger über Plattformen im Internet und damit an weit voneinander entfernten Lebensmittelpunkten kennenlernen. Diese müssen dann nach und nach aus der Ferne „zusammenwachsen“ um zu entscheiden, ob und wann aus der Fern- eine Nahbeziehung werden kann und soll. Von Wochenendbeziehungen ebenfalls intensiv, wenn auch gänzlich anders betroffen, sind übrigens Scheidungs- und Patchworkfamilien: wenn nämlich Kinder ihren Vater oder die Mutter nach der Scheidung nur beispielsweise alle zwei Wochen sehen.
Wochenendbeziehungen können also freiwillig für die Karriere gewählt oder aber auch durch soziale und berufliche Umstände der Partner oder der Eltern alternativlos sein. In jedem Fall verändern sie einen erwarteten, konventionellen Alltagsablauf von Familien zwischen Wochenende und Arbeitswoche. Übrigens sind es in etwa dreiviertel aller Fälle die Männer, die zwischen den Welten pendeln (wollen oder müssen). Kinder erleben diesen Wechsel-Rhythmus von intensiver Nähe und räumlicher Distanz eines Elternteiles einerseits als besondere Lebenssituation. Zugleich aber tritt auch hier allmählich eine „Veralltäglichung“ ein – mit entsprechenden Auswirkungen auf die sozialen Gefüge. Einige Orientierungen helfen dann, diese elterliche Lebensform zwischen Abschied am Sonntag oder Montag und dem Wiederkehren am Freitag besser gestalten zu helfen.
Was Kinder brauchen und Eltern wissen sollten
Papa oder Mama sind nicht allein erziehend, aber der abwesende Elternteil ist eben nicht immer vor Ort. Kindern gilt es daher altersgemäß zu vermitteln, warum die Fernbeziehung mit dem Elternteil gelebt wird. Gelingt es den Eltern die Fernbeziehung als „positives Projekt“ vorzuleben, so ist es für Kinder einfacher mit den Nachteilen der Entbehrung zu leben. Für Scheidungsfamilien gelten diesbezüglich selbstverständlich besondere Bedingungen, die es zu beachten gilt. Den abwesenden Elternteil gilt es ansonsten für die Kinder auch während der Woche präsent zu halten. Bei jedem Wiedersehen braucht es dann Raum und Zeit, damit sich das Familiensystem neu einpendeln kann. So sollte die Familie Raum schaffen, damit die Heimkehrenden erneut ihren „Platz“ im Familiensystem einnehmen können. Die Rückkehrenden müssen ihrerseits beachten, dass sie erst umsichtig sowie stets neu ihren Platz finden müssen. Denn das familiale Leben entwickelt sich auch in der getrennten Woche weiter. Sowohl die Familie daheim, als auch der oder die Abwesenden werden sich „mal mehr, mal weniger“, je nach Ereignissen und je nach Lebensphase weiterentwickelt haben. Diese mindestens zwei Lebenswelten müssen somit wieder zu einer neuen gemeinsamen Lebenswelt am gleichen Ort zusammenfinden. Daher gilt es während der Woche in Kontakt zu bleiben, um bewusst auch entfernt ein Paar und eine Familie zu sein. Die Wochenenden gilt es dabei nicht zu überfrachten mit Planungen und Erledigungen, so dass auch durchaus Raum bleibt für Spontanität.
Worauf sollten Eltern nun besonders achten, damit eine Wochenendbeziehung mit Kind gut gelebt werden kann? Kinder können ganz unterschiedlich – je nach Alter und Persönlichkeit – auf die Abwesenheit eines Elternteils reagieren. Daher brauchen sie auch Hilfestellungen, die ihr jeweiliges Alter berücksichtigen. Was grundsätzlich allen Kindern hilft, ist ein Alltag, der geordnet und zumindest in der Anfangszeit so weit möglich auch ohne Papa oder Mama nicht stark verändert wird in seinen Abläufen und seinen Ritualen. Dazu gehört auch der regelmäßige Besuch von Kita und Schule, die vertrauten Alltag vermitteln. Die Erzieher und Lehrkräfte sollten dabei möglichst früh miteingebunden werden, damit Sie bewusster auf Veränderungen im Verhalten und in den Leistungen reagieren können. Einige wesentliche Orientierungen als Übersicht:
Altersstufe | Wichtig zu wissen | Was hilft |
Säugling, Kleinkind Kindergartenkinder |
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Schulkinder |
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Jugendliche |
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Broschüre zum Thema
Am Zentralinstitut für Ehe und Familie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt werden Fernbeziehungen aufgrund der Vielfalt der Herausforderungen seit 15 Jahren im Rahmen einer langfristigen Kooperation mit dem Katholischen Militärbischofsamt erforscht. Daraus ist die Broschüre „Zusammen schaffen wir das!“ entstanden, die wertvolle Informationen zur erfüllenden Gestaltung von Fernbeziehungen wie Auslandseinsätzen und Wochenendbeziehungen mit Kindern enthält. Diese ist gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro erhältlich unter: ZFG – Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Marktplatz 4, 85072 Eichstätt, projekt-kmba@ku.de.
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