Hineinwachsen in ein neues Umfeld, eine neue Stadt – der Umzug in eine erste, eigene Wohnung markiert für junge Menschen den Beginn eines neuen Lebensabschnittes.
Es war ein komisches Gefühl, als ich meinen Rucksack schulterte und aus dem Haus trat, in dem ich mein Leben lang gewohnt hatte. Es fühlte sich an wie der letzte von vielen Schritten ins Erwachsenendasein. Meine Eltern machten keine große Sache daraus: Umarmung, „Gott schütze Dich!“ und „Tschüss!“, eher ein Abschied, wie vor einem Wochenendtrip mit Kumpels. Meine Gefühle dabei waren gespalten. Einerseits freute ich mich über die Herausforderung, alleine zu wohnen und für mich selbst verantwortlich zu sein. Andererseits war ich angespannt und hatte ein wenig Angst vor dem, was vor mir lag.
Auf in eine neue Stadt
Für mich ging es von meiner Heimatstadt München in ein Studentenwohnheim in Erlangen, in meine erste eigene Wohnung. Es ist eine typische Studentenbude. Mit einem kleinen, eigenen Bad und einer Küchenzeile mit Spüle und zwei Herdplatten. Das Zimmer ist zwar nicht riesig, doch muss ich es mit niemandem teilen.
Die ersten Tage in der neuen Wohnung gab es viel zu tun. Ich musste Kisten auspacken, mir für alle Sachen einen mehr oder weniger sinnvollen Platz suchen und einkaufen, was ich nicht von Zuhause mitgenommen hatte. Es gibt erstaunlich viele Kleinigkeiten, die man fast täglich braucht, aber trotzdem erst wahrnimmt wenn man sie mal nicht zur Hand hat. Vor allem bei solchen Dingen wie Salz, Seife oder Klopapier ist es doch ziemlich ärgerlich, wenn sie fehlen.
Natürlich kostete ich auch die Vorteile des Alleinewohnens aus – vor allem in der ersten Woche: Ich ging ins Bett, wann mir danach war und stand selten vor 11 Uhr auf. Doch leider gesellen sich zu den Vorteilen auch immer ein paar Nachteile, die es im „Hotel Mama“ so nicht gegeben hatte. Ich muss mich selber ums Essen kümmern und danach das Geschirr abspülen. Für meine Wäsche bin ich natürlich auch selbst verantwortlich und so ein Zimmer muss auch hin und wieder aufgeräumt werden. Auch wenn es niemanden mehr gibt, der dir das jeden Tag sagt, gemacht werden muss es trotzdem.
Zu der neuen Wohnung kommt auch eine ganz neue Stadt. Von einem Tag auf den anderen wohnten fast alle meine Freunde knappe 200 Kilometer von mir entfernt. Doch das Gefühl der fremden Umgebung hielt nicht lange an. Schon nach ein paar Tagen fand ich mich ganz gut zurecht. Ich wusste den kürzesten Weg zum nächsten Supermarkt, kannte mich einigermaßen in der Uni aus und hatte die ersten Leute kennengelernt.
Neben der Uni war mir das Wohnheim sehr hilfreich dabei, neue Leute kennenzulernen, denn immer wieder finden dort gemeinsame Bartreffs oder Kinoabende statt. Manchmal kostet es ein wenig Überwindung dorthin zu gehen, weil man ja (noch) niemanden kennt. Aber es lohnt sich, denn häufig trifft man dort auf echt coole Leute, die sich oft in einer ähnlichen Situation befinden wie man selbst. Aber auch außerhalb des Wohnheims lernt man viele Leute kennen, wenn man will. Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) hat ein gutes Angebot, bei dem man neue Leute trifft und sich austauschen kann.
Und jetzt, etwa vier Monate nach meinem Umzug, kann ich mir ein Leben woanders gar nicht mehr wirklich vorstellen: Wenn ich „Zuhause“ sage, meine ich mein kleines Studentenzimmer und viele meiner oben erwähnten „Anfangskontakte“ werden allmählich zu echten, guten Freunden.
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