In den vergangenen Jahren haben viele Menschen in Deutschland Zuflucht gefunden. Nicht selten ging es um Leben und Tod. Auch die 30-jährige Viktoriia Plachynta aus Bayreuth war in dieser Situation. Sie war gezwungen, von einem Land ins andere zu flüchten. Auf ihrer Flucht hat sie viel erlebt und ist froh darüber, endlich ein sicheres Leben in Deutschland führen zu können.
Aufgewachsen ist Viktoriia in der Ukraine. Dort hat sie Anglistik auf Lehramt studiert und sich während ihres Studiums für ein sprachbezogenes Praktikum in den USA entschieden. Nachdem sie geheiratet hat, ist sie zu ihrem Mann nach Syrien gezogen. Neben ihrer Tätigkeit als Englischlehrerin in zwei Privatschulen hat sie gleichzeitig schriftliches und gesprochenes Arabisch gelernt. Doch wegen der eskalierenden Gewalt in Syrien musste sie gemeinsam mit ihrem Mann in die Ukraine zurückkehren. Nach einem kurzen Aufenthalt sorgte auch die militärische Situation in ihrer Heimat für Verzweiflung. „In zwei Ländern, die mir sehr wichtig sind, herrscht nun Krieg“, erzählt Viktoriia. Sie fühlte sich nirgendwo mehr sicher. Deshalb beschloss sie, gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem zweijährigen Sohn nach Deutschland zu flüchten.
Jeden Tag lernt Viktoriia etwas Neues
Im August 2014 gelangte Viktoriia aus Syrien nach Deutschland. Nach ihrer Ankunft stand für sie die Integration in das neue Land an erster Stelle. Mit Unterstützung der Caritas konnte ihr Sohn den Kindergarten besuchen und schon nach gut drei Monaten Deutsch sprechen. Auch sie hat nach einem Jahr die Möglichkeit bekommen, den Sprachkurs an der Universität Bayreuth zu besuchen. Jedoch verlief das Lernen nicht immer problemlos. „Deutsch ist keine einfache Sprache, besonders die Grammatik und all die neuen Wörter“, gesteht sie. Mit einem studiumsvorbereitenden Deutsch-Intensivkurs wurde sie von der Universität Bayreuth unterstützt und hat sich nun in das Leben auf dem Uni-Campus eingegliedert.
Viktoriia studiert inzwischen interkulturelle Germanistik. Ihre Entscheidung bereut sie nicht: Jeden Tag lernt sie etwas Neues und zeigt großes Interesse. Sie genießt die Rückkehr in das Studentenleben und die Möglichkeit, ihre Zeit mit Büchern in der Bibliothek zu verbringen. Neben ihrem Studium arbeitet sie als Dolmetscherin für Russisch, Arabisch und Englisch bei der Caritas. Dabei hilft sie anderen Familien mit Fluchterfahrung und hat Freude daran, bei der Verständigung im Kindergarten zu helfen.
Frustriert ist Viktoriia nicht. Sie will ihr Studium in Deutschland abschließen, eine gute Arbeit finden und ihrem Sohn ein sorgenfreies Leben ermöglichen. Auch ihr Mann, der in Syrien Arzt war, lernt Deutsch und hofft darauf, eine Arbeit zu finden. „Hier haben meine Familie und ich ein neues Land gefunden, das wir lieben und in dem wir uns wohl fühlen“, sagt sie. Dennoch vermisst sie ihre Mutter, die noch in der Ukraine wohnt. Viktoriia ist optimistisch und hofft, sie möglichst bald wieder zu sehen.
Foto: Muhadj Adnan