Junge Familien schultern eine groß(artig)e Verantwortung
Das durchschnittliche Heiratsalter liegt bei knapp über 30 Jahren und Frauen bekommen ihr erstes Kind knapp darunter. Damit sind junge Familien häufig Familien mit nicht mehr ganz so jungen Eltern. Aber die Kinder bleiben die alten. Ihren immer gleichen Bedürfnissen entsprechen die bekannten Worte des Grundgesetzes: Pflege und Erziehung.
Wunsch und Wille, Kinder zu haben und für sie zu sorgen, ist dem Menschen angeboren. Keine Aufgabe ist damit vergleichbar. Eine chaotisch anmutende Vielfalt von Besserwisser-Ratgebern für Eltern ist die Folge, die das Bewusstsein für das Natürliche einer Familiengründung oft genug untergräbt. Die Familie, die in der Geburt von Kindern ihren schönsten Ausdruck findet, droht zu einer fremdgesteuerten Leistung zu werden. Die Festlegung des Grundgesetzes ist deshalb wertvoll wie nie: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern“. Eine geradezu prophetische Aussage. Der Staat will, dass Eltern die Kinder erziehen – und dass man sie in Ruhe Eltern werden und sein lässt. Das ist ihre „höchstpersönliche“ (Bundesverfassungsgericht) Verantwortung, und das ist die „zuvörderst“ (Grundgesetz) ihnen obliegende Pflicht. Die Eltern müssen ihr natürliches Erziehungsrecht wahrnehmen, weil es das Recht der Kinder ist, von ihnen erzogen zu werden.
Doch der grundrechtliche Rahmen ist das eine. Etwas völlig anderes ist es, sich als Vater und Mutter der Verantwortung bewusst zu werden, die man für ein junges Menschenleben trägt, das sich umgekehrt ganz und gar auf die Eltern verlässt. Junge Eltern müssen ihr Leben, getragen von der Liebe zu dem Kind, in dem sie „ein Fleisch“ (Gen 2,24) sind, neu ordnen.
Diesem Ernst der Familiengründung steht die politisch gelenkte Realität gegenüber. Als wäre das „ökonomische Prinzip“ (Dostojewski) ihr Alleinstellungsmerkmal, ignoriert die Familienpolitik das Grundgesetz weitgehend – und die Gemeinnützigkeit, man könnte auch sagen „Systemrelevanz“, der Familie. Denn sie besitzt quasi das natürliche Monopol für die „Produktion“ des Humanvermögens. Ein Gedanke, der sich in kirchlichen Dokumenten von Papst Johannes Paul II., Benedikt XVI. bis zu Amoris laetitia von Papst Franziskus findet.
Väter und Mütter, die für ihre Kinder sorgen, sind also keineswegs Verschwender von Ressourcen, sie stellen sie im Gegenteil bereit. Trotzdem gilt die Familie noch nicht einmal als wohlstandssteigernde Institution. Sie soll, als wäre dies ein Naturgesetz und nicht Ergebnis einer verfehlten Politik, einen unwürdigen Spagat zwischen Zeit und Geld vollführen. Doch das Wort „Vereinbarkeitslüge“ macht bereits die Runde und schreit geradezu nach einer familienpolitischen Kehrtwende, die die Autonomie der Familie zu ihrem Ziel erklärt.
Dennoch sollte man sich die Schneid zur Familiengründung nicht von der politischen Realität abkaufen lassen. Das ist allein die Sache zweier Herzen. Ganze Weltreiche sind in den Turbulenzen der Geschichte verpufft, aber dieses zarte Pflänzchen Familie gedeiht weiter vor sich hin. Noch immer führt die Eltern-Kind-Familie den Markt der Beziehungen an. Warum wohl? Junge Familien sind Hoffnungsträger. Heute. Morgen. Und in Zukunft.
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