Kirchliches Engagement hat viele Gesichter
Martin Choroba (Jahrgang 1961) ist seit 2015 Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) in München sowie berufenes Einzelmitglied des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising.
Er ist Filmproduzent und Geschäftsführer der Tellux-Film in München, damit im kirchlichen Medienbereich bestens vernetzt und war unter anderem Jurypräsident des Signis-Preises auf dem Fernsehfestival in Monte Carlo und hat den internationalen Fritz-Gerlich-Preis auf dem Filmfest in München initiiert.
Warum engagierten Sie sich ehrenamtlich?
Meine beruflichen Verpflichtungen lassen für weitere Aktivitäten wenig Zeit. Aber es war mir aus meiner Glaubensüberzeugung heraus wichtig, in einer mir möglichen Weise kirchlich mitzuwirken. Hinzu kommt, dass in der Kultur- und Kreativwirtschaft, in der ich tätig bin, unterschiedliche Anregungen und Inspirationen für eine inhaltliche und projektbezogene Arbeit sehr bedeutsam sind. Diese schöpfe ich auch aus der ehrenamtlichen Tätigkeit in der Begegnung mit vielen unterschiedlichen Menschen, die sich insbesondere für Kirche und Glaube engagieren. Die Vielfalt dieses sozialen, karitativen und seelsorgerischen Engagements in der Kirche beeindruckt mich sehr.
Wie sind Sie zum freiwilligen Engagement gekommen?
Kirchliches Leben prägte meine persönliche Entwicklung und die Sicht auf die Welt. Verantwortung zu übernehmen war dabei notwendig. Meine Hinwendung zu den Medien durch Studium und Beruf sollte dieser Verantwortung für Gesellschaft und Gemeinschaft Ausdruck verleihen und Realitätssinn geben. Das Ehrenamt war dann die konsequente Weiterführung dieser Entwicklung und manifestierte sich schließlich in meiner Mitgliedschaft im Bund Katholischer Unternehmer (BKU), da ich damals als junger Geschäftsführer mit vielen wirtschaftsethischen Themen konfrontiert war.
Was beschäftigt Sie im Moment?
Gerade arbeiten wir an Konzeptionen für ein europäisches Bewegtbild-Programm, das die Corona-Krise aus Sicht verschiedener europäischer Länder behandelt. Dabei beschäftigt mich auch die Frage nach der Gestaltung der Kommunikation unter den Bedingungen von Globalisierung und Digitalisierung. Es wird zukünftig darauf ankommen, Differenzierung und Bildung durch visualisierte Formen zu vermitteln, ohne das Wort, das immerhin am Anfang stand, in seiner Reflexionskraft zu schwächen. Bilder und Texte haben eine ikonographische und narrative Kraft. Kirche macht davon meiner Ansicht nach zu wenig Gebrauch, denn dem Bewegtbild kommt in der religiösen Werte- und Wissensvermittlung eine zentrale Bedeutung zu, insbesondere auch in fiktionalen und unterhaltenden Formaten.
Unsere Produktionsunternehmen nutzen deshalb jede Chance für weitere Programmvorschläge, um kulturelle und religiöse Identität, Tradition und Geschichte zu vermitteln und zu reflektieren. Derzeit zum Beispiel mit Inhalten über die Sechziger Jahre, die gerade für die Entwicklung des katholischen Laienapostolats bedeutsam waren.
Was wollen Sie bewegen?
Karl Rahner hat einmal gesagt, wir müssen die Menschen erreichen, die vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben. Ein überraschender, aber wichtiger Hinweis. Auch, weil wir diese Vergesslichkeit immer wieder an uns selbst feststellen können. Gehört es nicht zu unseren christlichen Grundüberzeugungen, aus Gegensätzen heraus Wege der Verbundenheit zu suchen und auch unter schwierigen Verhältnissen, Konstruktivität zu formen? Überall dort, wo geistige Bewegung ohne ideologische Enge herrscht, bewegt sich auch der Mensch und die ihn umgebende Gemeinschaft im Sinne von Gemeinschaft und Menschenwürde. Für eine solche Gesellschaft möchte ich weiter werben, sowohl im kirchlichen Ehrenamt als auch in meiner beruflichen Tätigkeit. Letztendlich haben wir eine konstruktive und frohe Botschaft, die nicht zur Verwaltung, sondern zur Gestaltung unseres Glaubens und unseres Lebens aufruft.
Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil …
…eine Zukunft ohne kirchliches Engagement Kirche schwächt, Glaubensinhalte sinnentleert und das persönliche und gesellschaftliche Leben verarmen ließe. Deshalb bedarf es eines lebendigen Christentums, das aus den Spannungsfeldern einer Lebensrealität Kraft schöpft und Gott und damit den Menschen zugewandt bleibt.
Foto: privat