IN VIA Bayern-Projekte helfen Frauen bei der Integration
Sie kommen aus acht verschiedenen Ländern, leb(t)en in Bayern und hatten ein Ziel: sie alle wollten anderen Frauen den Einstieg in der neuen Heimat erleichtern. Dafür stellten vierzehn Migrantinnen beim Caritas-Fachverband IN VIA Bayern in den vergangenen beiden Jahren ihr Talent unter Beweis.
Tuka Al Bunni aus Syrien ist eine von ihnen. Die 29-Jährige engagierte sich in Ingolstadt im Integrationsprojekt FIDA als „Talent“, wie die ehrenamtlichen Frauen hier genannt werden. FIDA steht zum einen für „Frühe Integration Drittstaatsangehöriger Frauen und Förderung ihrer Chancengleichheit“. Wörtlich aus dem Arabischen übersetzt heißt es zudem „außergewöhnlicher Einsatz“. Und den zeigten Tuka und ihre Mitstreiterinnen, um als (Ver)Mittlerin mit Vorbildfunktion anderen Frauen den Start hierzulande leichter zu machen. „Es interessiert mich sehr, den Frauen zu helfen, meine Erfahrung und mein Wissen zu den verschiedensten Themen weiterzugeben“, sagt die zweifache Mutter. So ist sie gerade in der Corona-Krise zu einer wichtigen Ansprechpartnerin für ihre Schützlinge geworden.
„Unsere ‚Talente‘ sind Expertinnen ihrer eigenen Lebenssituation“, sagt Projektleiterin Mojgan Hajifaraji, „sie wissen, was sie wollen, und wie sie die Dinge angehen müssen.“ Für darüber hinaus nötige Fachkenntnisse wurden sie entsprechend geschult. „Das hat mir auch für mein eigenes Leben viel gebracht“, betont Tuka, die 2016 mit ihrer Familie nach Deutschland kam und hier verschiedene Deutsch- und Computerkurse besuchte.
Fit für’s Ehrenamt
In den FIDA-Kursen machte sie sich fit für‘s Ehrenamt. Auf dem Stundenplan standen Themen wie das Gesundheits- oder Schulsystem, der Umgang mit Geld, bewusste Ernährung oder Chancengleichheit. Nicht nur ihre Sprachkenntnisse haben sich dank FIDA verbessert, erzählt die Syrerin begeistert: „Viele Wege und Schwierigkeiten erscheinen einfacher als vorher.“ Als Gruppenleiterin bemühte sie sich, ihre Workshops ausschließlich auf Deutsch zu halten. Nur in Ausnahmefällen sollte zusätzlich in die Muttersprache der Teilnehmerinnen übersetzt werden.

Mutmacherin – Tuka al Bunni hat als Ehrenamtliche ihr Wissen an andere Frauen aus Drittstaaten weitergegeben.
Selbst etwas Neues lernen, andere Frauen coachen, fördern und vernetzen – Tuka geht gestärkt und mit neuem Selbstbewusstsein aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Wie andere auch. „Eines unserer ‚Talente‘ hat nicht nur einen Arbeitsplatz gefunden, sondern ist im Sommer auch in den Migrationsrat der Stadt Ingolstadt gewählt worden“, so Mojgan Hajifaraji.
Die Corona-Zwangspause verhinderte zwar eine weitere FIDA-Gruppe, die Bilanz kann sich dennoch sehen lassen: in Ingolstadt und Augsburg, dem zweiten bayerischen FIDA-Standort, haben insgesamt 14 „Talente“ 140 Frauen unterschiedlicher Herkunftsländer regelmäßig in Alltagsfragen unterstützt. Ein großes Plus für die Teilnehmerinnen: die Kinderbetreuung.
Trotz dieser Erfolgsgeschichten ist FIDA zumindest in Ingolstadt kein Happy End beschert: die Maßnahme, kofinanziert aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds, endete nach zwei Jahren. „Wir sind sehr dankbar für die EU-Mittel, die Projekte wie FIDA überhaupt möglich machen“, so Rita Schulz, Geschäftsführerin des IN VIA Landesverbandes, „leider gelingt es aber oft nicht, sie auf Dauer finanziert zu bekommen.“
Umso mehr freut sich Rita Schulz, dass die IN VIA-Arbeit in Ingolstadt nun über die Modellreihen „Lebenswirklichkeiten“ und „Leben in Bayern“ fortgeführt wird. Auch hier kann und will Tuka ehrenamtlich ihr Talent beweisen, Wissen an andere Migrantinnen weitergeben und Vorbild für andere sein.
Für alle die mehr über FIDA wissen wollen: beide Projektpartner, die REGE Bielefeld und IN VIA Bayern, haben eine Broschüre zusammengestellt, die unter https://www.invia-bayern.de/aktuelles.html eingesehen werden kann.
Titelfoto: Talent-Treffen: FIDA-Multiplikatorinnen und Verantwortliche aus Ingolstadt und Bielefeld trafen sich zum Austausch
Fotos: IN VIA Bayern und Mojgan Hajifaraji/IN VIA Bayern