Liebe Leserin, lieber Leser,
wir Ehrenamtlichen gelten manchmal als störrisch, mitunter renitent. In jedem Fall aber sind wir beharrlich. Dieser Beharrlichkeit von Generationen von Ehrenamtlichen ist es zu verdanken, dass wir überhaupt so weit gekommen sind, dass der Synodale Weg in dieser Form begonnen wurde, dass Laien und Kleriker gemeinsam an der Zukunft der Kirche bauen wollen.
Und doch, es war ein holpriger Start: da waren Diskussionen um die Delegationen, Kleriker seien überproportional vertreten im Vergleich zu ihrem Anteil an allen Gläubigen und überhaupt sei der Synodale Weg ohnehin eher etwas für „Kirchenfunktionäre“, „echte Ehrenamtliche“ seien bei Konzeption und Terminierung nur wenig bedacht worden. Die Kritik wurde gehört, es wurde nachgebessert. Die erste Synodalversammlung im Januar hat dann Zeichen gesetzt: zum Eröffnungsgottesdienst zogen alle Teilnehmer gemeinsam ein, ohne Rangfolge, ohne Hierarchie, ein bunter Haufen aus Bischöfen, Frauen, Diakonen, Ordensleuten, Jugendlichen. So etwas gab es noch nie.
Die Euphorie war groß nach diesem ersten Treffen – und mit ihr die Hoffnung, dass sich der Synodale Weg nicht im Sand verlaufen würde, wie der Dialogprozess ab 2010 und viele diözesane Prozesse vor ihm.
Mitten in die Stille der Corona-Zeit hinein, dann die Nachricht: die Kirchenaustrittszahlen haben einen neuen historischen Höchststand erreicht. 272.771 Menschen haben im vergangenen Jahr der katholischen Kirche den Rücken gekehrt, mehr als je zuvor. Als engagierter Christ fragt man sich: waren die leeren Kirchenbänke, die wir in Corona-Zeiten gesehen haben, schon eine Ahnung dessen, was da kommt? Sieht so die Zukunft aus? Was jetzt? Arbeit einstellen, Schotten dicht, Kopf in den Sand, eh alles schon verloren?
Nein. Denn Christen engagierten sich nicht zum Selbstzweck. Sie sind da für Menschen, die Hilfe und Zuspruch brauchen, in allen Lebenslagen. Die Arbeit der katholischen Verbände während der Corona-Krise hat das ganz eindrücklich gezeigt. Kirche ist nicht abgetaucht, wie vielfach gesagt wurde. Unsere Haupt- und Ehrenamtlichen in Verbänden, Pfarrgemeinden und Einrichtungen haben kreative und manchmal unkonventionelle Wege gesucht und gefunden, um weiterhin für die Menschen da sein zu können. Vielleicht müssen wir neu lernen, nicht nur auf das zu schauen, was war und nicht mehr ist, sondern das Positive sehen, darüber sprechen und in die Welt tragen. Ob Corona-Krise, Stolpersteine auf dem Synodalen Weg wie die jüngst erschienene Instruktion aus Rom zur pastoralen Umkehr, wir machen weiter. Trotzdem.
Ihre
Alexandra Hofstätter, Redaktionsleiterin
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