Praktische Tipps für die letzte Sitzung der Wahlperiode
„Wenn mich nicht meine Nachbarin noch angerufen hätte, wäre ich nicht gekommen zu diesem „Rückschau-Abend“ des Pfarrgemeinderats, weil ich dachte, wir tun eh das, was anfällt, wir wissen auch, was wir tun – da braucht es nicht extra nochmals einen Abend um dies alles aufzuzählen. Jetzt gehe ich sehr zufrieden, ja staunend gehe ich heim, weil mir heute klar wurde, dass wir doch recht segensreich tätig waren und das Dabeisein im Pfarrgemeinderat viele von uns persönlich gestärkt hat.“
Diese Äußerung in der Schlussrunde eines Abschluss-Abends zeigt, dass die allermeisten Pfarrgemeinderäte zwar vieles planen, in die Wege leiten, tun und dann oft gleich das nächste in Angriff nehmen. Aber das Zurückschauen, Reflektieren, Wichtiges hervorheben, Gelungenes verstärken, aus Nicht-Gelungenem Konsequenzen ziehen, hat manchmal keine so große Bedeutung. Dabei ist die Zeit für eine tiefere Rückschau gut investiert und das Ende einer Wahlperiode, an dem immer auch einige Mitglieder ausscheiden, ist eine gute Gelegenheit dazu, denn:
- sie führt nochmals vor Herz, Verstand und Augen, was alles geschehen ist,
- sie geschieht aus den verschiedenen Blickwinkeln der unterschiedlichen Personen, die da zum Sprechen Raum, Zeit, Gehör und Motivation bekommen,
- sie fördert manchmal zu Tage, was auch „zwischen den Zeilen“ sich ergibt, tut und bewegt,
- sie zeigt eine Fülle auf, die im normalen Dahin-Arbeiten gar nicht bewusst wird und schenkt dabei Freude, Fülle und ein zufriedenes Wir-Gefühl,
- in der Reflexion aus einem zeitlichen Abstand heraus wird manches gewichtig, anderes tritt zurück, manches kann vielleicht auch für beendbar befunden werden. In der Gesamt-Schau ergibt sich eher der Mut, etwas zu verabschieden, in Zukunft wegzulassen, damit für Neues wieder Raum ist. Obgleich Grundsatzentscheidungen dem neu zu wählenden Gremium vorbehalten sind. Aber „Nachdenk-Empfehlungen“ können aus einem Reflexionsabend erwachsen.
- Reflektieren wollen und können ist eine wichtige Fähigkeit, um die heute ständig anstehenden Veränderungen nicht nur zu erleiden, sondern gestalten zu können und um den Mut zu haben, die Wirklichkeit so wahrzunehmen, wie sie ist, und nicht nur das Gewesene bewahren und festhalten zu wollen.
- das Gremium kann sich bei einem Rückschau-Abend als Gesamt-Gruppe erleben, die vieles im Auge hat, manches bewegen kann, die Identität der Pfarrgemeinde stärkt, den Menschen dient, den Auftrag des Herrn zu erspüren sucht.
Die Geschäftsstelle des Diözesanrates der Katholiken in der Diözese Passau fördert diese Rückschau am Ende einer Periode genauso wie das Beginnen und bietet immer in Zusammenarbeit mit der Gemeindeberatung der Diözese „Coaching-Abende“ zu Beginn, Mitte und Ende der Periode an. Eingeladen sind die Vorstände und weitere interessierte Mitglieder. Diese Abende werden von den Gemeindeberatern so gestaltet, dass für die Teilnehmer die methodischen Schritte stärkend sind und Raum geben für ihr Erleben, ihre Freuden und ihre Fragen. Und dass sie damit daheim im Pfarrgemeinderat arbeiten können.
Abschluss-Abend
Wenn zwei oder drei miteinander den Abend gestalten, kann es entlastend sein in Vorbereitung und Durchführung. Für das Miteinander an diesem Abend ist als Sitzordnung ein Stuhlkreis zu empfehlen, das macht den Pfarrgemeinderäten auch gleich bewusst, dass dies eine etwas andere „Sitzung“ ist und es ermöglicht ein anderes Arbeiten.
Da habe ich gemerkt, dass Gott im Spiel ist
Auf einem Tisch an der Wand liegen verschiedene Bilder (Hauptamtliche haben sicher eine Bildersammlung zum Ausleihen) oder Symbole aus der Natur (was man findet, wenn man im Garten herum geht: Blühendes, Dürres, Grünes, Früchte, Steine etc.) oder Dinge aus dem Haushalt oder auch alles zusammen.
Die Teilnehmer werden eingeladen, für einige Minuten in Stille über die vergangene Wahlperiode nachzudenken: Was taucht da auf, woran erinnere ich mich? Was tritt hervor? Und wo würde ich sagen: Da war für mich Gott im Spiel?
Anschließend aufstehen und sich von einem Bild, einem Natursymbol oder einem Gegenstand finden lassen, diesen nehmen und dann in einer Austauschrunde einander erzählen, was „durch Kopf und Herz ging“, und warum dieser Gegenstand genommen wurde. Dieser kann dann in der Mitte um eine Kerze herum abgelegt werden.
Nach dieser Runde kann nochmals gemeinsam auf das Gesagte und Gehörte geschaut werden mit der Frage: Was erstaunt mich? Was möchte ich noch dazulegen, nachdem ich dies alles hören durfte?
Bilanz ziehen
Die folgenden Fragen können als persönliche Bilanz oder als Gesamt-Bilanz gestaltet werden. Die Teilnehmer beantworten sie zunächst schriftlich auf verschiedenfarbigen Karten:
Was ist in dieser Periode gelungen? (blaues Papier)
Was hat mich/uns gestärkt? (grünes Papier)
Was habe ich/haben wir gelernt? (weißes Papier)
Voneinander hören, miteinander „draufschauen“ und zusammenfassen. So hat man schon eine Empfehlung und Erfahrungswerte, die man für die nächste Wahlperiode mitgeben kann.
Anfangs-Gefühle
Auf einem Tisch liegen (Natur-) Symbole oder/und Gegenstände, Bilder …
Impuls: „Ich erinnere mich an den Beginn der Periode, an meine Gefühle, Hoffnungen, Ängste, Ideen, Visionen, Tatkraft. Womit bin ich angetreten? Was habe ich gedacht, gehofft, gefühlt?“
Schweigen (Minuten ansagen) und sich dann darüber austauschen.
Wichtig: Persönliche Aussagen immer stehen lassen. Es ist ein Schatz, wenn Menschen Persönliches in eine Runde sagen, der sehr geachtet werden muss und keinesfalls korrigiert, hinterfragt oder gewertet werden darf!
Stärkung aus der Bibel
- Zunächst Bitte um den begleitenden Geist Gottes: Lied oder Gebet.
- Einen ausgewählten Bibeltext vorlesen anschließend gemeinsam lesen; jeder liest einen Satz.
- „Echolesen“, das heißt jeder liest den Satz, Satzteil oder das Wort, das ihn berührt, nochmals laut vor.
- Kurzes Gespräch darüber: Was fällt uns auf? Was lässt uns fragen?
- Einzelbesinnung zu den Fragen, dann Austausch-Runde.
- Inhalt auf die Arbeit im Pfarrgemeinderat beziehen (in unserem Beispiel: Meine Sä-Erlebnisse im Pfarrgemeinderat? Gab es auf unserem Weg Disteln und Dornen? Steinige Wege?).
Vorschlag für eine geeignete Bibelstelle – Aus dem Matthäus-Evangelium (13, 1-9):
An jenem Tag ging Jesus aus dem Haus und setzte sich am See. Da drängten sich große Scharen an ihn heran, so dass er in ein Boot stieg und sich hinsetzte, während all die Leute am Ufer standen. Und er redete zu ihnen viel in Gleichnissen und sagte: Da! Der Sämann zog hinaus, um zu säen. Und beim Säen fiel das eine an den Weg nebenhin. Und die Vögel kamen und fraßen es weg. Anderes fiel auf den felsigen Grund, wo es nicht viel Erde hatte. Und gleich schoss es herauf, weil es keine Tiefe in der Erde hatte. Als aber die Sonne aufgegangen war, ward es verbrannt und verdorrte, weil es keine Wurzel hatte. Anderes fiel unter die Disteln, und die Disteln stiegen auf und erstickten es. Anderes aber fiel auf die rechte Erde und gab Frucht: hier hundertfach, da sechzig-, da dreißigfach. Wer Ohren hat, höre!
(Übersetzt von Fridolin Stier)
Am Ende fasst die Sitzungsleitung die Eindrücke der Gespräche noch einmal zusammen. Wichtig ist es, nicht im Vergangenen zu verharren, sondern aus diesem Rückblick heraus auch in die Zukunft zu schauen: Was ist aus unserer Sicht für die nächsten Jahre wichtig und wesentlich?
Vorschlag für ein Schlussgebet:
Nun machen wir uns auf den Weg
und wir vertrauen auf deine segnende Kraft.
Nun brechen wir auf und leben wieder unseren Alltag
und erhoffen uns bestärkende Begegnungen.
Wir sind bereit,
Angegangenes gut zu beenden,
Neues zu wagen
und Schwieriges auszuhalten,
weil du uns darin ermutigst und begleitest.
Wir wirken in unseren Pfarreien, gestalten die Arbeit vor Ort
und versuchen immer wieder durch unsere Arbeit Saat aufgehen zu lassen.
Nun sind wir hier und danken dir, Gott,
du segnende Kraft in unserem Leben,
durch Christus, unseren Wegbeleiter, der uns wachsen lässt,
vertrauend auf den Geist, der in uns atmet, zum Segen aller.
So segne uns nun der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.