Mehrere Ansätze verfolgen das Ziel gelingender Alters- und Generationenarbeit. Der Hilfe zur Selbsthilfe kommt dabei ein wichtiger Stellenwert zu. Welche Strömungen für „Sorgende Gemeinschaften“ ausschlaggebend sind und was die Evangelische Landeskirche Bayern (ELKB) dazu entwickelt hat, erläutert dieser Beitrag.
Martina Jakubek ist Referentin beim Amt für Gemeindedienst der ELKB Nürnberg (afg), beschäftigt sich seit 27 Jahren mit Altersarbeit. Das Themenfeld habe sich immer wieder verändert. Im siebten Altenbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2016 ging es darum, „Sorgende Gemeinschaften“ zu bilden, sogenannte Caring Communities. Kommunen und Menschen wurden zur gegenseitigen Unterstützung und Vernetzung aufgefordert, da Deutschland auf einen Pflegekräftemangel zugeht. Als dieser Altenbericht veröffentlicht wurde, war Jakubek Vorstand der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit (EAfA), in der man das Thema aufgriff und Arbeitsmaterialien entwickelte.
Die Fragetasche zum Erfolg

Die Fragetasche enthält Ideen und Impulse zur Sozialraumerkundung. Sie eignet sich bestens, um zu intergenerationellen Fragen ins Gespräch zu kommen.
Auch der Zukunftsprozess Profil und Konzentration (PuK) der ELKB ist gereift; er will eine Haltungsänderung und verlangt von Kirche erst den Blick auf den Menschen, um dann zu schauen, welche Formen es braucht. Das hängt eng mit dem Sozialraumansatz zusammen: Wie können Träger dafür sorgen, dass Menschen etwas in ihrer Gemeinde weiterentwickeln. Hierzu konzipierte das afg für die Dekanate die „Fragetasche“ mit methodischen Ideen für die Sozialraumerkundung. Damit folgt es dem Ansatz, wie Paulus ins pulsierende Leben hineinzugehen, über Fragen ins Gespräch zu kommen.
Gerade im ländlichen Raum gäbe es viele Alte und die Jungen würden wegziehen – etwa in Gebieten wie Hof, Selb oder Wunsiedel. Genau dort sieht Jakubek die Wichtigkeit von Caring Communities. Dazu ist mit dem Evangelischen Bildungszentrum Bad Alexandersbad im Oktober 2020 ein Praxistag geplant. Die Leute in einer Gemeinde sollen enger zusammenrücken. In solch einem System hätten Profianbieter einen Teil zu erfüllen, aber einen Teil müssten die Menschen auch füreinander tun.
Ein Beispiel für sozialräumlich ausgerichtete Gemeindearbeit sei das „Familienhaus Straubing“. Unter kirchlicher Trägerschaft werden niederschwellige, kirchliche und kommunale Angebote ermöglicht, mit Begegnungs-Café, Kindergarten, Kleiderkammer und Beratungsstellen – alles unter einem Dach.
Was den Stellenwert der Generationenarbeit in der Evangelischen Kirche anbelangt, äußert Martina Jakubek, dass es wichtig sei, die spezifische Jugend-, Familien- und Altersarbeit beizubehalten. Dennoch würde man in Richtung gemischter Gruppen denken und agieren, daher könnte über kurz oder lang die Themendenke stärker werden: Was betrifft Jung und Alt gleichermaßen? Bei Bauinitiativen gilt es zu schauen, dass man nichts per se Trennendes überstülpt. Also weg von klassischer Zielgruppendenke, rein ins Brainstorming, den Fokus darauf richten, was die Leute vor Ort wollen. Hier kommen wir wieder bei Paulus und letzten Endes Jesus an, die ihren Blick raus zu den Leuten richten und fragen, was sie brauchen.
Titelbild: Gemeinden sollen zu Caring Communities werden – wie das geschehen kann, damit setzen sich auch kirchliche Mitarbeiter inzwischen intensiv auseinander.
Titelfoto: Martina Jakubek
Illustration: Amt für Gemeindedienst der ELKB, Nürnberg