Kolumne
In Feierlaune
Von Karl Eder, Geschäftsführer des Landeskomitees
Spätestens jetzt vor der Jahreswende werden wieder die Kalender gezückt und aktualisiert. Ob elektronisch oder in gedruckter Form wird darin überprüft, wie denn im kommenden Jahr die Urlaubszeiten so gelegt werden können, dass möglichst wenige Tage aus dem Jahresurlaub für einen möglichst langen Ferienzeitraum herhalten. Dabei fließen vor allem die Feiertage effizient in die Planungen ein: Brückentage lautet das Stichwort.
Dabei blicken viele neidvoll auf Bayern, weil der Freistaat im Bundesvergleich mit den meisten Feiertagen aufwarten kann: 13 sind es hier, während sich etwa Berlin und viele nördliche Bundesländer bislang mit zehn begnügen müssen. Getoppt wird die 13 nur noch von der Stadt Augsburg, die zusätzlich auch noch den 8. August als Friedensfest und somit auch als Feiertag in ihrem Kalender stehen hat. Aber auch Augsburg liegt ja bekanntlich in Bayern.
Nun wollte Berlin nicht länger zu den Verlierern gehören und machte kurzerhand den 8. März zu einem neuen Feiertag in der Bundeshauptstadt. Der internationale Frauentag avancierte damit im abgelaufenen Jahr erstmals in einem Bundesland zum gesetzlichen Feiertag. So weit, so gut.
Wenn man von der Erkenntnis ausgeht, dass die Bundesländer mit der höchsten Zahl an Feiertagen – neben Bayern wäre dies zum Beispiel auch noch Baden-Württemberg mit zwölf Feiertagen – das bundesweite Ranking der wirtschaftlich Erfolgreichen anführen, dann hätte Berlin ein Zeichen gesetzt: Der Frauentag soll als zusätzlicher Feiertag dazu beitragen, endlich das Image der ewig zuschussbedürftigen Hauptstadt abzustreifen. Die Frauen sollen es richten.
In Thüringen, das bislang mit elf Feiertagen glänzen konnte, bediente man sich des Weltkindertages am 20. September, der nun seit 2019 zum gesetzlichen Feiertag erklärt wurde. Hier sollen es also die Kinder richten.
Bayern darf diesen Aufholbemühungen nicht länger tatenlos zusehen. Wie wäre es damit: alle regionalen Feiertage (Fronleichnam, das Friedensfest in Augsburg und Mariä Himmelfahrt) könnten doch flächendeckend in ganz Bayern gelten. Darüber hinaus könnte man die Chance nützen, den Reformationstag am 31. Oktober sowie den Buß- und Bettag im November und natürlich auch den internationalen Frauentag am 8. März sowie den Weltkindertag am 20. September zu bayernweiten Feiertagen zu erklären. Weitere Vorschläge gerne per Volksbefragung. Damit wird Bayern auch künftig in Feierlaune bleiben können.
Morgens
Morgens geht der
dunkle Vorhang auf
Bühne frei
für den Tag
In unseren Gliedern steckt
noch schwer der Schlaf
Doch unbarmherzig
die Zeiger
die Zeit
Friedrich Hirschl (2017), Stilles Theater. Edition Lichtung.
Friedrich Hirschl wurde 1956 in Passau geboren, studierte dort Philosophie und Theologie.