Kirchliches Engagement hat viele Gesichter
Elfriede Schießleder (Jahrgang 1957) engagiert sich seit ihrer Jugend im katholischen Milieu. Als Patoralreferentin besonders für die Beteiligungsgerechtigkeit der Frauen, seit 1990 im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) und seit 2015 verstärkt in der Integrationsarbeit für minderjährige Flüchtlinge. Sie war in den vergangenen acht Jahren Landesvorsitzende des KDFB in Bayern. Sie ist auch stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees. Elfriede Schießleder liegt ein konstruktiver gesellschaftlicher Dialog am Herzen. Die allgegenwärtige Globalisierung sei Fakt, nicht Alternative und bedürfe einer christlichen Grundhaltung.
1) Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Eigentlich wurde mir die Freude am Einsatz für andere schon in die Wiege gelegt: mein Papa und die Brüder waren oder besser sind in Feuerwehr und Kirchenverwaltung, die Oma war beim Mütterverein – Ehrenamt ist scheinbar erblich. Mitbestimmung und Mitverantwortung war insgesamt ein starkes Thema unserer Familie.
2) Wie sind Sie zum freiwilligen Engagement gekommen?
Irgendwie gab es immer Gründe, angefragt zu werden. Etwa durch den Ortspfarrer, der gern eine Mädchengruppe ins Leben rufen wollte und später, als Frauen aus dem Vorstand des KDFB in Passau eine stellvertretende Diözesanvorsitzende suchten. Und ich gebe zu: es hat mir immer auch Spaß gemacht, mein Lebensumfeld zu gestalten und mitzuwirken bei der Umsetzung guter Ideen. So kam ich wohl zum Privileg, in immer bedeutendere Gremien gerufen zu werden. Sich engagieren zu können ist auch ein Vorzug, was viel zu selten bewusst ist. Wer – an was auch immer – darbt, tut sich schwerer damit.
3) Was beschäftigt Sie im Moment?
Große Sorge macht mir im Moment diese unglaublich aufgeheizte Stimmung gegen alles Fremde, ja sogar Transnationale. Diese Spaltung wird auch von Politikern und Medien bewusst betrieben: Flüchtlinge sind nach Jahren gelungener Integration plötzlich der Buhmann für alles, was an Problemen aufflammt. Global und national werden Arme gegen Ärmste ausgespielt – Leistungsträger plötzlich mit der eigenen Nationalität gleichgesetzt. Unbemerkt legitimiert sich damit auch ein unglaublich rückwärtsgewandtes Frauen- und Familienbild; und das alles selbst in vorgeblich modernen Parteien. So manche Verunsicherung endet unreflektiert im reaktionären roll back eines Bayern, „in dem die Madeln noch sittsam und die Burschen noch schneidig waren“! Dass schon Ludwig Thoma damit karikierte, ist kaum noch präsent.
4) Was wollen Sie bewegen?
Frauenrechte müssen als Menschenrechte gelten, die Beteiligung möglichst aller Menschen an gesellschaftlichen Prozessen ist ein hohes Gut, das es nicht zu verlieren gilt. Denn es ist als Auftrag aus den Schöpfungsberichten ererbt: Mann und Frau sind Abbild Gottes und mit der Gestaltung der Welt beauftragt. Gegen ökonomische Willkür und jeden Nationalismus geht es um ein Patriarchat, das alle Erdenordnung sichert, also Genuss statt Zerstörung dieses wunderschönen Planeten. Unser Papst ist einfach eine Schau in seinem alltagstauglichen Auftreten, jedes Mal wieder auf’s Neue! Ich will als Katholikin voller Stolz mit dabei sein, wenn durch unseren Glauben die Welt so prominent zur Raison gerufen und so positiv neu gesehen wird.
5) Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…
…wir als Christen der älteste global player sind – und seit Paulus der Rückzug ins Nationale nicht mehr geht. Die Not der Welt braucht die Hoffnung Jesu!
Foto: Alexandra Hofstätter