Kirchliches Engagement hat viele Gesichter
Markus Biber (44 Jahre) engagiert sich seit 1983 in der Kirche als Ministrant, Chorsänger, Kantor, Pfarrgemeinderats- und Dekanatsratsvorsitzender. Seit Herbst 2018 ist er Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Passau. Ihm liegt besonders am Herzen, sowohl den innerkirchlichen, aber vor allem auch den gesellschaftspolitischen Auftrag als Christen wahrzunehmen und die christlichen Wertvorstellungen in die Gesellschaft zu tragen.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Ich habe bereits als Jugendlicher bemerkt, dass man Gesellschaft und Kirche nur mitgestalten kann, wenn man bereit ist, sich aktiv einzubringen. Erst als ich mich für die Kandidatur zum Pfarrgemeinderat entschieden hatte, wurde mir durch einen Blick in unsere Pfarrgemeinderatssatzung bewusst, dass dieses Engagement unser christlicher Auftrag ist. Heute engagiere ich mich ehrenamtlich, weil ich unsere christlichen Wertvorstellungen in unsere Gesellschaft, die diese nicht mehr selbstverständlich kennt, hineintragen und dort vertreten möchte.
Wie sind Sie zum freiwilligen Engagement gekommen?
Als Kind und Jugendlicher bin ich über meine Familie in die Gruppen (Ministranten, Chöre) meiner Pfarrei hineingewachsen. Mein Vater war zuerst im Pfarrgemeinderat und später als Kirchenpfleger in der Kirchenverwaltung aktiv.
Als in unserer Gemeinde eine große Kirchenrenovierung anstand und ich bemerkte, dass man als „normales“ Gemeindemitglied nur sehr wenig Einfluss auf die organisatorische Dinge nehmen konnte, habe ich mich dazu entschieden, für den Pfarrgemeinderat zu kandidieren. Nach der Wahl und einer Amtsperiode als stellvertretender Vorsitzender wurde ich 2006 Pfarrgemeinderats- und Dekanatsratsvorsitzender sowie stellvertretender Diözesanratsvorsitzender. 2018 wurde ich bei der konstituierenden Vollversammlung des Diözesanrates Passau zum Vorsitzenden gewählt.
Was beschäftigt Sie im Moment?
Die Missbrauchsstudie und ihre Folgen für unsere Kirche müssen heute jeden Christen beschäftigen, dem etwas an der Kirche liegt. Nur wenn wir die notwendigen Lehren aus den Ergebnissen dieser Studie ziehen und nur wenn wir diese Lehren auch umsetzen, werden wir als Kirche in unserer Gesellschaft noch ernst genommen und als glaubwürdiger Ansprechpartner in sozialen, ethischen und moralischen Fragen angesehen werden. Der aktuell von der Deutschen Bischofskonferenz einstimmig beschlossene, verbindliche synodale Weg gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die hierzu geplanten Foren bieten eine Chance, die wir nutzen müssen.
Gleichzeitig beschäftigt mich die Frage, wie wir den in unserer Diözese angestoßenen pastoral-strukturellen Erneuerungsprozess zu einem Weg für die Menschen machen können, an dem sich diese in der Breite mit Freude aus dem Glauben beteiligen.
Was wollen Sie bewegen?
Ich möchte, dass die Kirche auch morgen noch möglichst viele Menschen erreicht. Dies wird ihr jedoch nur gelingen, wenn sie die internen Richtungsstreitigkeiten überwindet, lernt die heutige Sprache der Menschen zu sprechen und verlorenes Vertrauen durch konsequente, überfällige Reformen zurückgewinnt. Hierzu möchte ich, so gut ich kann, meinen Beitrag leisten.
Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…
… nur wir die Botschaft Jesu Christi in die Welt tragen und bezeugen können und die Menschen in dieser immer schneller sich verändernden Welt mehr denn je diese Botschaft brauchen.
Foto: Privat