Das Kunstmuseum Bayreuth bezieht Geflüchtete intensiv in seine Arbeit mit ein. Hier wird eine Gruppe junger Flüchtlinge im Rahmen des Projekts „Bürger von hier, da und dort“ durch die Ausstellung geführt.
Foto: Muhadj Adnan
Kunst als Brücke zwischen den Kulturen
In der Kunst spielt Sprache nicht immer eine wichtige Rolle. Doch kann sie als menschliches Ausdrucksmittel der eigenen Sinnerfahrung dienen – gerade wenn die sprachgebundene Kommunikation aufgrund des fehlenden Wortschatzes noch schwerfällt. Genau darum geht es bei dem Pilotprojekt des Bayreuther Kunstmuseums „Bürger von hier, da und dort“ mit Geflüchteten und für Geflüchtete. Ziel ist die Förderung von Verständnis und Empathie sowie die Vermittlung von Kultur und Kunst. Dabei sollen Brücken zwischen Menschen verschiedener Kulturen geschlagen werden.
Seit knapp einem Jahr findet im Kunstmuseum Bayreuth „Kunstunterricht für Geflüchtete“ statt. Es hat bereits einige Geflüchtete mit seinem Kreativangebot angesteckt und fördert deren Kreativität. Den Auftakt der ersten Ausstellung machten drei junge Afghanen, die vor circa einem Jahr ins Kunstmuseum in Bayreuth kamen und Interesse daran hatten, sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Seitdem erlernen und probieren sie jede Woche für zwei Stunden in der Werkstatt des Museums neue Techniken. In zwei Räumen des Museums werden neben Tier- und Pflanzenzeichnungen auch Porträts der drei 18-jährigen Künstler gezeigt. Zudem stellen die Kunstwerke persönliche Erlebnisse in Bayreuth dar.
Spielregeln lernen
Das museumspädagogische Pilotprojekt des Kunstmuseums thematisiert unter anderem die Zukunft der Geflüchteten. Dabei geht es insbesondere um die interkulturelle Sensibilisierung sowie die zwanglose Begegnung über die eigenen kulturellen Grenzen hinweg. Die Kunst als Brücke soll dies möglich machen. Besonders am Herzen liegt den Kooperationspartnern die Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben. Über den Zugang der Kunst soll eine Auseinandersetzung der Geflüchteten mit landeskundlichen und gesellschaftlichen Spielregeln stattfinden. Dies wird in der Praxis museumspädagogisch mit Stadtrundgängen zum Thema „Demokratie und Gesellschaftsformen“ umgesetzt.
Zugereiste und Einheimische
Das Kunstmuseum Bayreuth stellt eine Begegnungsplattform für Alt- und Neubürger aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten dar. Der „Kunstunterricht für Geflüchtete“ findet im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Projektes „Bürger von hier, da und dort – mit Geflüchteten für Geflüchtete, Zugereiste und Einheimische“ statt. Dieses Projekt wird am Museum von Beatrice Trost, Hannelore Schwoerer-Buck und Ingrid Seidel betreut. Hierbei kooperieren sie mit der Universität Bayreuth, den Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie zahlreichen Institutionen und Personen, die sich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren.
Das Modell dieses Projektes kann ebenfalls eine Anregung für Pfarreien und andere katholischen Gruppen sein. Möglich sind beispielsweise Themen- oder Kulturabende, bei der Flüchtlinge über ihre landestypischen Kunstformen berichten und etwas davon zeigen und auch die Einheimischen ihnen etwas über unsere Künste und Traditionen hier berichten. In der Weiterarbeit könnte daraus eine Ausstellung oder ein anderes Fortsetzungsprojekt entstehen.