Die Geschichte ist erstaunlich. Innerhalb weniger Wochen hat sich der Film „Avengers – Endgame“ zum erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten entwickelt. Es geht dabei um eine Riege von Superhelden mit Namen wie Thor, Captain America, Ironman oder Black Panther. Alle diese Phantasie-Gestalten basieren auf Comics, die man der Reihe nach verfilmt hat. Mit irrwitzigem Erfolg.
Man muss diese Figuren und ihre Universen nicht kennen. Wichtig ist hier nur eins: das Phänomen an sich. Es gibt Bedarf nach Helden, ein Publikum in der ganzen Welt liebt diese Helden. Die Leute lechzen nach Geschichten dieser Art.
Eins fällt noch auf: Dieser oben genannte Film, vorläufiger Schluss einer langen Reihe, zeigt diese Heldenriege keineswegs in Topform. Im Gegenteil: Die Helden sind in ihrer schwersten Krise. Ein Erzfeind namens Thanos hat zuvor ihre Riege vernichtend geschlagen. Viele Heldenkameraden sind tot oder in alle Winde verstreut, frustriert und abgeschlafft. Diese Helden sind gebrochen. Aber sie raffen sich auf, erheben sich aus der Asche, sammeln sich und die letzten Kräfte für die unmögliche Mission. Sie retten die Welt in einem Endkampf vor dem schier unbesiegbaren Erzfeind.
Das Aufstehen aus allen Gebrechen, das Aufbieten der letzten Kräfte zum Streit für das Gute. Genau das hat das Publikum mehr gepackt als viele andere Heldenfilme zuvor. Dort hatten Supermänner mit magischen Kräften und lockeren Sprüchen große Taten vollbracht.
Aber das waren keine richtigen Helden. Damit sind wir in der Wirklichkeit. Unser Alltag hat unzählige Helden: in Kirche, Gesellschaft und in den Familien. Was macht sie aus? Helden des Alltags sind nicht perfekt, nicht unerreichbar, sie sind nicht von Geburt an mit allen Gaben gesegnet. Aber sie geben das Beste an ihrem jeweiligen Platz, trotz aller Widrigkeiten. Sie tun das Ihrige, um möglichst viele am guten Leben teilhaben zu lassen, am Gemeinwohl.
Wir haben in der Kirche unzählige solcher Helden und Heldinnen. Nennen wir nur die Ehrenamtlichen in den Nachbarschaftshilfen, Tafeln, in den Jugendverbänden, Hospizen, in der Notfallseelsorge. Die Heldinnen und Helden leiten Kirchenchöre, Kommuniongruppen, Gebetskreise, Verbände. Sie schmücken die Kirchen, engagieren sich in Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäten, alles ohne Lohn.
Diese Helden des guten Lebens gibt es nicht nur in den Kirchen. Nehmen wir engagierte Lehrer. Viele Trainer vermitteln jungen Sportlern Tugenden und Werte für das ganze Leben. Solche Helden arbeiten an vielen Stellen. Oft stehen die Kürzel TV, TSV, FC, TC, EC, DJK oder WSV davor. Es gibt sie bei den Feuerwehren, dem BRK, der DLRG und der Wasserwacht, der Bergwacht, dem THW, in unzähligen Gruppen. Diese Helden halten unsere Gesellschaft am Leben, sie halten sie zusammen. Ohne diese Helden wäre schnell „Endgame“ in unserem Staat.
Foto: Privat