Als ich vor zwei Jahren als Delegierte an der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Windhoek/Namibia teilnahm, begegnete ich vielen interessanten Christinnen und Christen aus lutherischen Kirchen der ganzen Welt. In der täglichen Austauschgruppe waren Männer und Frauen, Bischöfinnen, Pfarrer, Ehrenamtliche, jüngere und ältere Delegierte gut gemischt – aus Indien, Nigeria, Lettland, Argentinien, den USA, Deutschland und vielen anderen Ländern.
Eine junge Frau aus einer der beiden lutherischen Kirchen Nigerias begegnete zum ersten Mal in ihrem Leben einer Bischöfin und berichtete von den Erfahrungen in ihrer Kirche, in der die Rolle von Frauen durch die konservative Haltung ihres Bischofs sehr eingeschränkt würde. Sie dürfe inzwischen nicht einmal mehr im Gottesdienst die Schriftlesung übernehmen – und das, obwohl sie, wie sie es ausdrückte, ganz sicher sei, dass Gott sie zum geistlichen Dienst berufen habe. Eine indische Pfarrerin berichtete, dass in ihrer Kirche die Frauenordination mittlerweile eingeführt sei, aber Frauen hätten es sehr schwer, eine Pfarrstelle zu finden, weil viele Gemeinden Frauen in Leitungsämtern ablehnten. Im Vergleich zu dem, was wir in einem der Hauptvorträge von Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege über seine Arbeit mit Frauen, die als Kriegswaffe vergewaltigt und schwer verletzt wurden, hörten, waren die Berichte dieser beiden Frauen vielleicht vergleichsweise harmlos, aber dennoch nicht weniger bedrückend im Blick auf das, was Frauen weltweit an Unterdrückung, an Ungerechtigkeit, an Gewalt und Missachtung widerfährt. In unserer Welt, und leider auch innerhalb der Kirchen. Um nach innen die Stellung von Frauen zu stärken hat sich der Lutherische Weltbund in einem Grundsatzpapier Leitlinien zur Verwirklichung von Gendergerechtigkeit verordnet und arbeitet intensiv an deren Umsetzung.
Nach außen wirkt die Kampagne des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) „Donnerstags in Schwarz“ – als Zeichen der Trauer, aber auch als Zeichen des Widerstandes gegen Formen von sexueller und geschlechtsbezogener Gewalt. Sie ist aus der Dekade der Kirchen in Solidarität mit den Frauen (1988-1998) entstanden und ließ sich inspirieren von Menschen, die sich gegen Gewalt einsetzen: von den Müttern der Verschwundenen in Buenos Aires, Argentinien, von den schwarz gekleideten Frauen in Israel und Palästina, die gegen Krieg und Gewalt protestieren, von Frauen in Ruanda und Bosnien, die auf die Verwendung von Vergewaltigung als Kriegswaffe aufmerksam machten.
In vielen Kirchen im Kontext des ÖRK, in ökumenischen Einrichtungen und Gremien haben sich Menschen der Kampagne angeschlossen. Sie rufen auf: „Die Kampagne ist einfach, aber tiefgründig. Tragen Sie am Donnerstag schwarze Kleidung. Tragen Sie einen Anstecker, um zu zeigen, dass Sie ein Teil der globalen Bewegung sind, die sich gegen Haltungen und Handlungen auflehnt, die Vergewaltigung und Gewalt dulden. Zollen Sie Frauen Respekt, die Ungerechtigkeit und Gewalt die Stirn bieten. Ermutigen Sie andere, sich Ihnen anzuschließen. Schwarz wird oft mit negativen Assoziationen in Bezug auf Rasse in Verbindung gebracht. In dieser Kampagne ist Schwarz die Farbe des Widerstandes und der Resilienz.“ – Mitmachen? Ja, warum eigentlich nicht?
Titelbild: Barbara Helgason / Adobe Stock
Grafik: Ökumenischer Rat der Kirchen