„Bleibt im Leben keine Zuschauer. Macht euch auf, zieht euch das Trikot Christi über und spielt für seine Ideale“ – das hat Papst Franziskus im Jahr 2018 in einer Videobotschaft an Jugendliche in Argentinien gesagt. In Bernau am Chiemsee hat schon mehrmals ein Fußball-Gottesdienst stattgefunden, ein Beweis dafür, dass es auch im Gottesdienst sportlich zugehen kann und die Botschaft Jesu trotzdem nicht zu kurz kommt.
Der Fußballplatz in Bernau am Chiemsee ist bereit, Musik kommt aus den Lautsprechern. Aber wo sich sonst die Spieler zweier konkurrierender Teams gegenübertreten, begegnen sich an diesem Samstag im Juni 2018 Christen jeden Alters der beiden Kirchengemeinden – ganz selbstverständlich über die Konfessionsgrenzen hinweg. In Zweierreihen führen die evangelische Pfarrerin Hannah von Schroeders und der katholische Diakon Josef Huber die ungefähr 50 Besucherinnen und Besucher aller Generationen zum Gottesdienst auf‘s Spielfeld, wo sie sich erst einmal abklatschen und im Halbkreis aufstellen. Dann ertönt der Anpfiff. Damit beginnt etwas, das irgendwie wie Fußball ist und doch ein Gottesdienst bleibt.

Torjubel im Messgewand – nicht nur die Kinder, auch Pfarrer Klaus Hofstetter und Pfarrerin Hannah von Schroeders hatten sichtlich Spaß.
Zum Konzept des ökumenischen Fußballgottesdienstes gehören viele Elemente, die die Besucher aus der Bundesliga oder von Länderspielen kennen. Einige lassen sich geschickt in den liturgischen Ablauf einfügen: jede Fürbitte wird vorgelesen und dann von einem Kind mit einem Schuss ins Tor abgeschlossen, die Kollekte wird in einem alten Fußball gesammelt und an die integrative Jugendarbeit im Fußballverein gespendet. Die Gottesdienstbesucher bleiben nach dem Einmarsch auf dem Spielfeld stehen, aus den Lautsprechern kommen Stadion-Hits, bei denen die fußballbegeisterten Gottesdienstteilnehmer eifrig mitsingen – textsicher sind sie ja.
Statements einiger gläubiger Fußballer ziehen sich durch die ökumenische Ansprache, bei der sich die Seelsorger immer wieder gegenseitig den Ball zuspielen – metaphorisch wie auch auf dem Platz. Josef Huber beschreibt die Stimmung zwar als locker, aber dennoch eines Gottesdienstes würdig. Auch Hannah von Schroeders erinnert sich mit Freude: „Mir gefällt, dass es immer etwas Witziges hat, etwas Anderes, etwas Kreatives.“
Die drei B‘s
Der erste ökumenische Fußballgottesdienst hat bereits im Jahr 2016 im Rahmen der Reihe „BBB: Begegnen – Bewegen – Besinnen“ stattgefunden. Eine Wiederholung gab es anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2018. Mitorganisator Gregor Thalhammer sieht den großen Pluspunkt der Veranstaltungen, zu denen auch meditatives Bogenschießen, Radl-Wallfahrten oder Adventsschwimmen gehören, vor allem in der Bewegung: „Bewegung öffnet die körperliche Begrenztheit. Im Vergleich zu Veranstaltungen in Räumen eines Pfarrheims oder Gemeindehauses kommen die Teilnehmer schnell miteinander ins Gespräch.“ Dem kann Hannah von Schroeders nur zustimmen, die sich auch besonders darüber freut, dass die Initiative aus dem Ehrenamt und der Ökumene entstanden ist: „Und die Menschen melden zurück, dass sie diese gelebte Ökumene genießen und dass Trennendes überhaupt keine Rolle spielt.“
Ursprünglich anlässlich der Fußball-EM hat man in Bernau für heuer den dritten Fußball-Gottesdienst geplant. Die EM ist verschoben. Der besondere Gottesdienst aber soll stattfinden. Diakon Josef Huber freut sich schon darauf: „Die Kunst bei solch alternativen Gottesdiensten ist es, die grundsätzliche Struktur einer liturgischen Feier nicht zu verfremden oder gar aufzulösen, aber dennoch die Elemente kreativ oder gar innovativ zu füllen. Ich hoffe, das gelingt uns auch dieses Jahr wieder.“
Tipp: Zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2014 hat das Hilfswerk Brot für die Welt Bausteine für einen Fußballgottesdienst veröffentlicht. Das Heft ist als Download verfügbar. Diese und weitere Publikationen finden Sie zusammengestellt in unserer Rubrik „Zusatzinformationen“.
Titelbild: Ein Einzug wie einem Länderspiel, Aufstellung wie zur Nationalhymne. Der Fußballgottesdienst in Bernau kombinierte Rituale des Fußballs und der Liturgie.
Fotos: Klaus Hofstetter und Hannah von Schroeders