In zahlreichen Pfarrgemeinden ist es gute Tradition geworden, in der Fastenzeit zu einem gemeinsamen Fastenessen einzuladen. Vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor angeregt als ein Zeichen der Solidarität mit den Armen und Hungernden in Afrika, Asien und Lateinamerika, hat diese Aktion unter dem Titel „Fastensuppe/Fastenessen“, „Fasten für Gerechtigkeit“, „Solidaritätsessen“ vielfach eine sehr unterschiedliche Entwicklung und Ausformung genommen. Kardinal Joseph Frings hatte damals in einer Rede festgestellt: „Nicht unerheblich ist, dass eine Seite des christlichen Fastens neu und eindrucksvoll herausgestellt wird, dass nämlich das durch Fasten Erübrigte den Armen zu Gute kommt.“
Ursprüngliche Idee war also, mit einem gemeinsamen einfachen Essen, zum Beispiel einer Suppe statt des sonst üblichen Sonntagsbratens, auszukommen, gleichzeitig aber den Betrag zu spenden, den man im Gasthaus bezahlt hätte. Der Betrag sollte in die Misereor-Kollekte der Pfarrei gegeben oder für ein konkretes Misereor-Projekt gespendet werden.
Liest man heute Ankündigungen und Berichte der Lokalzeitungen über die örtlichen Fastenessen, dann ist vielfach diese ursprüngliche Idee verloren gegangen. Die angebotenen Mahlzeiten fallen oft üppig aus. Zu exotischen Suppen oder Mehr-Gänge-Menüs gibt es noch eine große Auswahl an Selbstgebackenem. Das Engagement ist sicher aller Ehren wert. Die Frage muss aber wohl erlaubt sein, ob das noch einer Vorstellung vom Fasten oder einfachem Essen entspricht?
Gleiches gilt für den Erlös: Statt für ein Misereor-Projekt wird häufig für einen nicht näher genannten „Sozialen Zweck“ gespendet, manchmal für ein Projekt der eigenen Pfarrei: den Umbau des Pfarrheims, einen bekannten Missionar, eine neue Orgel, Altardecken und Kerzenleuchter. Das Geld aus dem Fastenessen wird im Sinn der ursprünglichen Aktionsabsicht den Armen und Hungernden im globalen Süden vorenthalten. Dabei sind sie, die Tag für Tag ums Überleben kämpfen, in besonderem Maße auf unsere Solidarität angewiesen.
Die Fastenzeit ist eigentlich eine Zeit der Besinnung und des Innehaltens. Sie eröffnet die Möglichkeit, uns auf das zu besinnen, worauf es im Leben wirklich ankommt, oder unseren oft üppigen Lebensstil zu reflektieren. Dazu gehört – und besonders auch nach dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit – die Praxis unserer christlichen Nächstenliebe.
Fastenessen solidarisch, fair und bio gestalten
Gleich dreifach können sich Veranstalter von Fastenessen solidarisch zeigen. Zum einen mit dem Spendenzweck, indem der Erlös der Projektarbeit von Misereor zu Gute kommt und so den Armen auf direktem Weg geholfen wird, sich aus Not und Ungerechtigkeit zu befreien, durch Brunnenbau, Saatgut, Bildung.
Mit der Verwendung fair gehandelter Produkte für das Fastenessen wird den Produzenten vor Ort ermöglicht, ein Einkommen zu erwirtschaften, das einen nachhaltigen Weg aus der Armut ermöglicht. Und drittens profitieren bei den meist biologisch angebauten Lebensmitteln (ohne chemischen Dünger, ohne Pestizide, ohne Monokulturen) aus fairem Handel auch Umwelt und Natur und so letztlich auch der Konsument.
Mehr Informationen, Tipps zur Durchführung, Organisationshilfen und leckere einfache Rezepte gibt es auf der Homepage von Misereor und bei uns im Internet unter www.gemeinde-creativ.de.
Foto: Misereor