„Dies ist eine kleine Geschichte über vier Kollegen namens JEDER, JEMAND, IRGENDJEMAND und NIEMAND.
Es ging darum, eine wichtige Arbeit zu erledigen, und JEDER war sicher, dass sich JEMAND darum kümmert. IRGENDJEMAND hätte es tun können, aber NIEMAND tat es. JEMAND wurde wütend, weil es JEDER’s Arbeit war. JEDER dachte, IRGENDJEMAND könnte es machen, aber NIEMAND wusste, dass JEDER es nicht tun würde.
Schließlich beschuldigte JEDER JEMAND, weil NIEMAND tat, was IRGENDJEMAND hätte tun können…“
Die kleine Geschichte wird vielen von uns irgendwie bekannt vorkommen. Vielleicht erleben wir Ähnliches in unseren Familien, an unserem Arbeitsplatz, in unserem Freundeskreis und natürlich auch in unseren Pfarrgemeinden.
Vielleicht entdecke ich in dieser Geschichte mich selbst als Protagonisten.
Es geht um die Verantwortung, die jeder von uns innerhalb unserer Gesellschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz und natürlich auch in den Pfarrgemeinden und den dazugehörigen Gremien hat:
Verantwortung für mich persönlich, aber auch für meine Mitmenschen.
Zu oft verstecken wir uns hinter der Frage, warum gerade ich persönlich Verantwortung übernehmen, mich zuständig fühlen soll. In unserer modernen Gesellschaft gibt es doch für alles Zuständigkeiten, Regelungen, Gesetze, Spezialisten und Institutionen.
Warum also ich? Warum soll gerade ich verantwortlich sein, wenn auch andere dafür Sorge tragen könnten? Warum denn soll ich für andere in die Bresche springen?
Schön doof? Oder romantisch? Oder doch im wahrsten Sinne des Wortes christlich?
Christlich deshalb, weil ich meinen Nächsten lieben soll wie mich selbst.
Liebe treibt Menschen überall in unserer Welt zum Dienen an: im Hospiz, bei der Tafel, in der Wärmestube, in der Nachbarschaftshilfe, bei der Flüchtlingsbetreuung, bei der Freiwilligen Feuerwehr und unseren Rettungsdiensten, in der Familie und auch in unseren Pfarrgemeinden.
Gott sei Dank übernehmen ungezählte Frauen und Männer Verantwortung – aus Liebe zu den Menschen, ohne Rechnungen zu stellen.
Verantwortung übernehmen aus Liebe zu unseren Schwestern und Brüdern überall auf dieser Welt ist nichts Romantisches oder Naives, sondern die Antwort darauf, dass Gott uns liebt.
Als Christ und gerade als aktives Mitglied einer Pfarrgemeinde darf ich nicht darauf warten, dass sich irgendjemand schon kümmern wird. Wenn ich mich darauf verlasse, dann stehe ich – und nicht nur ich – irgendwann wirklich verlassen da.
Ich ganz persönlich bin aufgefordert und dazu berufen, im Namen Gottes etwas zu tun, mich einzumischen und unsere Gesellschaft mitzugestalten. Auch dann, wenn ich für Andere deshalb ein Idiot bin.
Übrigens: das Wort Idiot kommt aus dem Griechischen und heißt soviel wie Nur-Privatmann, einfacher Mensch – Laie.
Lassen wir uns als Laien inspirieren von der spanischen Mystikerin Teresa von Avila, die bereits im 16. Jahrhundert betete:
Christus hat keinen Körper außer Deinem.
Keine Hände, keine Füße auf der Erde außer Deinen.
Es sind Deine Augen, mit denen er sieht – er leidet mit dieser Welt.
Es sind Deine Füße, mit denen er geht, um Gutes zu tun.
Es sind Deine Hände, mit denen er die Welt segnet.
Christus hat jetzt keinen Körper auf der Erde außer Deinem.
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