Für eine der großen Lebensmittelketten war die knapp 1.000-Seelen-Gemeinde Harthausen im Landkreis München einfach zu klein und damit unattraktiv. Als aber schließlich auch noch als letzte Einkaufsmöglichkeit der örtliche Metzgerladen geschlossen hatte, musste etwas passieren. Und so haben sich Harthausener selbst geholfen – mit einem Dorfladen. Der hat nicht nur Mehl und Zucker, sondern auch einen Ratsch unter Bekannten mit im Angebot.
Wenn die heutige Geschäftsführerin Johanna Mayer über ihren Laden spricht, klingt sie sehr zufrieden. Aber bevor sie im vergangenen September 10-jähriges Jubiläum feiern konnte, wartete viel Arbeit auf sie. Etwa 190 Teilhaber kauften Anteile des zukünftigen Ladens und schufen so das Grundkapital. In mehr als 1.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit bauten daraufhin die Harthausener das alte Feuerwehrhaus zu dem kleinen Geschäft mit 80 Quadratmetern Fläche um. Eine Grundausstattung musste her: Theken für Fleisch- und Molkereiprodukte, Gefriertruhen, Kaffeemaschine. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, findet Johanna Mayer: „Es ist einfach öfter so, dass man sich denkt: Das war jetzt schön, das geht sonst nicht.“
Regionales Sortiment

Das Sortiment ist regional – hier bekommt man alles für den täglichen Bedarf.
Damit meint sie vor allem den sozialen Aspekt des Ladens, den mittlerweile ein Team aus acht Personen betreibt: Zum einen bieten sie viele regionale Produkte an, die bei den gängigen Diskountern nicht zu haben sind. Dazu gehören zum Beispiel Gemüse aus Ismaning, in der Nähe von Erding produzierter Joghurt oder Kaffee aus einer Kaffeerösterei aus Aßling. Zum anderen ist das Geschäft ein Treffpunkt für Jung und Alt geworden, da kann der Platz schon mal eng werden, erzählt Johanna Mayer: „Weil die Bushaltestelle direkt vor der Tür ist, warten oft die Eltern bei uns auf ihre Kinder und trinken Kaffee. Da haben wir teilweise vier oder fünf Kinderwägen im Laden.“ Aber nicht nur für Familien ist der Dorfladen ein Gewinn: „Er ist auch wichtig für ältere Leute. Die können häufig nicht mehr Auto fahren und kaufen bei uns das, was sie jeden Tag brauchen. Das sind oft einfach nur zwei Semmeln, ein bisschen Wurst und Käse und ein Stück Butter. Aber bei uns kriegt man halt auch nur 50 Gramm, wenn man nicht mehr braucht, und es gibt immer einen kurzen Ratsch.“ Und auch die Kleinsten schauen gerne vorbei: „Die können selber mit ihrem Taschengeld kommen und ausrechnen, wie viele Gummischlangen sie für einen Euro kriegen. Das ist wie früher in den kleinen Kramerläden.“
So sind die Harthausener unabhängig, was die Dinge des alltäglichen Bedarfs angeht: Milch, Butter, Obst, Gemüse, Backwaren – alles da. Beliefert werden sie von einem Unternehmen, das kleinere Geschäfte und Shops wie Tankstellen und andere Dorfläden versorgt. Und dafür muss man auch bei guter Qualität und regionalen Produkten nicht zu tief in den Geldbeutel greifen, findet Johanna Mayer. „Klar, preislich können Sie uns mit einem der großen Discounter nie vergleichen, weil wir natürlich andere Einkaufspreise haben. Aber bei den Molkereiprodukten oder Nudeln sind wir im Vergleich zu den kleineren Ketten meistens nur 10 oder 20 Cent teurer.“
Und das wird von den Bürgern gut angenommen: Die Kirche kauft für Feste ein, Theater- oder Stopselverein bestellen Braten, der Kriegerjahrtag wird mit Produkten aus dem Laden gefeiert.
Zum Jubiläum gab es bei schönem Wetter Anfang September 2019 ein kleines Fest mit Mittagessen, Musik und Kaffee und Kuchen. Johanna Mayer schätzt, dass gut 200 Besucher gekommen waren: „Auf jeden Fall war der ganze Parkplatz voll und sogar ein Dirndlabschied war zum Sektfrühstück da!“
Titelbild: Der Dorfladen in Harthausen/Grasbrunn ist ein Treffpunkt für alle Generationen.
Fotos: Johanna Mayer