Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller schätzt die Arbeit, die kirchliche Organisationen und deren Partner vor Ort leisten.
Wir leben in einem globalen Dorf. Spätestens die Flüchtlingsströme haben vielen Menschen klargemacht: Unsere Schicksale sind global miteinander verbunden. 68 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt, eine Weltbevölkerung, die jedes Jahr um 80 Millionen wächst und die Auswirkungen des Klimawandels: All das betrifft auch uns in Deutschland. Fragen nach Wasser, Nahrung, Energie, Klima und Umwelt gehören heute zu den Überlebensfragen der Menschheit. Tatsächlich aber beanspruchen 20 Prozent der Weltbevölkerung – wir in den Industriestaaten – 80 Prozent des Reichtums und verursachen zwei Drittel der Umwelt- und Klimaschäden. Wir leben auf Kosten der ärmeren Menschen und auf Kosten unseres Planeten.
Es kann uns nicht egal sein, wie sich andere Länder auf der Welt entwickeln. Wir haben keine erste, zweite oder dritte Welt, sondern nur die eine. Und für die tragen wir alle gemeinsam Verantwortung, nicht nur Politiker und Regierungen, sondern jede und jeder Einzelne von uns: Bürger, Kirchen und Kommunen, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Wir alle müssen Nachhaltigkeit zu einem zentralen Prinzip unseres Handelns machen. Denn was wir tun, hat Folgen für andere: für andere Menschen in fernen Ländern und für unsere Kinder und Enkel.
Die Kirchen haben das schon vor vielen Jahren erkannt und die Idee des „Fairen Handels“ ins Leben gerufen. Eine Erfolgsgeschichte, die in vielen Kommunen, Diözesen und Pfarrgemeinden fortgeschrieben wird. Überhaupt waren die Kirchen Vorreiter der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Sie haben die Gedanken von Nächstenliebe, weltweiter Solidarität, Gerechtigkeit und Verantwortung der Starken für die Schwachen schon immer hochgehalten. Vor genau 60 Jahren wurden die beiden Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt gegründet. Zugleich ist 1958 das Erscheinungsjahr der ersten Ausgabe von Gemeinde creativ, damals noch unter anderem Namen – herzlichen Glückwunsch zum 60. Geburtstag!
Seit Beginn der staatlichen Entwicklungspolitik begleiten die kirchlichen Hilfswerke im ökumenischen Schulterschluss unsere Arbeit – als starke, zuverlässige und manchmal auch kritische Partner. Offenheit, Barmherzigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind die Eckpfeiler christlicher Entwicklungspolitik. Die Kirchen und Hilfswerke sind offen für alle Menschen in Not, unabhängig von Geschlecht, Nation oder Religion. Und dank ihrer weltweiten Partner und Netzwerke arbeiten sie sogar dort, wo es unsere staatliche Entwicklungszusammenarbeit nicht oder nicht mehr kann. Dieser Arbeit messen wir entscheidende Bedeutung bei. In diesem Jahr steigern wir die Unterstützung für die kirchlichen Hilfswerke noch einmal deutlich. Damit helfen wir kirchlichen Projekten in der ganzen Welt.
Zivilgesellschaftliches Engagement ist eine tragende Säule der deutschen Entwicklungspolitik. Wo immer es möglich ist, geben wir zivilgesellschaftlichen Lösungen den Vorrang vor staatlichen Maßnahmen. Gemeinsam treibt uns ein Ziel an: Allen Menschen weltweit ein selbstbestimmtes Leben in Gerechtigkeit, Würde und Frieden zu ermöglichen.
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