Beispiele aus drei Pfarreien
Gedenken und Erinnern – das gilt in der Kirche in erster Linie den Verstorbenen, dann aber auch Ereignissen und Geschehnissen. Totenbücher, Gedenkwände und thematische Gottesdienste – wie das Erinnern in Pfarreien gelingen kann, soll in diesem Beitrag anhand einiger Beispiele aus der Diözese Regensburg gezeigt werden.
Auf das Requiem, meist mit einer Würdigung des Verstorbenen, soll hier nicht näher eingegangen werden, da dies wohl allerorts üblich ist. In der Pfarrei St. Martin Pfraundorf, Teil der Pfarreiengemeinschaft Beratzhausen-Pfraundorf, gibt es noch den Brauch eines zweiten Requiems (früher „Beimesse“), das zwei bis drei Wochen nach dem mit der Beisetzung verbundenen Trauergottesdienst stattfindet und zu dem die Angehörigen eingeladen werden. Die im Pfarrbrief veröffentlichten Messintentionen, also welche Person für welche Verstorbenen die jeweilige Messe lesen lässt, nennt Monsignore Georg Dunst entweder an passender Stelle im Hochgebet nach der Wandlung oder zu Beginn des Gottesdienstes nach der Begrüßung oder am Ende der Fürbitten. „Bei einer Namensnennung kommen die Angehörigen eher“, sagt der Seelsorger.
In beiden Pfarreien gibt es außerdem ein so genanntes Monatsgedenken, bei dem aller Verstorbenen der vergangenen zehn Jahre im entsprechenden Monat gedacht wird. Die Namen werden im Pfarrbrief aufgelistet. Im Rahmen einer Abendmesse an einem Werktag erfolgt diese besondere Form des Totengedenkens. Natürlich wird an Allerheiligen und Allerseelen der Toten gedacht, namentlich der seit dem Vorjahr verstorbenen Personen und mit Segnung der Gräber. Persönlicher hingegen ist eine spezielle Gedenkmesse an einem Samstagabend im Advent, zu dem die Familien der im Kalenderjahr Verstorbenen persönlich eingeladen werden. Der Seelsorger stimmt die Predigt darauf ab und für alle Trauerfamilien gibt es einen Trostbrief und eine gesegnete Kerze, die an Weihnachten zuhause zum Gedenken aufgestellt und angezündet werden kann. „Diese Gedenkmesse wird überaus positiv angenommen“, erklärt Pfarrer Dunst.
Ein Monatsgedenken für die im vorangegangenen Monat Verstorbenen gibt es bei einem Gottesdienst jeden ersten Donnerstag in der Pfarrei St. Nikolaus in Rötz. In der Einführung sowie in den Fürbitten und durch die musikalische Gestaltung erhält die Messe einen entsprechenden Charakter. Ein „Sechswochen-Amt“ an einem Sonntagabend nach der ersten Trauerphase bietet die Pfarrei St. Laurentius in Neustadt/Donau. Die Angehörigen werden dazu eingeladen, die Intentionen im Pfarrbrief veröffentlicht. Ebenso gibt es hier im November einen Gesprächsabend für die Angehörigen der im zurückliegenden Jahr Verstorbenen. Zum Ambiente gehören die Sterbebilder, die Osterkerze und farbige Tücher, mit einem Impuls von Monsignore Johannes Hofmann und angeregt durch Sprichwortkarten beginnt das Gespräch. „Es kann beim Schweigen bleiben oder ein zwangloses Gespräch entstehen. Es geht darum, die Leute abzuholen und sie aufzubauen“, erläutert der Pfarrer. Letztlich soll deutlich werden, dass der Glaube und die christliche Botschaft doch etwas mehr sagen und für die Hinterbliebenen bringen können.
Bilder und Namen
In unterschiedlichen Variationen wird vielerorts auch in Wort und Bild an die Verstorbenen eines bestimmten Zeitraumes erinnert. In der Pfarrei Beratzhausen liegt an einem der Seitenaltäre ein Ordner auf – das Totenbuch, in dem sauber aufbereitet in Klarsichtfolien die Sterbebilder eingeordnet sind. Rückwärts kann man sich so über die Todesfälle der Gemeinde informieren.
Gleich zwei schriftliche und bebilderte Reminiszenzen an die Verstorbenen gibt es in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Rötz. Der seit Herbst 2017 hier wirkende Pfarrer Alexander Dyadychenko plant auf der linken Seite des Gotteshauses eine eigene „Sterbeecke“, die natürlich auch in Abstimmung zum Inneren der Kirche entsprechend künstlerisch gestaltet werden soll. Ein erstes Element, das Totenbuch, hat er aber schon selbst umgesetzt. In diesem werden die Sterbebilder der Toten zwischen den Allerheiligentagen dokumentiert. Da Sterbebilder heute bezüglich der Fotomotive sehr persönlich erstellt werden können, hat dieses Totenbuch einen hohen Zuspruch. „Nach dem Gottesdienst gehen viele nach vorne und blättern darin“, schildert Pfarrer Dyadychenko.
Doch die Pfarrei Rötz kann noch eine weitere, nicht alltägliche Zusammenstellung von Toten vorweisen – das sogenannte Totenregister. Hier sind alle Verstorbenen seit dem Jahr 1950 aufgeführt. Die Hintergründe der Entstehung dieses Registers sind heute nicht mehr bekannt, seitens der Pfarrei kümmert sich Doris Dimpfl, Mitglied der Kirchenverwaltung, um das Register. Momentan wird es digitalisiert, alle zwei bis drei Monate wird es aktualisiert. Das Totenregister ist ganz einfach gehalten: Hauptzahl ist der Kalendertag, unter diesem sind dann die im jeweiligen Jahr verstorbenen Personen der Reihe nach angeführt. Es hat also exakt 366 Seiten – für jeden Tag im Jahr eine.
Eine Sakramentenwand findet sich in der Pfarrkirche St. Laurentius in Neustadt/Donau. Hier finden sich Bilder von Taufen, Trauungen, Erstkommunion, Firmung – und auch die Sterbebilder der Verstorbenen bis etwa ein Jahr zurück. Nach der Renovierung der Kirche waren die Nischen, wo sich zuvor Beichtstühle befunden hatten, frei geworden. Diesen Platz nutzte man dann für die Sakramentenwand. „Erinnern tut den Menschen gut. Das ist ein Ort, an dem die Leute immer wieder nachschauen und draufschauen“, schildert Monsignore Johannes Hofmann.
Erinnernswertes
Gedenken und Jubiläen von Vereinen und Gruppen, vielfach mit eigenem Totengedenken, und die Mitwirkung beim Volkstrauertag sollen hier – da wohl überall verbreitet – nicht näher beschrieben werden.
Bisweilen feiern kirchliche Gebäude, Gotteshäuser oder auch Pfarreien selbst Jubiläen und erinnern dabei an die mehr oder weniger lange Historie. In der Pfarrei St. Peter und Paul Beratzhausen wurde von 2012 bis 2014 das 250-jährige Jubiläum der Pfarrkirche (in der jetzigen Baugestaltung) begangen. Die Pfarrei tat dies mit einem „TriAnnum“, einer über die drei Jahre laufenden Reihe an Gottesdiensten, Andachten, Wallfahrten, Vorträgen, Konzerten und anderen Veranstaltungen. Großer Wert wurde auf die Nachhaltigkeit gelegt. So wurden unter anderem die Prozession von der Pfarrkirche zur Friedhofskirche St. Sebastian zu deren Patrozinium im Januar wieder eingeführt, ebenso die Wallfahrt zur Mariahilf-Kirche. Diese zog in früheren Jahrhunderten Pilger aus zum Teil weit entfernten Orten an. Seit 2012 gibt es wieder eine Sternwallfahrt am Patrozinium Maria Magdalena aus dem Zentralort und den Filialen/Ortsteilen sowie alle zwei Jahre des Bezirksverbandes der Marianischen Männerkongregation. Wichtig bei Jubiläen sind auch Festschriften, die zwar viel Arbeit bedeuten, aber Wissens- und Erinnernswertes dokumentieren.
Ein besonderes Ereignis für Neustadt an der Donau war am 24. Mai 1999 (damals Pfingstmontag) der Dammbruch mit dem gigantischen Hochwasser. Seit dem ersten Jahrestag im Jahr 2000 gibt es eine Andacht am Ort des Geschehens, die alle fünf Jahre in einem größeren Rahmen begangen wird. Beim Volksfest an Pfingsten gibt es seither einen ökumenischen Gottesdienst, bei dem an diese Katastrophe erinnert wird. Ferner führt am Dienstag in der Karwoche ein Kreuzweg mit fünf Stationen zur Donau, wobei auch an andere Dinge, wie beispielsweise Krankheit und Tod, im Gebet erinnert wird.
Titelbild: Pfarrer Alexander Dyadychenko aus Rötz mit dem von ihm konzipierten aktuellen Totenbuch.
Fotos: Markus Bauer