Die Frühjahrstagung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern stand unter dem Leitwort „Lust auf Wandel – Gerechtigkeit ökologisch und sozial gestalten“. Es ging um Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Konsum und die eigene Verantwortung.
Angelehnt an Papst Franziskus – „diese Wirtschaft tötet“ (Evangelii Gaudium 53) – formulierte Renate Oxenknecht-Witzsch, Professorin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: „Dieser Lebensstil tötet“. Er beruhe auf der Ausbeutung der Menschen und Länder im globalen Süden und würden alle Menschen leben wie die westlichen Industrienationen, es bräuchte drei Erden, um die Konsumbedürfnisse zu befriedigen. Jeder müsse hier Verantwortung übernehmen – und zwar bei jedem Einkauf. Für den Vorsitzenden des Landeskomitees, Joachim Unterländer, ist ganz klar: Die soziale Marktwirtschaft ist ein Erfolgsmodell. Aber sie muss weiterentwickelt werden, hin zu einer öko-sozialen Marktwirtschaft, die Gemeinwohl und soziale Gerechtigkeit gewährleiste. Die Politik agiere vielfach zu oberflächlich und zu kurzsichtig, sagte der ehemalige Landtagsabgeordnete. Er vermisse ganzheitliche Ansätze. Man müsse sich lösen von der Vorstellung, ein Beschluss reiche aus, um ein Thema zu den Akten legen zu können.

Der Vorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger, würdigte die 2015 erschienene Papst-Enzyklika Laudato si‘ und forderte die Anwesenden zum persönlichen Einsatz auf. Foto: alx
Der Vorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger, erinnerte an das Jahr 2015, als die UN die 17 Klimaziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) beschlossen und Papst Franziskus seine öko-soziale Enzyklika Laudato si‘ veröffentlicht habe. Dieses Papier habe große Aufmerksamkeit erfahren, im innerkirchlichen wie auch im außerkirchlichen Bereich. Es habe gezeigt, dass der biblische Satz „mache Dir die Erde Untertan“ vielfach nicht richtig interpretiert worden sei. Es gelte, die Erde zu nutzen, aber ihre Grenzen zu beachten. Er machte deutlich, dass dies in einer kommerzorientierten Welt ohne das Engagement der Christinnen und Christen nicht möglich sein werde. Die Kirchen müssten ihre Verantwortung leben und dies in der Gesellschaft auch deutlich sichtbar machen, beispielweise bei Fragen der Beschaffung, der ethischen Geldanlagen und des Grundbesitzes sowie der Bewirtschaftung ihrer Flächen. Jeder Christ müsse zudem persönlich als „gutes Beispiel“ vorangehen.
Pfarrer Franz Schollerer, Landespräses der KAB, warnte vor der „weltweit wachsenden Ungleichheit“, einem „Hyperkapitalismus“ und einem unhinterfragten Glauben an die „Werbeversprechen“ der digitalen Industrie. Es sei grundsätzlich zu unterscheiden zwischen einer begrüßenswerten Technik, die dem Menschen schwere körperliche Arbeit abnehme, und eher fragwürdiger Technik, etwa wenn an Algorithmen Entscheidungen und Verantwortung delegiert werden. Entscheidend sei die Frage: Wer stellt die Regeln auf?
Am zweiten Tag standen dann innerkirchliche Themen im Fokus: Joachim Unterländer ging in seinem Bericht auf die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche ein. Die Ergebnisse der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz ließen „mit Hoffnung in die Zukunft blicken“, der hier „angekündigte synodale Weg muss konsequent begangen werden“, forderte er. Dieser Prozess müsse aber zu konkreten Ergebnissen führen. Um verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen, sei die Einbindung der Laien zwingend notwendig. Im Vordergrund des gemeinsamen Wegs müssten die vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, genannten Punkte sein: Fragen des klerikalen Machtmissbrauchs und eines dabei dringend notwendigen Aufbaus einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit, die Befassung mit dem Zölibat, die Sexualmoral der Kirche und schließlich die Rolle der Frau in der Kirche. Bei allem dürften „die Missbrauchsopfer nicht aus dem Blick geraten“, unterstrich Unterländer. (alx/ck)
Fotos: Alexandra Hofstätter