Liebe Leserin, Lieber Leser,
Ganz im Sinn von US-Präsident Donald Trumps Wahlspruch „America first“ konnte man in den vergangenen Monaten den Eindruck gewinnen, dass einige europäische Länder diesem Slogan durchaus etwas abgewinnen können: „Prima Italia“ zeigte sich bei den heftigen Diskussionen um die geplanten Reformen, die das Land in die Schuldenkrise reiten können, die wirren Brexit-Debatten können als Paradebeispiel einer Mentalität des „UK first“ gesehen werden. „Bayern first“, das ist nicht christlich, das ist nicht katholisch – machte der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Hans Tremmel, vor einiger Zeit deutlich. Damit sieht er sich auf einer Linie mit leidenschaftlichen Europäern, wie dem Europaabgeordneten Manfred Weber – „Die EU ist unsere Lebensversicherung“ – und Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Der sagte unlängst: „Die Armen in Rumänien, die Arbeitslosen in Italien, das ist auch unser Problem“. Ohne Solidarität verkomme Subsidiarität – eines der wichtigsten Prinzipien der katholischen Soziallehre – zum Eigennutz. Folglich: ohne Solidarität gibt es kein gutes Zusammenleben in Europa.
Im Kommentar scheibt Heribert Prantl, warum wir Europa brauchen – heute vielleicht mehr denn je! Wir schauen, wie sich beim Jugendfriedensfestival „Rendezvouz! Gemeinsam für Europa“ junge Menschen aus ganz Europa treffen und sich über Landesgrenzen hinweg für die Einheit und das Miteinander stark machen. Wir stellen mit „Pulse of Europe“ eine Initiative vor, die regelmäßig hunderte Menschen dazu bewegt, mit Europaflaggen auf die Straßen zu gehen und friedlich für Zusammenhalt und die Weiterentwicklung der Europäischen Union zu demonstrieren. Für den Präsidenten der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union, Luxemburgs Erzbischof Jean-Claude Hollerich, bedeutet Europa vor allem eines: Frieden und Freiheit. Im Interview macht er deutlich, was er unter christlicher Politik für Europa versteht und warum die Migrationsfrage nicht nur eine Schicksalsfrage für einzelne Länder, sondern für die gesamte europäische Gemeinschaft ist.
Wir hoffen, dass ein europäischer Geist durch diese Seiten von Gemeinde creativ weht, der die Idee von Europa spürbar werden lässt – abseits von Verordnungen und bürokratischen Gebilden – die Idee vom friedlichen Zusammenleben, vom „Nie-wieder-Krieg“ auf diesem Kontinent und vom gemeinsamen Gestalten der Zukunft.
Ihre
Alexandra Hofstätter, Redaktionsleiterin
Beitragsbild: TIERO / Adobe Stock