Segensroboter BlessU-2 zieht Aufmerksamkeit, neugierige Blicke und auch Kritik auf sich
Der Segensroboter mit dem Namen BlessU-2 verkörpert ein künstlerisches Experiment und Kommunikationsprojekt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Seit 2017 bewegt er ungebremst Menschen und Medien, seinerzeit stand er auf der Weltausstellung in Wittenberg. Nun kann er europaweit ausgeliehen werden. Was ist dran, was haben sich sein Erfinder Fabian Vogt und die EKHN dabei gedacht und was sagt eigentlich das Glaubensvolk über ihn?
Wenn ein Geldautomat auf Knopfdruck eine Klappe öffnet und Scheine nach außen befördert, ist das gelebter Alltag. Doch wenn ein Roboter auf Bildschirmberührung die Arme mechanisch anhebt und akustische Segensworte ausgibt, polarisiert das die Menschen. Dies, obwohl der BlessU-2 – rein technisch betrachtet – vermutlich vergleichsweise einfacher gestrickt ist. Doch er gibt eben kein Geld, sondern Segen, zumindest ist er so konzipiert. Die Mischung aus Roboter und kirchlicher Handlung scheint es zu sein, die provoziert und als Aufreger fungiert. Das berichtet Andrea Wagenknecht, Mitarbeiterin in der Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Wiesbaden, die sich den BlessU-2 ausgeliehen, ihn in und vor die Marktkirche in Wiesbaden gestellt hat. Dort stand er, konzeptgetreu, nie allein, es war immer ein Pfarrer und eine weitere Person dabei, die erklären konnten. BlessU-2 hat viel Zulauf und Echo erfahren. Die Leute fingen an, nachzudenken, ob sie das nun wollten oder nicht. Die Jüngeren und Älteren fanden das eher gut, dazwischen gingen die

BlessU-2 brauchte die Menschen in der Marktkirche in Wiesbaden zum Nachdenken, zog aber auch davor viele Blicke auf sich.
Meinungen auseinander. Ganz gleich wie, eines sei klargeworden: dass es für die subjektive Empfindung kein Segen war. Das stimmt mit einem Eindruck aus 2017 überein: Ein katholisches weibliches Gemeindemitglied aus Bayern besuchte den Roboter in Wittenberg zunächst eher aus Spaß, fühlte sich dann, davorstehend, allerdings unwohl: „Segen bedeutet mir persönlich viel, es hat für mich etwas Göttliches, ihn zu erhalten.“
Volker Rahn, Pressesprecher und Pfarrer der EKHN, sagt: „Die Maschine will seit 2017 zum vielfältigen Diskurs über das Thema Segen und die Bedeutung spiritueller Formen in einer zunehmend digitalen Gesellschaft anregen. Der BlessU-2 will die geistliche und digitale Welt bewusst zusammenführen.“
Der Erfinder, Fabian Vogt, aus der EKHN-Öffentlichkeitsarbeit findet: „Die Kirchen sollten den Schatz des Segens neu entdecken. Deshalb haben wir als hessische Kirche auf der ‚Weltausstellung Reformation‘ das Thema Segen in den Mittelpunkt gestellt.“ Also eine kreative, ungewöhnliche und etwas provokante Kommunikationsidee, wie er selbst sagt. Dies deshalb, weil die Menschen sich darüber klar werden sollten, was es bedeute, gesegnet zu sein, und wie das passiere. Vogt freut sich, weil dieses Unterfangen für ihn gelungen ist: Durch den BlessU-2 hätten bereits Tausende neu über die Bedeutung des Segens nachgedacht. Bleibt zu sagen, dass die Sache mit dem Segen künftig kein Kreuz sein muss, auch dann nicht, wenn der BlessU-2 seine Roboterarme im Spiel hat.
Fotos: Andrea Wagenknecht / Evangelisches Dekanat Wiesbaden