Selig, die Frieden stiften – so heißt es in der Bergpredigt. Diese Ermutigung zum Engagement für den Frieden nimmt pax christi seit 75 Jahren an. Alles begann 1945 mit der Pioniervision einer Lehrerin, Marthe-Marie Dortel-Claudot, und Bischof Pierre-Marie Théas von Montauban in Südfrankreich. Die Gründerinnen und Gründer wollten nach dem Zweiten Weltkrieg trotz aller Widrigkeiten die Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland fördern. Was als Gebetskampagne begann, wurde bald zur offiziellen internationalen katholischen Friedensbewegung – die Geburtsstunde von pax christi.
75 Jahre später engagieren sich Ehrenamtliche weltweit mit derselben Leidenschaft und Hingabe wie die Pioniere. Die Mitglieder des internationalen ökumenischen Netzwerks legen persönlich Zeugnis ab für die Botschaft des Friedens, der Versöhnung und der aktiven Gewaltfreiheit. Doch was heißt es heute, im Jahr 2020, die gewaltfreie Botschaft Jesu umzusetzen?
Für pax christi bedeutet es, die gewaltfreie Botschaft des Evangeliums politisch zu verstehen und sich für eine gerechte Welt ohne Gewalt und Waffen einzusetzen. Angesichts zahlreicher gewaltvoller staatlicher und innergesellschaftlicher Konflikte klingt diese Forderung zunächst naiv. Doch bereits Jesus hat gezeigt, dass Gewaltfreiheit nicht passiv oder schwach ist, sondern wirkungsvoll. Es ist ein neues Denken und Handeln dazu notwendig, eines, das sich nicht auf Gewalt, militärische Macht und Androhung von Militäreinsätzen stützt. Eine Politik der Gewaltfreiheit setzt dem Trend des Aufrüstens und der Militarisierung die klare Forderung nach globaler Abrüstung, Verbot von Rüstungsexporten sowie die Abschaffung von Atomwaffen entgegen. Darüber hinaus umfasst das Engagement für Frieden und Gewaltfreiheit auch den Einsatz für Menschenrechte und das Völkerrecht. So machen wir mit unserer aktuellen Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ auf die Situation der Geflüchteten auf den griechischen Inseln aufmerksam und fordern die sofortige Evakuierung der Menschen, um sie vor einem weiteren Winter in den menschenunwürdigen Lagern zu bewahren.
Mit Papst Franziskus hat pax christi einen wichtigen Unterstützer an seiner Seite. In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2017 forderte der Papst, Gewaltfreiheit als Stil einer Politik für den Frieden zu begreifen und betont darin explizit die Wirksamkeit von praktizierter Gewaltfreiheit. Mit Verweis auf Vorbilder wie Mutter Teresa, Mahatma Ghandi und Martin Luther King jr. fordert er alle Menschen guten Willens auf, aktive Gewaltfreiheit zu einem Lebensstil zu machen und Spannungen und Konflikte durch Dialog, Achtung, Suche nach dem Wohl des anderen, Barmherzigkeit und Vergebung zu überwinden. Der Forderung folgt am Ende des Textes eine Ermutigung, der ich mich nur anschließen kann: „Alle können Handwerker und Handwerkerinnen des Friedens sein.“
Auch wenn das 75-jährige Jubiläum von pax christi nicht wie geplant gefeiert werden konnte, der Verband hat sich allerhand neue, „digitale“ Wege gesucht, um die Botschaft vom Frieden auch in diesem Jahr unter die Menschen zu bringen. Beispielsweise gibt es regelmäßige Online-Seminare unter dem Stichwort „Frieden 4.0“ und eine Ausstellung stellt sieben Protagonisten der gewaltfreien Aktion vor und will damit die Idee der Gewaltfreiheit als eine realistische Möglichkeit der Konfliktregulierung neu in den Blick nehmen und eine notwenige Diskussion einleiten. Mehr zum Jubiläum unter lesen Sie hier.
Auf der Homepage von pax christi finden sich Informationen zu aktuellen Kampagnen, Veranstaltungen und Publikationen. Impulse und Informationen gibt es auch auf dem Youtube-Kanal des Verbandes .
Titelfoto: pax christi