Senioren sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. „Die Senioren“ gibt es nicht. Viele sind fit und agil und wollen sich einbringen, andere dagegen brauchen Hilfe. In Zukunft braucht es mehr noch „sorgende Gemeinden“. Diese entstehen nur, wenn verschiedene Akteure zusammenarbeiten.
Nach den Neuwahlen der Pfarrgemeinderäte werden nun in allen bayerischen Diözesen die neuen Gremien der Laienräte auf Pfarrei-, Dekanats- und Diözesanebene ihre Arbeit aufnehmen, ihre Ziele für die neue Amtsperiode beraten und entsprechende Sachausschüsse bilden.
Bereits in diesem Orientierungsprozess ist es nach Meinung des Landesforum Katholische Seniorenarbeit Bayern (LKSB) wichtig, dass diese Gremien sich auf allen Ebenen auch intensiv mit der kirchlichen Seniorenarbeit und der Rolle der Kirche in der Seniorenpolitik vor Ort befassen. Denn die kirchliche Seniorenarbeit steht vor großen Herausforderungen, denen sich die Verantwortlichen, Haupt- wie Ehrenamtliche, in den Pfarrgemeinden stellen müssen.
Der demographische Wandel bedeutet nicht nur eine Herausforderung für den Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt, sondern mindestens ebenso auch für Kirche und Gemeinde. Die Begleitung bei der Gestaltung der gewonnenen Lebenszeit mit all ihren Chancen und Krisen, sind eine enorme Chance für die Kirche, sich beim Aufbau einer sorgenden Gemeinde und eines gedeihlichen Miteinanders der Generationen als kompetent und hilfreich zu erweisen.
Der siebte Altenbericht der Bundesregierung von 2017 betont nachdrücklich die Notwendigkeit einer „sorgenden Gemeinde“, wobei diese nicht einseitig eine Sorge für ältere Menschen meint, sondern für alle Generationen und Lebensalter in einem Miteinander, zu dem jede Seite etwas beitragen kann, darf – und muss. Initiativen in diese Richtung gehen derzeit überwiegend von den Kommunen aus, während ein Engagement seitens der Kirche nur vereinzelt zu beobachten ist.
So wurde das seniorenpolitische Gesamtkonzept der bayerischen Staatsregierung in den vergangenen zehn Jahren in mehr als 80 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte umgesetzt und hat zu positiven Veränderungen für die Lebenssituationen älterer Menschen beigetragen.
Deshalb erachten wir es als notwendig, dass sich auch die Pfarrgemeinden stärker in diesem Prozess engagieren und sich mit kommunalen Initiativen vernetzen. Wir müssen uns als Kirche fragen: Sind wir tatsächlich eine „sorgende Gemeinde“ und gehen wir aktiv auf die Kommunen zu? Was können wir beitragen und wo können wir uns als Kirche einbringen? Andere kirchliche Ebenen – auch die des Laienengagements – müssen sich fragen, wie sie diese Bemühungen und Prozesse stärker begleiten und unterstützen können.
Insbesondere müssen die kirchlichen Beauftragten für Seniorenarbeit sehr viel stärker als bisher mit den Verantwortlichen der politischen Gemeinde zusammenarbeiten und vor allem auch zur Mitarbeit im kommunalen Seniorenbeirat bereit sein. Neben dem engen Kontakt zur politischen Gemeinde halten wir Folgendes für sinnvoll:
- Kooperation mit den Verantwortlichen der Seniorengruppen und –initiativen,
- Kontakt zu Einrichtungen der Altenhilfe (Sozialstation, Pflegeheim),
- ökumenische Zusammenarbeit und Kontakte zu nicht-kirchlichen Senioreninitiativen,
- Kontakt zu den Verantwortlichen für kirchliche Seniorenarbeit auf Dekanats- und Diözesanebene.
Bei all diesen Anliegen erhalten Sie Unterstützung in den diözesanen Fachstellen für Seniorenarbeit und beim Landesforum Katholische Seniorenarbeit Bayern. Nur in einem gemeinsamen Bemühen von Ehrenamt und Hauptamt leistet Kirche einen Beitrag für eine sorgende Gemeinde.
„Wir müssen das kollektive Bewusstsein der Dankbarkeit, der Anerkennung, der Annahme neu erwecken, damit der alte Mensch sich als lebendiger Teil seiner Gemeinschaft fühlt. Die alten Menschen sind Männer und Frauen, Väter und Mütter, die vor uns auf unserem Weg, in unserem Haus waren, in unserem täglichen Kampf um ein Leben in Würde.“
(Papst Franziskus in Amoris laetitia Nr. 191)
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