Seit Februar hat die Corona-Pandemie unseren Alltag voll im Griff. Vieles ist ungewohnt, manchmal auch noch immer beängstigend. Noch weiß niemand, wann die Krise überwunden ist und wie schwer ihre Folgen tatsächlich sein werden – eines ist aber schon heute klar: die Welt nach Corona, sie wird eine andere sein als die davor.
In Krisen geschieht aber auch viel Gutes. Viele Menschen haben in den vergangenen Monaten keine Sekunde gezögert und haben denjenigen ihre Hilfe angeboten, die es in Zeiten von Corona besonders zu schützen gilt. Junge, gesunde Menschen haben Einkaufsdienste organisiert, Läden ihre betagten Kunden frei Haus und kostenlos beliefert, die Gesellschaft ist näher zusammengerückt, trotz – oder gerade wegen Ausgangssperren und Social distancing. Vieles, was nun aus der Not geboren wurde, kann aber auch für die Zeit nach Corona hilfreich und sinnvoll sein. Das gilt ganz besonders auch für Angebote und Aktionen, die in den vergangenen Wochen in unseren Pfarrgemeinden erwachsen sind.
Und auch wenn über Wochen keine Gottesdienste mehr gemeinsam in unseren Kirchen gefeiert werden konnten, Haupt- und Ehrenamtliche haben sich nicht entmutigen lassen. Sie haben Erfindergeist und Ideenreichtum bewiesen und haben kreative Formen gefunden, im Gebet verbunden zu bleiben und füreinander da zu sein. Einer, der schon früh in der Krise das Potential der Pfarrgemeinden erkannte, um „vorbildhaft zu zeigen, wie wir trotz Sicherheitsabstand miteinander beten, uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam Kirche leben können“, ist der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Hans Tremmel. In den Pfarrgemeinden und katholischen Verbänden gebe es viele, die mit Telefonaten, E-Mails und in anderen Medien mit fantasievollen Angeboten den sozialen Kontakt sicherstellten. Gerade auch die katholischen Laien und ehrenamtlich Engagierten hätten in dieser schweren Bewährungsprobe einen unverzichtbaren Beitrag zu leisten für die Gesellschaft und könnten die Nähe Gottes erfahrbar machen, betont Tremmel in einem Schreiben an Pfarrgemeinderäte und Verbände. Die Kirche lebe nicht alleine aus der Liturgie, sondern auch „aus der lebendigen Verkündigung der frohen Botschaft und der tätigen Nächstenliebe“ – vor allem jetzt, wo viele verunsichert oder in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht seien.
Bistümer, Diözesanräte und Verbände haben Beispiele von originellen Hilfsaktionen und spirituellen Angeboten zusammengestellt und wollen damit zur Nachahmung anregen. Wir können hier nur eine Handvoll Beispiele ansprechen. Eine ausführliche Sammlungen finden Sie unter www.landeskomitee.de.
Pfadfinder sagen Danke: „Schreibt einen Brief an das Krankenhaus in eurer Nähe oder den Hausarzt um die Ecke. Ein Dankeschön, eine kleine Anerkennung ihrer Leistung, kann einen schwierigen, arbeitsreichen Tag ein wenig leichter machen. Koordiniert euch doch einfach in eurer Pfadfigruppe, wer wen anschreibt und zaubert mit eurem Dankeschön ein Lächeln in die Gesichter der Helden des Alltags!“
Kirchen als Kraftorte neu entdeckt: Vielerorts wurden „Hoffnungswände“ oder Gebetsboxen aufgestellt, Fürbittbücher aufgelegt, um die persönlichen Sorgen, Bitten und Hoffnungen vor Gott zu bringen. Die Pfarrei St. Laurentius München hat in der Kirche eine Sandschale aufgestellt. Dort kann jeder, der zum individuellen Gebet kommt, ein Licht entzünden.
Anpassungsfähig sein: Die Missionsbenediktinerinnen Tutzing haben seit März Mundschutzmasken genäht, für das benachbarte Krankenhaus, für ambulante Pflegekräfte, Verkäufer im Einzelhandel und andere. Es ist ein Generationen übergreifendes Projekt geworden. Auch andere klösterliche Näh- und Schneiderstuben haben darauf umgestellt.
Geistliche Hausapotheke: Der Pfarrverband Nürnberg-Südwest/Stein hat eine „geistliche Hausapotheke“ zusammengestellt. Sie dient zur Stärkung, Ermutigung und zum Trost für diejenigen, die nicht wie gewohnt „von Angesicht zu Angesicht“ bedient werden können. Sie versammelt geistliche „Rezepte“ und Impulse zu spirituellen und alltagsnahen Themen, wie zum Beispiel „Kontrolle abgeben“ oder „Wenn Pläne über den Haufen geworfen werden“.
Spiele gegen den Lagerkoller: Familien mit Kindern haben in den vergangenen Wochen die „Spielidee des Tages“ zu schätzen gelernt, die jeden Tag auf der Homepage des „Pastoralen Raums Sankt Benedikt“ (Bistum Würzburg) zu finden war. Hier gab es neben klassischen Spielideen auch ungewöhnliche Vorschläge: ein Memory mit bunt bemalten Ostereiern zum Beispiel, eine Anleitung, wie man Leuchtknete selber herstellen kann und Anregungen für ein „Lagerkoller-Tagebuch“. Auch für die Senioren hielt die Liste Ideen bereit: Spiele-Tipps, die zum Nachdenken anregen oder auch einfach nur Spaß machen.
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