Liebe Leserin, Lieber Leser,
Ich erinnere mich an eine Hausaufgabe in der 6. Klasse. Wir sollten uns drei Vorbilder überlegen. Reale Menschen, die wir irgendwie gut fanden. Helden eben. In der nächsten Stunde haben die allermeisten meiner Klassenkameraden Popsternchen, Models oder Sportstars genannt. Ich hatte da noch ganz vorsichtig „Mutter Teresa“ in mein Heft geschrieben. Ich weiß nicht mehr, ob ich mich getraut habe, das vorzulesen. Bei der Vorbereitung für diese Ausgabe habe ich mich gefragt, welche Namen würden wohl heute in den Schülerheften stehen? Und hätte jemand noch den Mut, es vor der Klasse laut auszusprechen, sollte er oder sie wirklich Papst Franziskus, Mutter Teresa oder Jesus notiert haben?
Diese Ausgabe von Gemeinde creativ beschäftigt sich mit Helden, weniger jedoch mit den schrillen und lauten, sondern vielmehr mit den stillen, den unscheinbaren, denjenigen, die sich oft gar nicht als Helden sehen und die auch nicht so betitelt werden wollen – Polizisten und Rettungskräfte, Ehrenamtliche in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Sie alle leisten Großartiges und bisweilen Übermenschliches für das Gemeinwohl, da stehen sie klassischen Superhelden nur wenig nach. Diese Menschen sind das Wasser auf die Mühlen unserer Gesellschaft, diejenigen, die antreiben und bewegen. Der Religionspädagoge Hans Mendl beschäftigt sich schon seit Jahren mit diesen Helden des Alltags. Wir stellen sein Projekt „Local heroes“ vor und nennen einige dieser unverzichtbaren Alltagshelden beim Namen. Zudem beschäftigen wir uns mit Heldenbildern im Wandel der Zeit und den Vorbildern der heutigen Jugend.
Heldenhaft war im Mai der Einsatz von mehr als 85.000 jungen Menschen bundesweit, die sich an der 72-Stunden-Aktion des BDKJ beteiligt haben. Sie haben geschuftet, gebuddelt, gebaut, sich für Schwache engagiert und etwa 3.400 soziale, politische und ökologische Projekte umgesetzt. Die Aktion hat gezeigt, was junge Menschen auf die Beine stellen können, proaktiv, aus ihrem Glauben heraus.
In diesem Heft gibt es auch den nächsten Beitrag von Ina Schildbach. In regelmäßigen Abständen zerpflückt sie für unsere Leser Stammtischparolen und gibt Argumente an die Hand, wie man diesen begegnen kann. In diesem Heft geht es um den Vorwurf, alle Politiker seien von Lobbyisten vereinnahmt und nicht unabhängig (vgl. Seite XY).
Ihre
Alexandra Hofstätter, Redaktionsleiterin
Beitragsbild: Adobe Stock / Jairo Diaz