An Tagen wie diesen
Eindrücke vom Katholikentag in Münster
Von Karl Eder, Geschäftsführer Landeskomitee
Am Ende kam es trotz zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen dann doch zu den befürchteten Tumulten, als die Gretchenfrage auf dem Katholikentag gestellt wurde: Nun sag‘, wie hast du’s mit der Religion? Damit wurde in der Praxis eine andere Frage auf dem Katholikentag in Münster ernüchternd klar beantwortet: Verhindern Populismen Wahlkämpfe und Meinungsbildungen, die auf Wahrheit und Ehrlichkeit setzen? Leider ja – Extrempositionen stehen sich anscheinend unversöhnlich gegenüber, wenn niemand mehr zuhört, sondern nur noch zutextet.
Dabei war der Katholikentag über weite Strecken ein Paradebeispiel für gegenseitiges Zuhören. Nicht umsonst wurde er mit Psalm 34, Vers 15 überschrieben: „Suche Frieden“. Die Begegnungen, Gespräche, Diskussionen, Gottesdienste und kulturellen Veranstaltungen waren ein sichtbares Zeichen für diese Kommunikationsfähigkeit. Schon der Eröffnungsabend zeigte bei angenehmem Frühlingswetter, wie herzlich die Münsteraner ihre Gäste aufgenommen haben und wie diese es ihnen dankten. Die ruhige, unaufgeregte und zum Feiern aufgelegte Art war faszinierend.
Der bekannte Song „An Tagen wie diesen“, der an diesem Abend intoniert wurde, war ein passender Auftakt zum Katholikentag mit fast 90.000 Teilnehmenden. Da tat es der guten Stimmung keinen Abbruch, dass am zweiten Tag viel Regen fiel. Dass die gute Stimmung anhielt, lag zum einen daran, dass der Hauptgottesdienst vor dem Münsteraner Schloss noch im Trockenen gefeiert werden konnte, und zum anderen folgte dieser Regentag der Selbstironie, die den Wetterbericht für Münster auszeichnet: entweder es regnet oder es läuten die Glocken – und an Sonn- und Feiertagen kommt beides zusammen. Aber an den folgenden Tagen nahm der Frühsommer sowieso Fahrt auf und spiegelte so die wohltuende Stimmung wider.

Trotz Regenwetters nahm sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier viel Zeit für die Stände am Katholikentag. Foto: Karl Eder.
Die Katholikentagsregie war so klug, die so genannte Kirchenmeile direkt im Anschluss an das Schloss zu platzieren, so dass diejenigen, die am Gottesdienst teilnahmen, die Stände der Diözesen und der katholischen Verbände, Institutionen und Organisationen gar nicht verfehlen konnten. Dort freuten sich die Ehren- und Hauptamtlichen über die Begegnungen und Gespräche über Glaube und Religion. Sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm sich trotz Regens viel Zeit, um als protestantischer Christ, der in einer konfessionsverbindenden Ehe lebt, in die katholische Welt einzutauchen.
Frieden durch internationale Kooperation
Am Nachmittag stellte er sich zusammen mit dem Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler der Frage, ob Nationalismen durch internationale Kooperationen überwunden werden können. Das Podiumsgespräch wollten mehr Menschen verfolgen als Sitzplätze vorgesehen waren – auch ein Zeichen für den guten Zuspruch, den der Katholikentag erfuhr.
Mit Rückgriff auf Shakespeares Hamlet bekräftigte Bundespräsident Steinmeier seine Einschätzung, dass die Zeit aus den Fugen geraten sei. US-Präsident Donald Trump halte offensichtlich nichts davon, Frieden durch internationale Kooperation zu erreichen, wenn er den Atom-Deal mit dem Iran aufkündige. Der Schaden für die Demokratie sei immens; man dürfe die Fehler, die man im Irak gemacht habe, nun nicht mit dem Iran wiederholen, appellierte Steinmeier.
Münkler befürchtete durch das selbstherrliche Vorgehen des amerikanischen Präsidenten eine dauerhafte Störung der transatlantischen Allianz. Donald Trump habe es geschafft, die amerikanischen Bürger davon zu überzeugen, dass sie jahrelang weltpolitisch die „Drecksarbeit“ erledigt hätten und die Europäer nur ökonomische Trittbrettfahrer seien. Bundespräsident Steinmeier sprach sich für eine Unabhängigkeit Deutschlands von der Politik der US-amerikanischen Administration aus.
Beide mahnten, vorhandene Probleme in Deutschland nicht zu verschweigen, wie etwa den knapp und teuer werdenden Wohnraum. Auch das zurückgehende politische Engagement an der Basis wertete Münkler als Alarmzeichen, da sich die Frage stelle, welche demokratische Basis demokratische Parteien noch hätten. Gleichzeitig wurde Steinmeier nicht müde zu betonen, dass er viel Ermutigendes erlebe, wie den Zusammenhalt der Generationen und das ehrenamtliche Engagement. „Anpacken und nicht in der Sofaecke sitzen!“, lautete sein Schlussappell. Dafür sollten Christen abseits konfessioneller Trennlinien eintreten.
Wer die Wahrheit sagt, verliert!
So gesehen war die Überschrift „Wer die Wahrheit sagt, verliert!“ über ein weiteres Podium ziemlich provokativ. Sehr schnell war klar, dass es dabei um die Frage geht, welche Chancen eine sachliche Politik gegenüber Marktschreiern hat. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner warnte eindringlich davor, in populistische Mechanismen zu verfallen. Sie seien von beiden Seiten, von rechts und von links, hochgradig gefährlich.
Dagegen betonte der Erklärer von Umfragen in der ARD, Jörg Schönenborn, das Recht auf Zuspitzung; erst die Verzerrung von Wirklichkeit sei bedrohlich. Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg, der selbst schon zur Zielscheibe rechtspopulistischer Angriffe geworden ist, beklagte mangelhaftes Wissen und mangelhafte Bildung, die Menschen für Populismen anfällig machten. Man müsse alles dafür tun, Wertewissen zu verbreiten und nicht nur auf Verwertungswissen zu bauen, das die Wirtschaft fordere.
Wenn die zehn Gebote als religiöse Leitlinie für das Leben gelten, könne das Grundgesetz als säkulare Leitlinie dienen. Darin waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Die vielgestaltige Demokratie dürfe nicht zur Disposition gestellt und Populismus nicht zur Norm werden. Komplexe Sachverhalte seien nicht mit einfachen Antworten zu lösen. Die Quantität von digitalen Bombardements in den sozialen Medien sage nichts über deren Qualität aus.
Synodale Kirche? – Ich bin dabei!
Um den Stellenwert von Demokratie innerhalb der Kirche selbst ging es bei einem Podium, das von Dorothea Sattler moderiert wurde. Dabei sprach sich der Hamburger Erzbischof Stefan Heße für mehr Synodalität aus, also für mehr Miteinander in der Kirche. Schließlich lege schon der Begriff Synode (griechisch für „gemeinsamer Weg“) nahe, dass Bischöfe nicht alleine, sondern mit vielen fachkundigen Personen ihres Bistums wichtige Entscheidungen treffen sollten.
In die gleiche Kerbe schlug Norbert Lammert, früherer Bundestagspräsident und nun Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, der allerdings beklagte, dass die Kirche in der gelebten Synodalität nur begrenzte Geländegewinne verzeichne. Wirkliche Partizipation sei trotz erster Ansätze nicht tief genug in der DNA der Kirche verankert, meinte der Theologe Valentin Dessoy. Befragen, Beraten, Konsultieren – sei ja alles ganz schön, aber nur Mitentscheiden sei Partizipation.
Für die Zukunft der Kirche sei jedoch entscheidender, dass zu viele Ressourcen für die verwendet würden, die noch da sind, aber zu wenige für die, die nicht mehr oder noch nicht kommen. Alle Bistümer in Deutschland würden in den nächsten Jahren eine doppelte Diaspora erleben, sowohl katholisch/evangelisch als auch christlich/andersgläubig/areligiös. „Sind wir noch genügend im wirklichen Leben der Menschen präsent?“, lautete deshalb die Frage des Hamburger Erzbischofs.
Die Veranstaltung mit den kirchenpolitischen Sprechern der im Bundestag vertretenen Parteien hat gezeigt, wie eine konturierte Diskussion auch in schwerem Fahrwasser möglich ist. Der Moderator forderte ausgesprochen gekonnt den AfD-Vertreter zu klaren Antworten heraus, die dieser letztlich nicht geben konnte oder wollte. Seine Charakterisierung von Kirche oder Religion als Garant der Rechtsordnung unseres Landes klang reichlich hilflos und bizarr, wenn er als Mitglied einer evangelischen Bezirkssynode die zehn Gebote als private Angelegenheit bezeichnete.
Erfrischend und ermutigend
Erfrischend und ermutigend waren dagegen die zahlreichen Stände, Darbietungen und Aktionen im Jugendbereich des Katholikentages – nur beispielhaft sei auf die Aktion des BDKJ hingewiesen, die unter dem Hashtag #PostandenPapst dazu einlud, Papst Franziskus im Vorfeld der anstehenden Jugendsynode eigene Anliegen zu übermitteln.
Ein Highlight war die Vor-Premiere des Films Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes von Wim Wenders auf dem Katholikentag. Etwa 200 Personen hatten das Glück noch vor der offiziellen Weltpremiere in Cannes diesen Dokumentarfilm über zentrale Botschaften des Papstes zu sehen und gleichzeitig von Wim Wenders selbst Hintergründe zur Entstehung zu erfahren. Überraschend war dabei die Information, dass der weltbekannte Regisseur keinerlei Einschränkungen oder Vorgaben
bei der Konzeption des Films durch den Vatikan erfuhr; sogar bisher unveröffentlichte Szenen aus der Ansprache von Franziskus zu den „15 Krankheiten“ der Kurie werden im Film gezeigt.
Der Katholikentag in Münster gab einen Vorgeschmack auf eine echte synodale Kirche: Gottesdienste, spirituelle Erlebnisse, offene Gespräche, auch über komplexe Themen (ohne großen Zeitdruck), spielerische Elemente bis hin zu hochwertigen künstlerischen Darbietungen (wie etwa ein arabisch-jüdisches Konzert) – die Palette an Angeboten war groß, ohne profillos zu werden. Selten ist einem Katholikentag dieser Spagat derart gelungen.
Fotos: K. Eder
Mit dem Rad von Prag nach Münster
Eine deutsch-tschechische Pilgergruppe auf dem Weg zum Katholikentag
Von Matthias Melcher, Junge Aktion der Ackermann Gemeinde

Auch die Gedenkstätte in Terezín lag auf dem Weg, und hinterließ einen starken Eindruck bei der Gruppe. Fotos: Junge Aktion
1618 brach durch den Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg aus. Vierhundert Jahre später wurde der Ort dieses folgenreichen Ereignisses, die Prager Burg, zum Ausgangspunkt einer besonderen Suche nach dem Frieden: eine Gruppe deutsch-tschechischer Jugendlicher und junger Erwachsener machte sich mit dem Fahrrad auf den Weg zum 101. Katholikentag, der unter dem Motto „Suche Frieden!“ stand. Denn in der Friedensstadt Münster wurde auch der Westfälische Frieden geschlossen, der den Dreißigjährigen Krieg 1648 beendete. Auf dem mehr als 800 Kilometer langen Weg trafen die Radler zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens, die sich für Frieden in Politik, Gesellschaft und Kirche einsetzen, suchten aber auch das Gespräch mit Menschen, denen sie auf dem Weg begegnet sind.

Es geht los: Als dieses Bild geschossen wurde, lagen noch etwa 800 Kilometer vor den Radlern. Foto: Junge Aktion.net sind.
Die Strecke von Prag nach Münster führte die Gruppe entlang unterschiedlicher Orte, die aufgrund ihrer Geschichte zum Frieden mahnen. So besuchten die Radler die Gedenkstätten in Lidice und Terezín, die an Verbrechen der Nazis während des Zweiten Weltkriegs erinnern und einen starken Eindruck bei den Teilnehmern hinterließen. „Die ganze Tour ging mir die Frage nicht aus dem Kopf, zu welchen Gräueltaten Menschen fähig sind“, sagte eine Teilnehmerin aus Hamburg. Nachdem die ersten Hügel überwunden waren, ging es anschließend die Elbe entlang über Aussig bis nach Dresden, wo Frank Richter, Direktor der Stiftung Frauenkirche, die Gruppe empfing und den gegenseitigen Dialog als wichtigen Grundstein zum Frieden unterstrich. Dieses Thema war auch in den Gesprächen mit dem Pfarrer der Nikolaikirche in Leipzig, Bernhard Stief, und dem Geschäftsführer des Friedenskreises Halle, Christof Starke, wichtig. Über die Lutherstadt Eisleben und Quedlinburg führte die Route am Nordrand des Harzes entlang, über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze nach Höxter, wo die Radler in der Pfarrei St. Nikolai gastfreundlich aufgenommen wurden. „Wir haben uns in unseren Gastfamilien wie zu Hause gefühlt und viele nette Menschen kennengelernt“, so eine Teilnehmerin. In der Sonntagsmesse brachte sich die deutsch-tschechische Gruppe auch musikalisch ein.

Beim Katholikentag erzählten die Teilnehmer von ihren Erlebnissen auf dem Weg nach Münster, hier im Gespräch mit dem Prager Weihbischofs Václav Malý. Foto: Junge Aktion
Die Radtour endete im Friedenssaal des Münsteraner Rathauses, wo 1648 entscheidende Friedensverhandlungen geführt wurden. In Münster präsentierte die deutsch-tschechische Gruppe ihre Eindrücke in einer Ausstellung und konnte so den Dialog zum Thema „Frieden“ auch mit den Besuchern des Katholikentags weiterführen.
Die Eindrücke haben die Teilnehmer in einem Blog festgehalten. Mehr dazu bei uns im Internet unter www.gemeinde-creativ.de.
Fotos: Junge Aktion
Dialog in der Mitte Europas
Von Markus Bauer, Freier Journalist
Etwa 300 Teilnehmer, vor allem aus Deutschland, Tschechien und Österreich, kamen zum zweitägigen Symposium der Ackermann-Gemeinde und der Bernard-Bolzano-Gesellschaft nach Brünn. Es ging um das Thema „Europa zwischen Integration und Desintegration 1918/
2018. Wohin steuert Ostmitteleuropa?“
Bei der ersten Podiumsrunde zur Frage „Zwischen Kooperation und Sonderweg. Spaltet die Visegrád-Gruppe Europa?“ kristallisierte sich heraus, dass die Vis
egrád-Staaten angesichts des angedachten Umbaus der EU in eine polyzentrische Gemeinschaft die bisherige Form verteidigen wollen. Aber auch von einer „Wertelücke in Europa“, einer West-Ost-Polarisierung beim Thema „liberaler Universalismus“ war die Rede. Ebenso von der Ungleichbehandlung einzelner Staaten, ökonomischen Ungleichheiten sowie neoliberalen Tendenzen.

Die Podiumsrunde am Sonntag mit Pavel Fischer, Ellen Bos, Moderator Kilian Kirchgeßner, Jiří Přibáň und Thomas Sternberg (von links). Foto: Markus Bauer
Im Zentrum der Diskussion am Sonntag stand das Thema „Gegen den Zerfall und für ein neues Miteinander. Was schafft Vertrauen in Europa?“. Der in Cardiff lehrende Jiří Přibáň wies auf wirtschaftliche Interessen hin. Der in Tschechien diskutierte „Tschexit“ sei Ausdruck einer „Politik des gepflegten, geplanten, langwierigen Misstrauens“. Přibáň hielt dem entgegen: „Wir leben in einem geopolitischen Raum, gegenseitiges Vertrauen muss gepflegt werden.“ Nötig sei Kommunikation: „Wie wir miteinander sprechen, das wird den Charakter der EU bestimmen.“
Seine Enttäuschung über den Brexit äußerte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. Besonders den Mangel an Informationen und die fehlende Verankerung der europäischen Idee sieht er als Gründe. Als wichtige christliche Werte nannte er in Anlehnung an Papst Franziskus die Fähigkeit zur Kreativität sowie die Kontinuität von Dialog und Integration. Nationalismen müssten überwunden werden. Die katholische Kirche biete hier besondere Chancen. Konkret sprach sich Sternberg für mehr Austauschprogramme in Europa und für Begegnungen in unmittelbaren Nachbarschaften aus.
„Wir sind quasi Trittbrettfahrer“, sagte Pavel Fischer, Leiter des Instituts für empirische Forschung STEM. „Je mehr sich die Menschen kennenlernen, umso besser werden die Beziehungen der Länder und Staaten. Und je mehr sich die Menschen für die Politik interessieren, umso positiver werden die Beziehungen zwischen den Ländern beurteilt. Wo Europa fehlt, da öffnet sich der Raum für Populisten“, lautete seine These.
Foto: Bauer
Gottesdienste für alle Generationen
Eine Jahreschlussandacht an Silvester mit Teilnehmern aller Generationen oder ein Erntedankgottesdienst, in dem sich Jung und Alt gleichermaßen einbringen können – das aktuelle Buch von Hanns Sauter liefert Ideen und Anregungen für diese und andere Gelegenheiten im Jahreskreis, generationenübergreifend zu feiern. „Gottesdienste mit allen Generationen“ stellt Modelle, Gebete und Impulse zusammen, die sich sowohl am Kirchenjahr orientieren wie auch an Themen rund um Familie und Gemeinde. So zeigt Hanns Sauter, wie klassische Gottesdienste im Generationenkreis gelingen können, er verlässt aber auch diese bekannten Muster und regt an zu Wallfahrten und Kreuzwegen, die alle Generationen zusammenbringen, zu Wort-Gottesfeiern im Fasching und besonderen Taizé-Gebeten. „Gottesdienste mit allen Generationen“ enthält dabei alle Bausteine, die für die Vorbereitung und Umsetzung der Feiern notwendig sind, von Predigtideen über Fürbitten und Gebete, bis hin zu Lied- und Aktionsvorschlägen. (alx)
Sauter, Hanns (2018), Gottesdienste mit allen Generationen. Modelle – Gebete – Impulse, 208 Seiten, broschiert. Schwabenverlag, 20 Euro.
Sprachen der Kirche
Eine aktuelle Publikation des dkv – Fachverbands für religiöse Bildung und Erziehung beschäftigt sich mit den „Sprachen der Kirche“. Wer etwas zu sagen hat, der möchte sowohl gehört, wie auch verstanden werden. Doch gerade Letzteres stelle die Kirche zunehmend vor ein Problem, so die Autoren. Was kann Kirche also tun, um die Gesellschaft in ihrer Breite zu erreichen und anzusprechen, um sich verständlich zu machen? – diese und andere Fragen aus diesem Themenspektrum behandelt das Buch von Guido Mayer und Norbert Wichard. Ohne voreilige Lösungen anzubieten, benennen die Autoren die verschiedenen Sprachen, die in kirchlichen Kontexten – beispielsweise im Religionsunterricht, im Gottesdienst oder im Kirchenrecht – gebraucht werden und bringen diese Sprachformen in Zusammenhang mit der postmodernen Gesellschaft. (pm)
Meyer, Guido/ Wichard, Norbert (2018), Sprachen der Kirche. Über Vielfalt und Verständlichkeit kirchlichen Sprechens, 208 Seiten, Softcover. dkv, 14,99 Euro.
Politischer Papst
Evangelii Gaudium und Laudato si‘ – beide Texte von Papst Franziskus gelten als „Programmschriften“ seines Pontifikats. Und beide Texte sind wichtige Arbeitsgrundlagen für kirchliche und zunehmend auch außerkirchliche Organisationen, Einrichtungen und Verbände. In seinem aktuellen Buch „Wie Papst Franziskus Politik macht“ setzt sich der Autor Michael Schäfers kritisch mit Laudato si‘ auseinander. Für Schäfers, den Leiter des Grundsatzreferates der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands, ist Papst Franziskus ein durch und durch politischer Papst, der Machtmissbrauch anprangert und sich gleichzeitig der Macht der Medien zu bedienen weiß. Von der Politik fordert er die dringend notwendige Rückgewinnung der Hoheit über die Wirtschaft und demokratische Reformen. Schäfers reflektiert Themen wie „Klimawandel“, „ökologische Schuld“, „Arbeitswelt“, „Grenzen des Wachstums“ und „Gemeinwohl“ im Kontext von Laudato si‘, der katholischen Soziallehre und Positionen der KAB. (pm)
Schäfers, Michael (2017), Wie Papst Franziskus Politik macht. Zur Sozialenzyklika Laudato si‘, 151 Seiten, broschiert. Ketteler Verlag, 11,90 Euro.
Themenheft „Familie“
Es wird immer komplizierter, den Begriff „Familie“ zu definieren. Wer gilt als Vater, wer als Mutter? Was sind Geschwister? In Zeiten von mehrfachem Patchwork fallen die Antworten immer differenzierter aus. Hinzu kommen die Möglichkeiten moderner Reproduktionsmedizin. Das vierte Themenheft der Reihe anders handeln, herausgegeben vom ökumenischen Verein Andere Zeiten, trägt den Titel „Familie“. „Wir wollen keine Lebensentwürfe bewerten, sondern die moderne Vielfalt des Themas zeigen. Bei aller moralischen Zurückhaltung zieht sich ein roter Faden durch das Heft: Wir glauben daran, dass die Familie auch in Zukunft die wichtigste Sinnstifterin im Leben ist“, sagt Frank Hofmann von Andere Zeiten.
Das Themenheft erzählt von Familien in unterschiedlichen Konstellationen, Menschen, die ihre Familie durch Krieg, Schicksalsschläge oder Streit verloren haben. Beschrieben werden Familienmodelle mit gendergerechter Arbeitsaufteilung, Wahlfamilien in Klöstern und die Freud und das Leid Alleinerziehender. Familienbilder aus unterschiedlichen Epochen zeigen, dass die Familie vielleicht so etwas ist wie eine anarchische Urzelle, die allen totalitären Ideologien trotzt.
Die Themenheft-Reihe anders handeln möchte nicht fertige Antworten, sondern Impulse geben. Jede Ausgabe regt dazu an, ethische Fragen zu einem bestimmten Thema im aktuellen Licht zu deuten und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das Heft kann für 4,50 Euro (zzgl. Versand) beim Verein Andere Zeiten bestellt werden. (pm)