Bei der Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern ging es um’s Geld: Als Konsequenz aus dem jüngsten Finanzskandal im Bistum Eichstätt fordern die bayerischen Laienvertreter mehr Transparenz in Finanzfragen und die Einrichtung eines Landeskirchensteuerrates. Darüber hinaus beschäftigten sich die Mitglieder mit den Herausforderungen, Schattenseiten und neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und Wegen diese aktiv mitzugestalten.

Der Antrag des Diözesanrates Eichstätt zur Neuordnung der Finanz- und Vermögensverwaltung der Bistümer wurde intensiv diskutiert. Christian Gärtner, Vorsitzender des Diözesanrat Eichstätt, stellte die Punkte vor.
Fünf Punkte sind es, die die Finanz- und Vermögenverwaltung in den bayerischen (Erz-)Diözesen reformieren, neuordnen und transparenter machen sollen, mit dem Ziel, künftig Skandale wie den in Eichstätt zu vermeiden. Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Eichstätt hatte einen entsprechenden Antrag an die Vollversammlung des Landeskomitees gerichtet. Zentrale Forderungen sind Veränderungen bei den Diözesansteuerausschüssen und die Einrichtung eines Landeskirchensteuerrates. Außerdem sollen die Gremien „Pfarrgemeinderat“ und „Kirchenverwaltung“ gemäß den Beschlüssen der Würzburger Synode enger verzahnt werden:
- Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern fordert, dass die Ordnungen für die Kirchenstiftungen und die Diözesansteuerausschüsse überarbeitet werden, mit dem Ziel, eine breitere und transparentere Partizipation aller Gläubigen an den Entscheidungen über die Verwendung kirchlicher Gelder auf allen Ebenen zu erreichen.
- Insbesondere die de facto unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgende Bestellung der Diözesansteuerausschüsse muss reformiert werden. Das Landeskomitee fordert deshalb ein höheres Maß an Demokratie und Transparenz bei der Wahl der Diözesansteuerausschüsse. Jenseits der Problematik der Vertraulichkeit ist die Arbeit der Diözesansteuerausschüsse gegenüber den entsprechenden Gremien und der diözesanen Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig
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Der Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer, sprach in seinem Bericht über die Ökumene, pastorale Entwicklungen und darüber, warum Kirche sich nicht aus dem „weltlichen und sozialen Leben verabschieden“ dürfe.
Für Entscheidungen über die Verwendung kirchlicher Gelder auf Landesebene im Rahmen des Überdiözesanen Fonds soll ein Landeskirchensteuerrat eingerichtet werden, dessen Mitglieder sachkompetent und unabhängig sein müssen und der demokratisch gewählt werden muss.
- Das Zusammenwirken der Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäte soll im Interesse eines gemeinsamen Zeugnisses der Kirche vor Ort und einer höheren Transparenz gestärkt werden. Ziel muss eine enge Zusammenarbeit der beiden Gremien sein. Ein wichtiger Schritt dahin ist es, den Termin für die Wahl beider Gremien zusammen zu legen und die Amtszeiten anzugleichen. In diesem Sinn ist eine Änderung der staatskirchenrechtlichen Landesgesetze anzustreben.
- Auf Ebene der Freisinger Bischofskonferenz soll es einheitliche Standards für eine echte HGB-konforme Bilanzierung und Bewertung kirchlichen Vermögens geben, die eine wirkliche Transparenz und Vergleichbarkeit der Vermögensverhältnisse für die Kirche in Bayern gewährleisten.
Die etwa 80 Delegierten haben diesen Antrag in Passau einstimmig angenommen. Nun werden die Gremien des Landeskomitees konkrete Vorschläge zur Umsetzung erarbeiten und Gespräche mit den Verantwortlichen in den Bistümern führen.
Ökumenische Verbundenheit
In seinem Bericht hat der Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer, dazu aufgerufen, das „Miteinander der Ökumene zu vertiefen“ und das „Miteinander im Alltag über die Kommunion hinaus“ zu stärken. Gerade in einer säkularen Welt müsse alles dafür getan werden, um die Ökumene zu festigen. „Gesamtgesellschaftliche und weniger die dogmatischen Fragen“ müssten im Vordergrund stehen, sagte er mit Blick auf die Auseinandersetzung um die pastorale Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz über konfessionsverschiedene Ehen. In diesem Sinn möchte das Landeskomitee die bestehenden Kontakte zur Evangelischen Landessynode weiter ausbauen.
Bei seiner Wahl im vergangenen Jahr hatte Joachim Unterländer betont, dass die Stärkung eines „politischen Katholizismus“ eines seiner Ziele für die kommenden Jahre sein werde. Auch bei dieser Tagung machte er wieder deutlich, dass sich Kirche nicht aus dem „weltlichen und sozialen Leben verabschieden“ dürfe: Politische, mediale und gesellschaftliche Entwicklungen, konkret die Zukunft katholischer Krankenhäuser, der Sonntagsschutz, Entwicklungszusammenarbeit, kirchliche Medienstrategie und Medienpräsenz und die Einbindung der jungen Generation sind Themen mit denen sich das Landeskomitee derzeit unter anderem beschäftigt.

Auf dem Podium diskutierten die Unternehmerin Bettina Göttl, Welf Schröter vom DBG-Baden-Württemberg und der Medienethiker Alexander Filipović. Von links: Geschäftsführer Karl Eder, Alexander Filipović, Welf Schröter und Bettina Göttl.
Weiterhin wendet sich das oberste bayerische Laiengremium innerkirchlichen Fragen zu. Unter dem Titel „Der Kirche ein Gesicht geben – neue pastorale Ideen für Bayern“ habe man eine Stellungnahme verabschiedet, in der Anregungen und Ideen für ein aktives und verantwortliches Mitwirken in den pastoralen Entwicklungsprozessen in den sieben bayerischen (Erz-)Diözesen formuliert werden. Es gehe hier vor allem um eine frühzeitige und ehrliche Einbeziehung der Räte von Seiten der Bistümer. Zudem müssten Wege gefunden werden, „wie Menschen ihren Befähigungen entsprechend in den Prozess des katholischen Glaubenslebens einbezogen werden können“. Unterländer ermunterte zu Überlegungen hin zu sogenannten personae probatae. Es müsse geklärt werden, welche Zugangskriterien künftig für den priesterlichen und diakonischen Dienst in der Kirche nötig und sinnvoll sind.

Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis hatte verschiedene Stationen aufgebaut, bei denen die Teilnehmer der Vollversammlung sich ausprobieren konnten.
Alles digital?
Im Studienteil diskutierten die Mitglieder des Landeskomitees mit Welf Schröter vom DGB Baden-Württemberg, dem Professor für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München Alexander Filipović und der Unternehmerin Bettina Göttl über Digitalisierung und die Welt im Umbruch. Bei der Diskussion schienen beide Seiten der Medaille auf: Arbeitserleichterung, Ressourceneinsparung, mehr freie Zeit, weil Beschäftigte im home office weniger Zeit im allmorgendlichen Stau verlieren einerseits, Scheinselbstständigkeit, Arbeitsplatzverlust, sozialer Abstieg und das Gefühl, immer und überall kontrolliert zu werden, andererseits. Sich der Digitalisierung zu verschließen, sei jedoch längst nicht mehr möglich. Es gehe nicht um Science-Fiction-Szenarien, machte Welf Schröter deutlich. Die Technologien seien schlichtweg vorhanden.

Praxisorientiert: Die Vollversammlungs-Teilnehmer malten die Teilnehmer anlässlich des runden Jubiläums „50 Jahre Pfarrgemeinderäte“ den passenden Schriftzug mittels Lightpainting in die Nacht.
Für engagierte Katholiken bedeute dies, sich darauf einzulassen, sich Gehör zu verschaffen und Digitalisierung aktiv, kompetent und konstruktiv mitzugestalten – auf Basis eines biblisch-christlichen Menschenbildes, in dessen Zentrum der Mensch und nicht die Technik stehe. Ethische Fragen standen vielfach im Mittelpunkt der Debatte in Passau. Alexander Filipović sprach von der „Personengerechtigkeit der Digitalisierung“. Die verabschiedete Stellungnahme „Menschlich unterwegs in der digitalen Welt“ unterstreicht dieses Anliegen. Darin fordern die Mitglieder des Landeskomitees klar: „Der Mensch sollte angesichts des enormen Entwicklungspotenzials digitaler Technologien stets in der Lage sein, korrigierend und steuernd einzugreifen“ – für die katholischen Laien heißt das: Keine Algorithmen, die sich selbst verändern. Grundsätzlich müssten „ethische Kriterien in alle Überlegungen der Digitalisierung einbezogen werden“. Es gelte sich „an der Idee der Gerechtigkeit“ zu orientieren und die „Entwicklung der verschiedensten Aspekte aktiv“ zu begleiten.
Fotos: Alexandra Hofstätter, JFF