Wir müssen nicht in Fantasiewelten eintauchen, um echte Helden zu finden. Sie sind immer da. Selbstverständlich. Uneigennützig. Aufopfernd. Hilfsbereit. Idealistisch. Engagiert. Mitten in unserem Alltag.Auf den folgenden Seiten stellen wir einige dieser „stillen Helden“ vor.
Sie rettet Lebensmittel
Im „richtigen Leben“ promoviert Dorothee Zundler gerade an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Würzburg über Hiobs Reinigungseid. Daneben verbringt sie viel Zeit damit, Lebensmittel zu retten. Für die 27-Jährige ist es nicht akzeptabel, welche Mengen an Obst, Gemüse und Backwaren jeden Tag auf dem Müll landen, auch in ihrer Heimatstadt Würzburg. Deshalb begann sie, sich bei „Foodsharing“ zu engagieren. Seit einem Jahr ist sie eine von fünf „Foodsharing“-Botschaftern in Würzburg.
Sich für Umweltschutz zu engagieren, ist nach Ansicht der jungen Theologin ebenso wichtig wie der Einsatz im sozialen Bereich. Die nackten Zahlen zeigen, welche Bedeutung das tägliche „Lebensmittelretten“ hat. „In den fünf Jahren, seit es uns in Würzburg gibt, haben wir insgesamt 65.000 Kilo Lebensmittel davor bewahrt, in der Mülltonne zu landen“, sagt Zundler.
„Lebensmittelretterin“ zu werden, bedeutet nach ihren Worten, sich auf ein anspruchsvolles Ehrenamt einzulassen: „Wir müssen absolut zuverlässig sein.“ Denn die Betriebe, die mit „Foodsharing“ kooperieren, erwarten allabendlich, dass jemand vorbeikommt und die Sachen abholt. Auch müssen die „Fairteiler“, aus denen sich die Menschen bedienen können, gepflegt werden. Das ist anstrengend, macht aber auch Spaß: „Wir stoßen auf unheimlich großen Zuspruch.“
Letztlich hat das ökolgische Engagement aber auch eine soziale Komponente. Denn aus den regelmäßig bestückten „Fairteilern“ kann sich jeder unkompliziert und unkontrolliert bedienen. Was viele Studierende mit schmaler Geldbörse nutzen. Aber auch Menschen, die an der Armutsgrenze leben, profitieren vom Engagement der Lebensmittelretter. „So viele Leute sind dankbar, dass es uns gibt“, freut sich Dorothee Zundler: „Die Stellen, wo wir Lebensmittel abholen, die Einrichtungen, in denen es unsere Fairteiler gibt, und diejenigen, die sich aus diesen Fairteilern bedienen.“ Das motiviere unheimlich.
Ehrenamtlich Nägel schneiden

Erna Schleifer kümmert sich bei der Straßenambulanz um Arme und Obdachlose.
Nicht jeder kann sich professionelle Fußpflege leisten. Es gibt sogar Menschen, die nicht einmal einfachste Pediküre-Utensilien wie eine Nagelschere besitzen. Ihnen hilft Erna Schleifer seit fast 15 Jahren als Mitarbeiterin des medizinischen Dienstes der Würzburger Straßenambulanz. Regelmäßig behandelt sie die Füße von Wohnungslosen sowie von Menschen, die in Armut leben.
Das erinnert nicht ganz zufällig an Jesus, wie er seinen Jüngern die Füße wusch: Das Engagement der gelernten Masseurin und Fußpflegerin entspringt einer christlichen Wurzel. Zu ihrem Ehrenamt kam die 70-Jährige auch durch eine kirchliche Zeitung: „Da stand ein Bericht über die Straßenambulanz.“ Illustriert war der mit dem unschönen Bild eines offenen Beines. Schleifer betrachtete das Bild und dachte: „Hier will ich helfen!“
Dass Menschen es schwer haben im Leben, lasse sich oft auch an deren Füßen ablesen, sagt Schleifer. Oft sieht Schleifer Verletzungen, Druckstellen, Warzen und Blasen. Teilweise wurden ihr schon völlig deformierte Füße hingestreckt: „Und fast jeder hat Fußpilz.“
Das Interesse der Wärmestuben-Besucher an dem kostenlosen Dienst ist groß. Wissen sie doch, dass sie von Erna Schleifer stets respektvoll behandelt werden. Egal, wie schlimm ihre Füße aussehen. Erzählt Erna Schleifer „draußen“ von ihrem Ehrenamt, spürt sie auch oft, wie ihr Gegenüber die Nase rümpft. Manche sagen es auch direkt: „Das könnte ich nie tun!“
Doch gäbe es sie nicht, hätten Wohnungslose gar keine Möglichkeit, ihre Füße behandeln zu lassen. Deshalb macht Schleifer weiter, obwohl sie wegen ihres schmerzenden Rückens eigentlich gerne kürzer treten würde. Gehen will sie aber erst, wenn eine Nachfolge gefunden ist.
Fotos: Pat Christ