Vor nunmehr 32 Jahren habe ich meine Arbeit an der Diözesanstelle „Mission – Entwicklung – Frieden“ in Würzburg begonnen. Damals noch ohne Internet, Computer und Smartphone. Der „Pagemaker“ war dann die erste technische Neuerung in Sachen „Seitenbearbeitung“ bei der Erstellung von Arbeitshilfen. So durfte ich Stück für Stück die Entwicklung der elektronischen Medien miterleben und gleichzeitig sehen, wie sich mit dem technischen Fortschritt auch unsere Arbeit veränderte und weiterentwickelte.
Nun, da die Kinder derer, die ich damals als Bildungsreferent bei den Infoabenden zu Themen rund um den Weltmissions-Sonntag, Adveniat, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und die Misereor-Fastenaktion zusammen mit Gästen aus der Einen Welt in die Entwicklungs- und Missionsarbeit einführen durfte, inzwischen nach und nach zu unseren Angeboten kommen, erklärt sich ein erster Zugang zur Fragestellung von selbst: Das beispielgebende Verhalten der Eltern ist einer der wichtigsten Faktoren für den Schüler oder heranwachsenden Jugendlichen – wie sonst soll er auch nur anfanghaft verstehen, dass wir auf „Einer Welt für alle“ leben und lernen über den „eigenen Tellerrand“ hinaus zu schauen.
In einer Zeit jedoch, die geprägt ist von einer Schnelllebigkeit von Nachrichten, die uns nahezu in Echtzeit die Welt zwischen Katastrophen und Hoffnungszeichen miterleben lassen, ist einerseits nachhaltige Eine Welt-Bildung angesagt und andererseits der Umgang mit der Informationsvielfalt in all ihrer medialen Pluralität gefragt. Persönlich bin ich der Meinung, dass der persönliche Kontakt immer Vorrang gegenüber dem bloßen Einsatz sozialer und digitaler Medien haben sollte, auch wenn gerade Jugendliche heute vielfach scheinbar auf der „Smartphone-Schiene“ leben.
Dankenswerterweise gibt es für fast alle Altersgruppen mittlerweile gut aufgearbeitetes und angepasstes Medienmaterial (vgl. das Angebot der Hilfswerke zu den jeweiligen Kampagnen) von beispielsweise „Rucky Rucksack auf Reisen“ über Filmmaterial wie „Willy will‘s wissen“ bis hin zu Sachdokumentationen zu den verschiedensten Themen wie Hunger, Klima, Bevölkerungswachstum, Nachhaltigkeit und vielem mehr. Kampagnen wie „Gutes Leben für alle“ werden mit Präsentationen und anderen Arbeitshilfen allen Altersgruppen zugänglich gemacht.
Nachwuchs für die Eine Welt
Beginnen kann das Interesse gleich bei den Kleinsten, im Kindergarten, wenn engagierte Erzieher in die Themenbereiche einführen, spielerisch und kreativ. Die Schullehrpläne schließen daran an, indem sie Themen zum Bereich „Nachhaltigkeit“ und „Globales Lernen“ vorsehen.
Die katholischen Jugendverbände sind in diesem Bereich ebenfalls sehr aktiv. Sie machen gute Bildungs- und Partnerschaftsarbeit und ermöglichen vielfach sogar persönlichen Austausch mit den Partnerverbänden, in unserer Diözese zum Beispiel mit Tansania und dem Senegal. Auch der Weltfreiwilligendienst bietet eine gute Möglichkeit für einen „Ein-Jahres-Einsatz“, die wir von Seiten unseres BDKJ in Kooperation mit unserer Stelle anbieten können. Auch hier wird mit Sicherheit ein prägender Eindruck für das spätere Leben erworben.
Aus der persönlichen Erfahrung im Alltag könnte man wohl heute am meisten lernen, wenn dazu die pädagogischen Grundlagen in Familie und Schule gelegt wurden – die Fragestellung, die uns als Gegenüber von Flüchtlingen, Kindern aus Mischehen verschiedener Nationalitäten oder Migranten aus aller Welt begegnen, suchen immer auch Antwort auf die Frage: Wo und wie leben diese Menschen?
Motiviert von den positiven Erfahrungen unserer Jugendarbeit trete ich deshalb dafür ein, Kindern und Jugendlichen familiär und über die verschiedenen Möglichkeiten im sozialen Miteinander die „Andersartigkeit und Fremdheit“ anderer Kulturen und Menschen, wie sie uns tagtäglich begegnen, pädagogisch zu begleiten: Wen, wenn nicht uns, sollten unsere Jugendlichen denn zur Rede stellen können?
Foto: Klaus Veeh