Ich – Ordensfrau der Missionarinnen Christi – wurde angefragt, einen Artikel darüber zu schreiben, was eigentlich „die“ Ordensfrauen vom Synodalen Weg denken. Diese Anfrage freut mich sehr, denn sie gibt mir Gelegenheit, die Gruppe „Ordensfrauen für Menschenwürde“ vorzustellen. Diese Gruppe vertritt keineswegs die Denke „der“ Ordensfrauen – so etwas gibt es nicht. Weil die Gruppe aber relativ neu ist, lohnt es sich, zu hören, welche Gedanken sich bei manchen Ordensfrauen breit machen:
Es begann mit einer Demo: Schwester Karolina Schweihofer MC, die jetzige Leiterin der Gruppe, nahm im Juli 2018 in München gemeinsam mit zwei Mitschwestern an der Demonstration #ausgehetzt – gemeinsam gegen eine Politik der Angst teil. Dabei traf sie einige Missionsbenediktinerinnen aus Tutzing. Von dieser Erfahrung war sie so angeregt, dass sie in einem offenen Brief alle Schwestern des Erzbistums München und Freising einlud, eine Gruppe zu gründen.
Ab September 2018 trafen sich Schwestern aus unterschiedlichen Gemeinschaften. Wir demonstrierten für Flüchtlinge, für Respekt vor allen Lebensformen und für Demokratie. Zunächst standen politische Themen und die Umweltproblematik im Vordergrund. Wir setzen uns ein, wo Menschen in ihrer Würde eingeschränkt oder verletzt werden, so wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ sagt: „Wir wollen auf den Schrei der Armen und den Schrei der Erde hören“.
Auch angesichts von Ungerechtigkeiten in der eigenen Kirche können wir nicht schweigen. Die Nachrichten über den sexuellen und spirituellen Missbrauch, auch an Ordensfrauen, haben uns erschüttert. So streiten wir für die Rechte der Frauen in der Kirche allgemein und für die Öffnung aller Ämter für Frauen.
Am internationalen Frauentag, dem 8. März 2020, veranstalteten wir vor der Bürgersaalkirche in München eine Kundgebung mit anschließender Frauenwallfahrt zum Dom. Mehr als 300 Personen hatten sich versammelt und zeigten damit ihre Unterstützung für unsere Reformforderungen.
Während der Corona-Zeit gestalteten manche Schwestern in der erzwungenen eucharistiefreien Zeit die Gottesdienste selbst. Dadurch machten wir gute spirituelle Erfahrungen und erlebten eine unerwartete „Fülle in der Leere“. Diese Erfahrungen haben wir dann in einem gleichnamigen Text dargestellt. Dieser Text erfuhr ein überwältigend großes Medien-Echo und zahlreiche Frauen haben uns ihre teilweise erschütternden (Kirchen-)geschichten geschrieben.
Wir hoffen, dass die Reformbemühungen des Synodalen Weges Früchte tragen und neue Wege beschritten werden.
Aktuelle Informationen zu Aktionen und vieles mehr finden Sie auf der Facebook-Seite der Gruppe.
Foto: Ordensfrauen für Menschenwürde