2011 fragte ich Schwester Paulis Mels: Können wir einen Kurs in Leichter Sprache anbieten? Schwester Mels war damals in Nürnberg im Caritas-Pirkheimer-Haus (cph).
Wir führten einen Kurs durch. Das Thema: Die Frohe Botschaft (in schwerer Sprache: Evangelien) an den Sonntagen im Advent.
Viele Menschen telefonierten mit mir. Sie sagten: Ich kann Leichte Sprache schon. Ich habe in der Schule eine 1. Klasse. Pfarrer sagten mir: Ich halte Familiengottesdienste und nehme die Hochgebete für Kinder. Ich kann die Leichte Sprache schon.
Wir merken: Viele Menschen wissen gar nicht, was Leichte Sprache bedeutet. Viele Menschen denken: Da muss man so reden wie mit kleinen Kindern.
Das stimmt nicht! Die Leichte Sprache will: Auch erwachsene Menschen mit einer Lernbehinderung sollen alle wichtigen Informationen und Texte verstehen können. Auch alle Erwachsenen, die sich nicht so viele Fremdwörter oder Fachwörter merken können, sollen den Inhalt verstehen können.
Alle Diözesen haben auch eine Stelle wie die meine. Diese kümmert sich um die Seelsorge für Menschen mit Behinderung. Dort kann man auch nach Gottesdiensten in Leichter Sprache fragen.
Das Katholische Bibelwerk hat die Frohe Botschaft für alle Sonntage der katholischen Gottesdienste herausgegeben. An den Lesungen wird noch gearbeitet.
Eine Gruppe arbeitet an einem Hochgebet in Leichter Sprache, eine andere Gruppe an einem Gotteslob in Leichter Sprache für die Deutsche Bischofskonferenz.
Es gibt schon Gottesdienste in Leichter Sprache. Ich verweise auf die Verantwortlichen des Weltgebetstages der Frauen. Sie lassen jedes Jahr ihren Gottesdienst auch in Leichte Sprache übersetzen.
Einrichtungen haben oft Gottesdienste in Leichter Sprache. Meine Kollegen organisieren inklusive Gottesdienste in Leichter Sprache.
Ja, Gottesdienste in leichter Sprache: Das geht und es gibt schon welche. Allerdings noch immer zu wenige. Dabei wäre es so wichtig!
Zu meinen Gottesdiensten für Gehörlose oder inklusiven Gottesdiensten in Leichter Sprache kommen oft Menschen ohne Behinderung. Oft sind es Menschen, die nicht so gut Deutsch können. Sie freuen sich über Gottesdienste, die sie auch verstehen können. Aber auch sehr gebildete Menschen haben mir gesagt: So ein Gottesdienst tut einfach gut. Ich brauche mich nicht anzustrengen, den Inhalt zu verstehen. Ich darf einfach mit Leib, Seele und Herzen ganz dabei sein.
Selbstverständlich gibt es auch Predigten in Leichter Sprache. Jesus selber nimmt Zeichen und Beispiele, damit die Menschen etwas vom Himmelreich verstehen können.
Predigt in Leichter Sprache? In einer Predigt erklärt jemand die Heilige Schrift, etwas über den Glauben oder ein Fest. Eine Predigt will immer ganz verschiedene Menschen ansprechen. Daher soll sie keine Fremdwörter, zu lange Sätze oder sehr viele verschiedene Gedanken haben. Wenn sie mit einem Symbol (Zeichen) arbeitet, können Menschen den Inhalt besser verstehen.
In der katholischen Kirche gibt es viele Symbole und Zeichen. Allein diese helfen schon, Inhalte zu verstehen. Selbstverständlich kann man in Leichter Sprache predigen. Es gibt schon viel Material und auch die Hilfe von meinen Kollegen in den Diözesen. Gottesdienste und Predigten in Leichter Sprache kosten freilich Mühe und Zeit. Die Person soll dann aber die Regeln der Leichten Sprache können und auf Wörter, die nicht alle Menschen verstehen können, verzichten oder diese Wörter erklären.
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