Liebe Leserin, Lieber Leser,
für die Organisatoren mag es wie ein Befreiungsschlag gewesen sein: waren beim Katholikentag in Leipzig vor zwei Jahren viele Veranstaltungen mau besucht, so hieß es bei der 101. Auflage in Münster nun wieder „Schlange stehen“ vor den Sälen. Mehr als 90.000 Teilnehmer trafen sich zu diesem Fest des Glaubens und des Miteinanders; die Helfer mit ihren „Halle überfüllt“-Schildern hatten alle Hände voll zu tun. Nach der Enttäuschung von Leipzig 2016 gab es viel Kritik: am Konzept, am Programm, am Zweijahresrhythmus. Münster 2018 hat nun gezeigt, der politische Katholizismus in Deutschland, er lebt. Und mit „Suche Frieden“ hatten die Organisatoren ein Motto gewählt, das aktueller und bewegender nicht hätte sein können, und das, über die katholische Kerngemeinde hinaus, Menschen umtreibt. In seiner Eröffnungsrede fand Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die richtigen Worte: über eine unsichere Weltlage, über seine eigene Situation als evangelischer Christ in einer konfessionsverbindenden Ehe, über religiös motivierte Gewalt und das Verhältnis von Religion und Politik: „Der Staat hat die Religion nicht zu bevormunden, er hat sie aber auch nicht in Dienst zu nehmen, er darf sie nicht zum Instrument von Politik machen.“ Gemeinde creativ war für Sie in Münster mit dabei. Die Eindrücke vom Katholikentag lesen Sie ab Seite 4.
In dieser Ausgabe von Gemeinde creativ steht die Frage im Mittelpunkt: Was passiert in unseren Gemeinden? Wie entwickeln sie sich und wie werden sie in Zukunft aussehen? Soviel sei schon einmal verraten: Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht und auch kein Patentrezept, wie eine Pfarrgemeinde „lebendig“ bleibt. Anna Hennersperger macht im Interview deutlich, dass die Gemeinden den Wandel annehmen und mit der Zeit gehen müssen. Wie Ihre Pfarrei eine „glühende Gemeinde“ bleibt, lesen Sie auf Seite 12. Wer in Vergangenem verharrt, ist bald schon nicht mehr anziehend für die Menschen.
In einer Zeit, in der die Welt täglich komplexer wird, in der die Geschwindigkeit, mit der sich Dinge verändern, immer mehr zunimmt, können Pfarrgemeinden nicht mehr alles alleine bewerkstelligen. Jede helfende Hand sollte willkommen sein, wenn es darum geht, sich für das Wohl und das Vorankommenden in einer Gemeinde einzusetzen. Denn wenn viele mitanpacken, dann kann Gutes und Neues entstehen. Diese Ausgabe von Gemeinde creativ möchte anregen, sich mit anderen zu vernetzen – mit der politischen Gemeinde, mit Vereinen und Einrichtungen vor Ort – und dabei auch einmal ungewöhnliche Kooperationen zu wagen. Der Katholikentag gibt Rückenwind, nehmen Sie diesen Schwung mit in die Arbeit in Ihrer Pfarrei!
Ihre
Alexandra Hofstätter,
Redaktionsleiterin
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