Die Kirche Maria am Berg ist energieautark
Dass die alte Ölheizung der Kirche Maria am Berg im Pfarrverband Berchtesgaden nicht mehr das Gelbe vom Ei gewesen ist, ließ sich an den Ablagerungen an den Wänden im Kircheninneren schon länger ablesen. Der durch die Heizungsluft aufgewirbelte Staub setzte sich daran ab und der Kirche schwer zu. 2017 brauchte es daher nicht nur ein neues Dach und eine Reinigung der Raumschale, sondern auch ein neues Heizsystem. Nach ausgiebigen Recherchen kam Michael Koller, der seit August 2016 die Kirche ehrenamtlich verwaltet, zu dem Schluss, dass eine strombetriebe Sitzheizung die beste Lösung sei – aber eben auch ganz schön viel Strom verbrauche.
Die Lösung war so einfach wie simpel: Die Kirche muss ihren Strom selber produzieren. Eine auf Nachbars Dach montierte Photovoltaikanlage ermöglicht nun genau das. „Somit ist das eine saubere Sache“, freut sich Michael Koller. Und das in zweierlei Hinsicht: die Umwelt wird geschont und der Denkmalschutz gewahrt, der es untersagt hätte, die Platten direkt auf dem Kirchendach zu montieren. So produziert Maria am Berg jetzt den Strom für Heizung, Licht und alles, wofür man sonst noch Strom benötigt, und erwirtschaftet sogar noch einen Überschuss, der ins öffentliche Netz eingespeist werden kann.
Die Gemeinde hilft mit
Was im Nachhinein so einfach klingt, bedeutete zunächst einmal einigen Finanzierungsaufwand. 90.000 Euro haben die Gläubigen vor Ort für die Renovierung gespendet. „Das war sehr beträchtlich, dafür dass wir so eine kleine Wallfahrtskirche sind“, findet Michael Koller. „Und deshalb ist alles so schön geworden, wie es jetzt ist.“
Dem Pfarrverband Berchtesgaden ist die energieautarke Kirche aber nicht genug. Der ökologische Gedanke zieht sich durch die ganze Pfarrei. Eine CO2-neutrale Fernwärmeheizung mit Hackschnitzeln versorgt einige weitere kirchliche Gebäude wie das neurenovierte Pfarrhaus und die Stiftskirche. Und auch bei weiteren Renovierungen soll der „grüne Faden“ weitergesponnen werden. Von einem Umbau auf Biegen und Brechen hält Koller jedoch nichts. „Wir werden nichts über‘s Knie brechen. Das ist meines Erachtens oft nicht ökologischer. Denn, wenn etwas noch in gutem Zustand ist, braucht es mehr Energie, etwas Neues zu bauen als das alte zu erhalten.“
Mittlerweile holen sich auch Kollegen Rat bei der Umsetzung eigener Projekte und der Klimamanager des Landkreises hat Kontakt mit Koller aufgenommen. So zieht das kirchliche Projekt auch in der Politik Aufmerksamkeit auf sich. „Ich glaube, es hat durchaus Vorbildcharakter“, findet Michael Koller. Er freut sich sehr über das Interesse und die Rückmeldungen der Leute. „Dass wir uns Gedanken machen und dass das Geld, sinnvoll eingesetzt wird, dass Kirche mit der Schöpfung verantwortungsbewusst umgeht, das sind Punkte, auf die wir sehr positive Resonanz bekommen.“ Und sinnvolle Maßnahmen lassen sich viele ergreifen, im Großen wie im Kleinen: „Es gehört alles dazu: Wir sind wirklich dahinter, dass wir regionale Produkte bei Pfarrfesten anbieten oder für Geschenkkörbe. Das muss sich einfach durchziehen, das haben wir fest im Blick.“
Beitragsbild: Die Wallfahrtskirche Maria am Berg im Pfarrverband Berchtesgaden ist etwas ganz besonders: traumhaft gelegen und seit ein paar Jahren energieautark.
Fotos: Privat