Foto: Alexandra Hofstätter
Der Singer und Songwriter Hubert Treml aus Regensburg hat seine künstlerische Nische gefunden. Auch wenn es dem promovierten Theologen anfangs seiner künstlerischen Karriere gar nicht bewusst war, aus fast jeder Zeile seiner Werke spricht seine spirituelle Auseinandersetzung mit der Welt, nicht nur, wenn er Auftragsarbeiten für kirchliche Kunden übernimmt. In eine Schublade stecken lässt er sich trotzdem nicht.
Hubert Treml
Hubert Treml ist ein Singer und Songwriter. Der gebürtige Oberpfälzer lebt nach Stationen in Würzburg und Freiburg nun schon seit vielen Jahren in Regensburg. Hubert Treml hat Theologie studiert und mit einer Arbeit über „Spiritualität und Rockmusik“ promoviert. Weil ihn nichts am Schreibtisch halten kann und er – wie er selbst sagt – ein Bühnenmensch ist, hat er sich nach einer kurzen Episode beim Herder-Verlag als Künstler selbstständig gemacht. Seit 17 Jahren trifft man ihn mit lustigen, berührenden und tiefgehenden Programmen auf bayerischen Bühnen und darüber hinaus. Kunst ist für ihn Begegnung, sagt er und macht deutlich, dass es ihm um mehr geht, als Zuschauern oberflächliche Lacher zu entlocken. Mehr Infos zu aktuellen Projekten und Auftritten lesen Sie auch unter der Rubrik „Zusatzinformationen“.
Gemeinde creativ: Promovierte Theologen wie Sie gibt es unter Künstlern nicht allzu häufig. Wie gehen Sie damit um?
Hubert Treml: In meinen ersten Jahren als Künstler, der von seiner Kunst lebt, habe ich das nicht so publik gemacht. Ich wollte nicht in eine Schublade gesteckt werden. Ein „Karriere-Begleiter“ hat dann aber mal zu mir gesagt: „Ihr Theologen-Dasein kommt doch eh in jeder Zeile Ihrer Lieder durch.“ Seitdem gehe ich offensiver damit um. Ich war in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv, habe mich im Eine-Welt-Bereich für globale Gerechtigkeit engagiert. Das prägt meine Texte bis heute. Ich will nicht nur amüsieren, eher Freude bereiten. Ich will vor allem die Menschen auch berühren. Tränen der Rührung in den Augen und ein schmerzendes Zwerchfell vor Lachen, wenn ich diese beiden Dinge an einem Abend bei meinem Publikum erreiche, dann bin ich wohl am zufriedensten.
Sie haben in Ihrer Dissertation über „Spiritualität und Rockmusik“ gearbeitet. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Das hatte mit meinem eigenen Bezug zur Rockmusik zu tun. Mein Doktorvater hat mir vorgeschlagen über „Spiritualität und Rockmusik“ zu schreiben. Er wusste, dass ich leidenschaftlicher Musiker bin.
Was ist denn ein spiritueller Rockmusiker?
Zunächst: Was letztlich religiös ist, hängt doch auch immer vom Subjekt und dessen Standpunkt ab. Ein Beispiel: Wenn jemand im Gottesdienst sitzt, dann kann es sein, dass er geistig vielleicht schon das Mittagessen kocht oder über die nächsten Einkäufe nachdenkt. Äußerlich kann die Person andächtig wirken, innerlich ist sie jedoch vom religiösen Geschehen weit weg. Es entscheidet sich im Einzelnen, ob das, was ein Mensch tut, eine religiöse Komponente hat. Das können banale, alltägliche Situationen sein. Wenn diese religiösen Komponenten in eine wiederkehrende Form kommen, dann würde ich von Spiritualität sprechen. Spiritualität ist dabei oft auch etwas Unterbewusstes, ein Stil gewissermaßen. Die Art, wie man seine Ausgerichtetheit auf „das Geheimnis des Lebens, das wir Gott nennen“ – eine Formulierung von Karl Rahner – in das eigene Leben integriert. Bewusst oder unbewusst. In meiner Arbeit habe ich versucht „Spuren dieser Spiritualität“ herauszuarbeiten.
Welche Projekte haben Sie im kirchlichen Bereich umgesetzt?
Eines meiner ersten Projekte habe ich gemeinsam mit der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) gemacht. Da ging es um „jugendliche Liturgien“, für die ich ein Hochgebet im Gewand zeitgenössischer populärmusikalischer Sounds geschrieben habe. Ab 2004 habe ich an dem Eine Welt-Theater „Fairdinand“ mitgewirkt. Mit dieser Komödie waren wir in vielen Weltläden und Pfarrgemeinden unterwegs. Zum 100-jährigen Bestehen des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) kam 2010 die Komödie „Mann-o-Mann dieser Frauenbund“. Mit der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) habe ich eine CD zum Thema „Sonntag“ gemacht (vgl. Gemeinde creativ November-Dezember 2015). Von der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) kam der Auftrag, eine Komödie zu „50 Jahre Vatikanisches Konzil“ zu machen. Ich mache auch musikalische Lesungen oder besinnliche Konzerte in Kirchenräumen, zum Beispiel im Advent. Dabei erklingen oft Lieder, die „religiös unverdächtig“ sind und die Zuhörer merken, dass diese Texte durchaus eine Relevanz haben können, für das eigene Leben und die Beziehung zu Gott. Daneben mache ich auch ab und zu Workshops für Bands im kirchlichen Kontext.
Die einen sagen, Kirche und Künste, das passt nicht zusammen, die anderen behaupten das Gegenteil. Wie stehen Sie zu dieser Frage?
Natürlich passt das zusammen. Ein wichtiger Schnittpunkt ist ja mindestens das Zugehen auf andere Erfahrungsbereiche als die üblichen. Aber es entstehen oft Distanzen zum künstlerischen Ausdruck, auch in der Kirche. Moderne Orgelmusik kann anspruchsvoll und vollkommen sein und doch trifft sie scheinbar viele Menschen nicht in ihrer Lebenswelt.

Foto: Gerald Langer
Beim Thema „Kunst und Kirche“ denken die meisten Menschen sicherlich an den Bereich der sakralen Kunst, prächtige Barockkirchen beispielsweise. Woran denken Sie?
Mir kommt da vieles in den Sinn: Von Gemälden über Theater und Kleinkunst bis hin zur Musik. Viele Menschen assoziieren sicherlich klassische Kirchenmusik oder so mit Kunst, weil die Begriffe „besetzt“ sind, weil sie die oft augenscheinlichsten Begegnungen mit Kunst und Kirche ausmachen. Sicher gibt es aber auch Techno-Gottesdienste oder andere kreative Formen aus dem eher populären Bereich, aber die sind selten. Es muss sicherlich nicht alles im Kirchenraum vorkommen, aber es kann doch viel mehr geschehen als aktuell landläufig der Fall. Wir dürfen aber nicht vergessen: Gottesdienst ist nur ein kleiner Teil dessen, was Kirche ist. Kirche ist vor allem Gemeinschaft. Es muss Möglichkeiten geben, diese Gemeinschaft zu leben. In meiner Pfarrei gibt es regelmäßig ein „Kirchen-Café“, das tut der Gemeinde gut. Das wäre dann die Kunst Gemeinschaft zu leben …
Welche Chancen bieten sich für Pfarrgemeinden im kulturellen Bereich?
Der Kreativität sind hier eigentlich keine Grenzen gesetzt. Warum denn nicht Mal einen Poetry-Slam organisieren? Wenn Kirche Heimat werden soll, dann muss die Möglichkeit bestehen, sich dort einbringen und ausdrücken zu können, auf die verschiedensten Arten.
Was kann Kirche tun, um Kunst und Kultur in den Gemeinden zu unterstützen?
Ich stelle seit einiger Zeit fest, dass im Bistum Regensburg bei Baumaßnahmen in Pfarrheimen keine Bühnen mehr für die Säle genehmigt werden. Das sehe ich kritisch. In vielen Pfarreien gibt es Theatergruppen, Jugendbands und vieles mehr. Diese brauchen einen Raum mit Bühne. Bei den Veranstaltungen kommt schließlich die ganze Gemeinde zusammen. Hier kann man auch Menschen erreichen, die sonst nicht zum Gottesdienst kommen. Für mich sind das verschenkte Chancen, im kulturellen wie im menschlichen Sinn.
Heute kann man sich im Internet fast alles anschauen. Warum sollte man doch ab und an in ein Konzert, ins Theater oder zu einem Kleinkunstabend gehen?
Ein Video kann eine Kunstform sein, aber es kann die echte, reale Begegnung, die man bei einem Konzert oder Kleinkunstabend erlebt, nicht ersetzen. Wenn ich in einem Video eine Umarmung sehe, dann berührt mich das nicht so sehr, wie wenn ich selbst umarmt werde.
Welche Projekte möchten Sie in nächster Zeit umsetzen?
Momentan arbeite ich an einem gemeinsamen Projekt mit einem Kolping-Chor. Mit „KreBeKi“, einer Stiftung für krebskranke Kinder entsteht gerade die zweite gemeinsame CD. Mit „Power Pack“, einer Band mit behinderten Menschen, arbeite ich derzeit auch an einem neuen Tonträger. Und dann gibt es noch einen Nachfolger für die Komödie „Mann-o-Mann der Frauenbund“. Es wird wohl „WeiberleitGschichtn“ heißen. Unter dem Motto „Musik ist die beste Medizin“ mache ich auch Angebote in Krankenhäusern oder bin gerne bereit mit Pfarrgemeinden Fastenzeitkonzerte oder ähnliches zu gestalten. Im Herbst werde ich dann mit meinem neuen Solo-Programm „Mei, Oberpfalz“ starten.