Der Klimawandel findet statt und der Mensch ist die Hauptursache. Das ist wissenschaftlich belegt. So waren die letzten vier Jahre global die wärmsten seit Beginn der flächendeckenden Temperaturmessungen vor mehr als einhundert Jahren. Die Auswirkungen des Klimawandels sind unübersehbar. Das Eis der Erde schmilzt, die Meeresspiegel steigen und Wetterextreme nehmen weltweit zu. Auch in Deutschland ist der Klimawandel schon längst angekommen. Die derzeit ungewöhnlich warmen Temperaturen und die extreme Trockenheit fügen sich nahtlos ein in die langfristigen Trends.
Trotz dieser Indikatoren gibt es de facto keinen Klimaschutz, weder international noch national. Das Pariser Klimaabkommen, nach dem die Erderwärmung auf „deutlich unter 2 Grad“ begrenzt werden soll, ist lediglich eine Absichtserklärung. Es basiert auf Selbstverpflichtungen der einzelnen Länder. Zählt man die Selbstverpflichtungen zusammen, würde sich die Erde um circa 3 Grad erwärmen. Die Folgen wären verheerend. Eine Signalwirkung ist vom Pariser Klimaabkommen nicht ausgegangen, 2017 haben die weltweiten Treibhausgasemissionen erneut ein Rekordniveau erreicht. Seit das Thema Klimaschutz auf der Agenda der internationalen Politik steht, sind die Emissionen des wichtigsten Treibhausgases, Kohlendioxid (CO2), förmlich explodiert. Seit Beginn der 1990er Jahre haben sie um etwa 60 Prozent zugelegt. Anspruch und Wirklichkeit könnten in der internationalen Klimaschutzpolitik nicht weiter auseinander liegen.
Auch in Deutschland herrscht Stillstand in Sachen Klimaschutz. Wir verharren auf hohem Niveau bei den Treibhausgasemissionen. Deutschland wird sein selbstgestecktes Ziel weit verfehlen, die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber denen von 1990 zu verringern. Es ist auch nicht zu erkennen, dass Deutschland das Ziel für 2030 erreichen wird, die Emissionen um 55 Prozent zu senken. Der Klimaschutz spielt hierzulande kaum noch eine Rolle. Im letzten Wahlkampf wurde er so gut wie nicht thematisiert, im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD gibt es nur unverbindliche Aussagen zum Klimaschutz.
Dabei wäre es so wichtig, dass ein Industrieland wie Deutschland seiner Verantwortung gerecht wird. Die Klimaänderung ist eine Folge der kumulativen Emissionen von Treibhausgasen, der über viele Jahrzehnte aufsummierte Ausstoß. Weil Deutschland schon seit mehr als einem Jahrhundert Treibhausgase wie CO2 emittiert, hat das Land einen viel größeren Anteil am Klimawandel als Länder, die erst jüngst begonnen haben, Treibhausgase auszustoßen. Außerdem sind die pro-Kopf CO2-Emissionen in Deutschland überproportional hoch. Im statistischen Durchschnitt liegen sie bei etwa zehn Tonnen pro Jahr. Im Vergleich hierzu entlässt ein Inder knapp zwei Tonnen pro Jahr. Deutschland ist nicht glaubwürdig, wenn es von Ländern wie Indien couragierten Klimaschutz verlangt. Jede(r) ist aufgerufen, sich am Klimaschutz zu beteiligen. Nur so kann Deutschland Vorbild werden.
Foto: J. Steffens