Liebe Leserin, Lieber Leser,
unser Titelbild zeigt einen Eisberg vor Grönland. Der Rückzug der grönländischen Gletscher, er ist zum Symbol für den Klimawandel geworden. Die Gletscher schmelzen, Australien brennt, Extremwetter wie Sturmstief „Sabine“ Anfang des Jahres werden häufiger. Machen wir uns nichts vor, der Klimawandel, er ist längst Realität.
Kurz vor Weihnachten 2019 ist eine Kolumne auf ZEIT online erschienen. Sie war überschrieben „Traue dich, o Christenheit!“, Autor: Rezo. Der Youtuber Rezo, der im vergangenen Jahr kurz vor der Europawahl mit einem gegen politische Positionen insbesondere der Unionsparteien und der SPD gerichteten Video eine breite gesellschaftliche Debatte ausgelöst hatte. Was hatte der nun zur Christenheit zu sagen und was sollen Christinnen und Christen sich trauen? Ich war neugierig – und schon nach wenigen Zeilen überrascht. Unterbewusst hatte ich wahrscheinlich eine ähnliche Abrechnung erwartet, wie sie CDU/CSU und SPD von ihm kassiert hatten. Weit gefehlt, von verbalen Watschen oder offenen Angriffen keine Spur.
Worum also ging es? Rezo hatte sich durch die Internetseiten unterschiedlicher kirchlicher Einrichtungen geklickt und war erstaunt, ob der klaren Positionen und der fachlichen Expertise in Sachen Klima- und Umweltschutz von Seiten der beiden christlichen Kirchen in Deutschland. „Mit jeder Stunde, die ich auf kirchlichen Websites verbracht habe, schrumpfte mein Vorwurf, man wäre da irgendwie nicht deutlich genug“, schreibt Rezo und fragt sich aber gleichzeitig: „Da positionieren sich zwei riesige moralische Institutionen, denen laut den aktuellsten Zahlen noch immer über die Hälfte aller Deutschen angehören, so klar und dringlich zu einem der politisch und gesellschaftlich relevantesten Themen – und wir merken es alle gar nicht?“
Diese letzte Frage ist entscheidend – und sie ist berechtigt. Ähnliche Erfahrungen machen beispielsweise auch engagierte junge Menschen aus kirchlichen Jugendverbänden bei den „Fridays for Future“-Demonstrationen. Sie stellen fest: Jugendliche haben Kirche bei diesen Themen gar nicht auf dem Schirm. Und das, wo die Verantwortung für die Schöpfung ein urchristliches Thema ist. Wieder richtig Schwung bekommen hat die kirchliche Umweltarbeit sicherlich ab dem Jahr 2015 mit dem Erscheinen der ökosozialen Enzyklika Laudato si‘. Aber sie fängt nicht erst damit an. In unserer aktuellen Ausgabe wollen wir zeigen, dass Kirche schon sehr lange in diesem Bereich tätig ist, dass sie eine ganz klare Haltung zu den Fragen der Zeit in Sachen Klimawandel und Artenschutz vertritt und dass dies auf allen Ebenen – vom großen Ordinariat bis hin zur kleinen 200-Seelen-Gemeinde – bereits angekommen ist. Gemeinde creativ stellt gelingende Projekte aus den bayerischen (Erz-)Diözesen vor, die einladen und anregen wollen, in diesem Bereich aktiv zu sein und zu bleiben.
Ihre
Alexandra Hofstätter, Redaktionsleiterin
Foto und Covermotiv: Stephan Fürnohr; mehr Bilder unter Time for inspiration