Initiativen zum Reformationsgedenken im Erzbistum München und Freising
Es ist ein ungewöhnliches Motiv für eine kirchliche Kampagne zum Reformationsgedenkjahr: Ein junges Mädchen, das mit geschlossenen Augen für einen Moment innehält. Konzentriert, ein wenig verletzlich und doch ganz präsent im Augenblick. Ein besonderes Bild zweifellos, aber was hat es mit Reformation zu tun?
Als sich das Erzbistum München und Freising entschloss, das Reformationsgedenken als einziges katholisches Bistum in Deutschland mit einem eigenständigen Programm mitzugestalten war schnell klar: Wenn dieses Jahr über ein innerkirchliches Publikum hinaus wirklich fruchtbar werden soll, dann kann es nicht nur um die klassischen historischen Fragestellungen gehen. Dann gilt es die Fragen aus der Reformation aufzugreifen, die bis heute bewegen, herausfordern und auffordern, Weiter zu sehen. Dies gilt besonders für die Frage, die Martin Luther in aller Vehemenz stellte: Welche Bilder, Formen der Frömmigkeit und Ämter eröffnen einen Blick auf die Mitte des Glaubens?
Luther trat in seiner Zeit radikal dafür ein, alles beiseite zu lassen, was die Botschaft von der geschenkten Gnade auch nur zu verdunkeln drohte. Bis heute ringen Katholiken und Protestanten darum, ob alles, was damals aus dem historischen Kontext heraus verworfen wurde, wirklich das Wesentliche verdeckt oder nicht. Ob, um nur ein Bespiel zu nennen, das Papsttum diese Mitte verdeckt oder nicht vielmehr ein kraftvolles Zeichen für das Evangelium in dieser Welt ist. Die Antworten fallen unterschiedlich aus, aber das Grundanliegen der Reformation, dass sich kirchliches Handeln, Formen und Ämter immer wieder daraufhin befragen lassen müssen, ob sie wirklich den Menschen die Kraft des Evangeliums eröffnen oder verstellen, die können beide Seiten heute klar gemeinsam unterschreiben.
Diese Grundfrage bleibt in einer Zeit, in der einer großen Mehrheit auch der getauften Christen kirchliche Sprache, Formen und Zugänge fremd geworden sind, hoch aktuell. Befragt man zum Beispiel junge Frauen nach dem, was sie zur Mitte finden lässt, dann antworten viele: Die Augen schließen und auf das Herz hören. Eben wie auf dem angesprochenen Bild. Wie gelingt es uns in einem solchen Kontext das Wertvolle unseres Glaubens zu teilen? Welche Formen und Worte helfen heute, die befreiende Gnade ehrlich ins Gespräch zu bringen und welche stehen uns dabei eher im Weg?
Im Erzbistum München und Freising laden wir Sie deshalb ein, im Jahr 2017 Weiter zu sehen. Es gilt, in einer zunehmend von Spannungen gekennzeichneten Zeit die gemeinsame Sendung neu zu entdecken und neue Formen des Glaubens für Heute und Morgen zu wagen.
Das Projekt will Pfarreien, Gruppen und Einrichtungen ermutigen, sich mit eigenen Veranstaltungen zu beteiligen. Wir haben zahlreiche und praxisorientierte Anregungen erarbeitet. Diese reichen von Vorschlägen für Rundgänge durch die eigene Ortsgeschichte über Gottesdienstformulare für Versöhnungsgottesdienste zu Anregungen für regionale ökumenische Kirchentage und dem Projekt Freiraum, das einlädt temporäre Räume des Glaubens zu gestalten.
Schon jetzt sind so weit mehr als 100 Veranstaltungen entstanden und es wird immer deutlicher, welche Kraft für Verkündigung des Evangeliums die Reformation in aller Streitbarkeit bis heute besitzt.
Mehr zum Projekt lesen Sie bei uns im Internet unter www.gemeinde-creativ.de.