Dazu hat Papst Franziskus alle Christen aufgerufen und auf den ersten Blick sind die Chancen nicht schlecht, die Europäische Union christlich zu prägen: nicht nur die Spitzenkandidaten der beiden großen europäischen Parteienfamilien sind Katholiken, auch in den anderen Parteien gibt es Katholiken.
Und dennoch: Unsere Idee von Europa ist gefährdet, durch nationale Egoismen, durch Abschottung und Angriffe auf die Errungenschaften eines vereinten Europas, wie die offenen Grenzen oder die gemeinsame Währung. Diese sind kein Selbstzweck, sondern Werkzeuge, die in den vergangenen 70 Jahren friedlicher Geschichte aus einer Wirtschaftsgemeinschaft durch persönliche Begegnungen einen Raum gemeinsamer Werte und Kulturen geschaffen haben.
Die Idee eines demokratischen, friedlichen Europas ist auch gefährdet, weil wir einer lauten Minderheit die Bühne überlassen. Wenn, wie bei den letzten Europawahlen, in Bayern sechs von zehn Bürgern nicht ihr Wahlrecht wahrnehmen, wiegen die Stimmen der destruktiven Europagegner umso mehr, denen es leicht fällt, mit emotional aufgeladenen oder gar falschen Behauptungen verunsicherte Wähler zu mobilisieren.
Die Gründer der Europäischen Gemeinschaft und viele ihrer Nachfolger haben aus einem christlichen Verständnis heraus die Union auf Werten wie Solidarität und Fürsorge und dem Gedanken der Subsidiarität aufgebaut. Die Politik der EU muss aber auch neu ausgerichtet werden, um die Fehler und Mängel zu berücksichtigen, die viele Bürger empfinden. Solidarität kann eine wirksame Antwort auf Ungleichheiten und Ängste im Zusammenhang mit der Globalisierung sein. Solidarität mit den Abgehängten, mit denen, die keine Stimme haben, baut Ungleichheiten ab, sowohl in der Union wie in den Beziehungen zu den am wenigsten entwickelten Staaten. Ein solches christliches Europa schützt und ist bereit, Verantwortung für Menschenrechte, Frieden und das Weltklima zu übernehmen. Das mangelnde Verständnis für die Funktionsweise der EU und die Distanz vieler Bürger zu den EU-Institutionen müssen ernst genommen werden. Die Union muss transparent sein und besser kommunizieren. Zum christlichen Bild der Union gehört auch eine gelebte Subsidiarität, die auf dem Verständnis der Subsidiarität der katholischen Soziallehre basiert und die kulturellen Unterschiede in Europa respektiert.
Mit Blick auf die Bedeutung der Europawahl für die Zukunft bekräftigen wir in einem gemeinsamen Wahlaufruf mit anderen katholischen Laienverbänden, dass wir als Christen in Europa:
- uns der ernsthaften Gefahren einer geringen Wahlbeteiligung bewusst sind,
- besorgt sind über Spannungen zwischen den Mitgliedsländern und mit unseren Nachbarn,
- an die Stärke einer subsidiären und bürgerorientierten Union glauben, die ihre Bürger schützt und ein fairer Partner in der ganzen Welt ist,
- voll Vertrauen in die Zukunft eines geeinten und solidarischen Europas sind.
Wir rufen deshalb auf zur Wahl zu gehen, um unser Haus Europa zu stärken und ein Zeichen für Demokratie und das friedliche gelebte Miteinander zu setzen.
Das ZdK bündelt Projekte,
Termine und Initiativen zur Europawahl
auf einer eigenen Internet-Plattform: www.europa-stimmt.eu.
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