Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland die Hilfe anderer Länder erfahren. Daraus entwickelten die deutschen Bischöfe den Gedanken, den armen Ländern auf der Erde partnerschaftliche Zusammenarbeit anzubieten. Inzwischen sind die katholischen Hilfswerke weltweit aktiv. Ihre Devise: Hilfe zur Selbsthilfe geben und Partnerschaft auf Augenhöhe leben. Ihre Projekte richten sich stets nach dem konkreten Bedarf der Menschen vor Ort. Armutsbekämpfung und Bildungsarbeit sind zwei tragende Säulen des Engagements, daneben geht es um Entwicklungszusammenarbeit, die Durchsetzung der Menschenrechte und interreligiösen Dialog. Die katholischen Hilfswerke engagieren sich da, wo die Not am größten ist – ihre Arbeit ist nicht mehr wegzudenken, nicht aus unserem Kirchenjahr und in den betroffenen Ländern schon gar nicht. Ihr Engagement ist ehrlich, nachhaltig und langfristig. Und: katholische Hilfswerke bleiben selbst dann noch vor Ort, wenn andere Organisationen längst ihre Zelte abgebrochen haben. Gemeinde creativ gibt einen Überblick:
Mit einer Weihnachts-Kollekte für Lateinamerika hat damals alles angefangen, heute ist die Bischöfliche Aktion Adveniat für die Region von Mexiko bis nach Feuerland zuständig. Aufgrund des großen Erfolges der ersten Spendenaktion, beschlossen die deutschen Bischöfe 1969, die Kollekte für Lateinamerika als jährliche Aktion zu etablieren. Adveniat war geboren. Seither unterstützt Adveniat seelsorgerische, soziale und pädagogische Projekte in ganz Lateinamerika. Die jährliche Adveniat-Aktion wird immer am ersten Advent gestartet und endet mit der Weihnachtskollekte. Das Motto der diesjährigen Kampagne lautet: „Chancen geben – Jugend will Verantwortung“. Damit will man die Aufmerksamkeit auf die Situation benachteiligter Jugendlicher in Lateinamerika und der Karibik lenken.
Von der Arbeit des Bonifatiuswerks profitieren katholische Gemeinden in der Diaspora, also in Regionen, wo Katholiken die Minderheit bilden und kirchliche Strukturen nicht sehr ausgeprägt sind. Gegründet 1849 in Regensburg und benannt nach dem heiligen Bonifatius (um 673-754/755), baut das Hilfswerk Kirchen, Schulen oder Gemeindezentren, inzwischen auch in Skandinavien, Estland und Lettland. Neben der jährlich stattfindenden Diaspora-Aktion im November macht man vor allem durch zwei Projekte auf sich aufmerksam: „Achtung, weihnachtsmannfreie Zone“ möchte dazu beitragen, den heiligen Nikolaus in der Gesellschaft wieder in den Vordergrund zu stellen und seiner Verwechslung mit dem Weihnachtsmann entgegen zu wirken. Landauf, landab gut bekannt sind ebenso die gelben Bonifatius-Busse, die Menschen zu weit entfernten Kirchen oder Gemeindezentren bringen. Die Kollekten aus Erstkommunion und Firmungen kommen dem Bonifatiuswerk zu Gute.
Eine Flut in Asien, eine Dürre in Afrika oder ein Erdbeben in Südamerika: Wenn Katastrophen Menschenleben bedrohen, gehören die Mitarbeiter von Caritas International, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, zu den ersten, die sich aufmachen und helfen. Alles begann in den 1920er Jahren, als die Caritas während einer Hungersnot in Russland Hilfe leistete. Zuerst lag der Fokus auf im Ausland lebender Deutscher. Heute steht das Hilfswerk allen Notleidenden zur Seite – unabhängig von ihrer Volkszugehörigkeit, ihrer Religion, Nationalität oder Weltanschauung. Ebenso werden weltweit Kinder und Jugendliche, Alte, Kranke und Behinderte mit sozialen Projekten unterstützt. Die etwa 160 nationalen Caritas-Organisationen rund um den Globus bieten hierfür ein optimales Netzwerk.
Jedes Jahr ziehen zwischen Weihnachten und Heilig Drei König tausende Kinder als Heilige Drei Könige durch unsere Gemeinden, schreiben den Segensspruch an die Eingangstür und sammeln Spenden – ganz unter dem Motto „Kinder helfen Kindern“. Mit dem Erlös aus der Aktion „Dreikönigssingen“ unterstützt das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ Projekte in mehr als 100 Ländern und ermöglicht so Slumkindern, Aidswaisen und Flüchtlingen eine Perspektive.
„Ich brauche kein Geld von euch, denn mit Geld kann man sich in Deutschland nichts kaufen. Ich verlange Speck!“, für diesen Satz wurde Werenfried van Straaten (1913-2003), Gründer von Kirche in Not, als der Speckpater bekannt. Sein Hilfsaufruf für Heimatvertriebe aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wurde gehört. Als die Lage dieser Menschen sich Ende der 1940er Jahre verbesserte, wandte sich das Hilfswerk den unter dem Kommunismus leidenden Christen zu. Mittlerweile ist Kirche in Not in etwa 130 Ländern der Welt aktiv. Das Hilfswerk engagiert sich in der Ausbildung von Priestern, renoviert Kirchen und unterstützt in der Seelsorge. In Deutschland ist man seit 2004 auch mit einem Beichtmobil unterwegs.
Malteser International ist das weltweite Hilfswerk des Malteserordens und 2005 aus dem deutschen Malteser Hilfsdienst hervorgegangen. Ähnlich wie bei Caritas International sind Erst- und Katastrophenhilfe – bei Flut, Dürre, Erdbeben oder Epidemien – die tragende Säule des Hilfswerks. Außerdem engagiert sich Malteser International mit medizinischen, landwirtschaftlichen und sozialen Projekten sowie mit Vorsorge- und Präventionsarbeit, um den Menschen in betroffenen und/oder gefährdeten Regionen langfristig ein besseres Leben zu ermöglichen.
Mit „Zorn und Zärtlichkeit“ steht Misereor mittlerweile seit mehr als 60 Jahren an der Seite der Armen. Initiiert 1958 vom damaligen Kölner Erzbischof Kardinal Joseph Frings (1887-1978), ist Misereor heute das weltweit größte kirchliche Hilfswerk, mit Arbeitsschwerpunkten in Asien, Afrika und Lateinamerika. Dort ist es in den Feldern Gesundheit, Bildung, Ernährung und Ökologie aktiv. Mit der Fastenaktion rückt Misereor jedes Jahr ein bestimmtes Thema in den Fokus. In diesem Jahr lautete das Thema „Heute schon die Welt verändert?“.
missio ist ein päpstliches Hilfswerk. 1832 gründete der Aachener Arzt Heinrich Hahn den „Franziskus-Xaverius-Verein zur Unterstützung der katholischen Missionen“. Den Grundstein für den Münchener Sitz legte König Ludwig I. im Jahr 1838 mit der Gründung des „Ludwig Missionsvereins“. Seit 1972 tragen beide Organisationen den gemeinsamen Namen „missio – Internationales Katholisches Missionswerk“. Im Mittelpunkt der Arbeit von missio stehen die Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien. missio richtet jedes Jahr im Oktober die Kampagne rund um den Weltmissionssonntag aus, bei der Gäste aus einem Partnerland nach Deutschland kommen und ein intensiver Austausch – auch in den Pfarreien vor Ort – ermöglicht wird. Beispielland ist heuer Äthiopien.
Renovabis hat die Menschen in Osteuropa im Blick. Das Hilfswerk wurde erst 1993 vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und den deutschen Bischöfen gegründet. Seitdem unterstützt man soziale, strukturelle, ökologische und kirchliche Projekte im Osten Europas und fördert Erfahrungsaustausch und Begegnung. Jedes Jahr an Pfingsten macht das Hilfswerk mit einem aktuellen Thema auf seine Arbeit und die Bedürfnisse der Menschen in Osteuropa aufmerksam. Die Pfingstkollekte ist für die Projekte von Renovabis bestimmt.