Nachhaltige Projekte gesucht
Im Frühjahr 2020 wird das Bayerische Sozialministerium zum dritten Mal den Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt verleihen. Gesucht sind dieses Mal innovative Ideen und modellhafte Initiativen unter dem Leitthema „Ehrenamt ist nachhaltig! – Ehrenamt gestaltet unsere Zukunft!“. Mitmachen können Personen, Initiativen und Organisationen, „die gute Ideen rund um das Thema Ehrenamt kreativ aufgreifen und umsetzen. Dabei ist es egal, ob die Idee nur auf dem Papier steht oder bereits als Projekt auf den Weg gebracht wurde. Denn unser Ziel ist, innovative Ansätze des Bürgerschaftlichen Engagements in allen Phasen zu unterstützen: Von der Idee bis zur Realisierung“, schreiben die Initiatoren. Daher werden die Preisgelder in Höhe von insgesamt 75.000 Euro wieder in zwei Kategorien vergeben, und zwar für bereits realisierte Projekte und für überzeugende Konzepte. Eingereichte Projekte sollten innovativ, gemeinwohlorientiert, vorbildlich, praktikabel und engagementfeldübergreifend sein.
Bewerbungsschluss ist der 13. Oktober 2019.
Hier erhalten Sie alle Informationen zum Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt kurz und bündig in einem Flyer zusammengefasst.
Weitere Informationen sowie einen Rückblick auf die vergangenen Preisverleihungen finden Sie hier:
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Lernziel Zivilcourage
In Seminaren des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (LBE) Bayern lernen die Teilnehmer Haltung zu zeigen und Anfeindungen mit Menschlichkeit zu begegnen.
In den vergangenen Jahren haben in Diskussionen um die Themen Asyl, Migration und Anerkennung von Vielfalt wieder an Schärfe und Härte zugenommen. Verunsicherung und Ängste werden im politischen Diskurs instrumentalisiert. Das geht auch an den Ehrenamtlichen, die sich zum Beispiel für Geflüchtete engagieren, nicht spurlos vorbei. Freiwillige erleben Anfeindungen und Unverständnis für Ihre Arbeit, sie sehen sich veranlasst, sich für ihr Tun zu rechtfertigen, fangen an, ihr Engagement zu hinterfragen und lassen sich aus Enttäuschung über negative Schlagzeilen und Vorurteile entmutigen. An diesen Stellen setzt das Projekt „Engagement stärken. Haltung zeigen“ des Landesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement (LBE) Bayern e.V. an.
Ziel des Projekts ist es, Freiwillige in ihrer Haltung für Mitmenschlichkeit zu bestärken und ihnen Handlungskompetenzen mit auf den Weg zu geben, um Vorurteilen und Angriffen überzeugend entgegenzutreten. Das LBE hat dazu eine Workshopreihe erarbeitet und einen Trainerpool aufgebaut. Sie bieten bayernweit Seminare für Freiwillige und Interessierte kostenfrei an. In den drei aufeinander aufbauenden Workshops werden gezielt Methoden der politischen Erwachsenenbildung eingesetzt, die die Reflexion und den Dialog fördern, um Lernerfahrungen zu ermöglichen.
Haltung zeigen!
Seit Sommer 2018 hat das LBE bereits mehr als 150 Workshops in ganz Bayern realisiert. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden sind positiv: „Solche Workshops sind wichtig, damit es im Alltagsgeschäft nicht untergeht, sich mit der eigenen Haltungen auseinanderzusetzen. Oftmals hat man dafür keine Zeit. Ich habe jetzt mehr Möglichkeiten kennengelernt, wie ich auf abwertende Bemerkungen über Geflüchtete und meinen Einsatz für sie reagieren kann.“
Vereine, Freiwilligenzentren, Pfarrgemeinderäte und andere Gruppen von Ehrenamtlichen können sich direkt an die Trainer oder die Projektleitung in Nürnberg wenden, um weitere Informationen zu erhalten und Workshops vor Ort zu vereinbaren.
Weitere Informationen zum Projekt „Haltung zeigen“ lesen Sie auf der Projekt-Homepage.
Text: Stephan Schwieren, Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V.
Ein besonderer Lernort
2007 hat die Fakultät für Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt die Religionspädagogische Lernwerkstatt eingerichtet, die sich bis heute zu einem wahren Erfolgsmodell für religionspädagogisches Lernen und Lehren entwickelt hat.
Mit ihren einladenden und für die unterschiedlichsten Arbeitsformen ausgestatteten Räumlichkeiten ist die Lernwerkstatt ein materialreicher und anregender Lernort: das Atelier ist ausgestattet mit vielfältigen Arbeitsmaterialen für kreatives Gestalten, so dass die Studierenden unterschiedlichste Formen der Unterrichtsgestaltung und Gruppenarbeitsformen erproben können. Im mit Bücherregalen und bequemen Sitzmöglichkeiten ausgestatteten Leseraum kann man in Ruhe die umfangreiche religionspädagogische Bibliothek der Lernwerkstatt konsultieren. Er bietet zudem Raum, in entspannter Atmosphäre in Kleingruppen zu arbeiten und zu lernen. Eine Medienstation ermöglicht das Sichten von Videomaterial. Das schalldichte Musikstudio lädt mit seinen unterschiedlichen Instrumenten zum gemeinsamen Musizieren ein. Das „Forum“ bietet als heller und voll ausgestatteter Seminarraum die besten Möglichkeiten für eine intensive Unterrichtsarbeit und im Rechercheraum stehen den Studierenden Computer für ihre Studien- und Forschungsarbeit zur Verfügung. Für den informellen Austausch und das soziale Miteinander sind die Teeküche und der kleine Garten besondere Orte, um zu entspannen, sich in Ruhe zu unterhalten oder auch einmal zusammen zu feiern.
Dieses Umfeld ermöglicht es auf besondere Weise, praxisorientiertes Lernen und Lehren mit wissenschaftsorientierter, fachdidaktischer Reflexion zu verbinden. Die Studierenden können selbständig oder unter Anleitung in Seminaren und Workshops handlungsorientierte und differenzierende Unterrichtsformen sowie vielfältige Formen der Gemeindearbeit erproben und entwickeln. Die Lernwerkstatt ermöglicht dabei in besonderer Weise, den Austausch zwischen Studierenden, Dozierenden und externen Expertinnen und Experten, aber auch mit Schülergruppen, die von Studierenden bei Projekttagen begleitet werden. So lädt die Fakultät regelmäßig Personen aus unterschiedlichen Berufen ein, sodass die Studierenden in vielfältigen Workshop-Angeboten, Erfahrungen aus der Praxis vermittelt bekommen.

Der Religionskoffer zum Thema Judentum.
Ein besonderes Highlight der Lernwerkstatt sind die von Beate Klepper zu den Weltreligionen entwickelten Religionskoffer, die anschaulich und lebendig interreligiöses Lernen ermöglichen. Für interessierte Lehrkräfte werden dazu Begleit- und Arbeitshefte sowie Projekttage mit Schulgruppen in der Lernwerkstat angeboten.
Neugierig geworden auf die Lernwerkstatt? Mehr dazu finden Sie auf dieser Homepage.
Sie haben Fragen zur Lernwerkstatt? Dr. Reinhard Thoma, der die Lernwerkstatt betreut, hilft Ihnen gerne weiter: reinhard.thoma [ a] ku.de.
Text: Dorothea Pachale, Reinhard Thoma und Bernhard Sill
Fenster zur Geschichte – die kirchlichen Archive
Archive bilden zusammen mit den Bibliotheken und den Museen das Langzeitgedächtnis einer Gesellschaft. Im Unterschied zu den Veröffentlichungen in den Bibliotheken und zu den Kunstwerken der Museen sind ihr Metier historische Dokumente, die durch Verwaltungstätigkeit entstanden sind. Das klingt etwas „unsexy“, aber die allermeisten schriftlichen Spuren, die ein Mensch (von der Wiege bis zur Bahre) hinterlässt, sind genau von dieser Art.
Aufgabe der Archive ist es, solche Dokumente im Original auf Dauer sicher aufzubewahren, sie zu erschließen, zur Benutzung bereitzustellen und auch selbst auszuwerten. Die Archive machen es dadurch möglich, Menschen vergangener Epochen zu begegnen. Und sie entscheiden mit, was wir künftig über die Vergangenheit wissen können (oder nicht), indem sie entscheiden, Unterlagen als historisch bedeutsam aufzubewahren (oder nicht). Nur wenn die Archivare ihre Arbeit richtig machen, kann jede Generation sich aus dem „Rohmaterial“ der Geschichte ihr eigenes Bild von der Vergangenheit machen, sei es von der der eigenen Familie, einer Gemeinde oder ganzer Länder.
Die kirchlichen Archive haben in Bayern besondere Bedeutung, besteht hier doch ein flächendeckendes Netz von Bistümern und Pfarreien mit einer bis ins Mittelalter zurück reichenden Verwaltungs- und Archivierungstradition. Entsprechend gibt es in jeder Pfarrei, in jedem Kloster und an jedem Bischofssitz ein Archiv. Jede bayerische Diözese hat ihr Diözesanarchiv als zentrale Fachstelle für das Archivwesen (www.katholische-archive.de).
Die meistgefragten Unterlagen in den Diözesanarchiven sind die historischen Pfarrmatrikeln, also die Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher, die seit dem späten 16. Jahrhundert in allen Pfarreien geführt werden mussten. Diese Verzeichnisse erfassen (bis heute) die wichtigsten Daten jedes einzelnen Christenlebens, ob die der eigenen bäuerlichen Vorfahren oder die von Prominenten. Bis zur Einführung der staatlichen Standesämter 1876 waren sie die einzigen Personenstandsregister. Sie sind damit unersetzlich für die Erforschung von Lebens- und Familiengeschichten, aber auch für die Bevölkerungs- und Sozialgeschichte. In allen bayerischen Diözesen wurden deshalb die historischen Pfarrmatrikeln im Diözesanarchiv zentralisiert. In München sind es über 10.000 Bände.
Für die Heimatgeschichte oft noch wichtiger als das Diözesanarchiv sind die Pfarrarchive. Ihre Überlieferung reicht nicht selten ins Mittelalter zurück und damit weiter als die vieler Stadt- und Gemeindearchive. Sie sind Eigentum der jeweiligen Kirchenstiftung, doch steht das Diözesanarchiv bei Fragen der Ordnung und Verzeichnung sowie der sachgerechten Lagerung den örtlichen Verantwortlichen (d.h. Pfarrer und Kirchenverwaltung) mit fachlichem Rat zur Seite. Auch die Übergabe des Pfarrarchivs an das Diözesanarchiv ist möglich. Ebenso ist es bei den Archiven aufgelöster Klöster, wie jüngst im Erzbistum München und Freising geschehen bei den Klosterarchiven von Altomünster, Beuerberg und der Ursulinen in Landshut.
Diözesan- und Pfarrarchive stehen (natürlich unter Beachtung des Datenschutzes und anderer Vorschriften) allen Interessierten offen – ob Schüler, Hobbyforscher oder ausgewiesener Wissenschaftler und ob katholisch oder nicht. Die Archive geben Hilfestellung bei der Forschung und wenden sich auch in Publikationen, Ausstellungen, Führungen und Vorträgen an die Öffentlichkeit. Insofern ist die Aura des Geheimnisvollen, die in den Augen vieler die Archive überhaupt und insbesondere die kirchlichen umgibt, schon lange nicht mehr berechtigt.
Dies gilt umso mehr im digitalen Zeitalter, das die Archive in mehrfacher Weise betrifft. Einerseits nutzen sie für die Erfassung und Verwaltung ihrer riesigen Bestände längst Datenbanken und Fachanwendungen. Andererseits arbeitet auch die kirchliche Verwaltung mittlerweile digital; so müssen die Archive darauf vorbereitet sein, digitales Verwaltungsschriftgut auch in digitaler Form zu übernehmen, unverfälscht zu erhalten und nutzbar zu machen. Schließlich erlaubt das Internet den Archiven, ihr wertvolles Kulturgut in viel breiterem Maße als früher, ja weltweit zur Nutzung zur Verfügung zu stellen.
Aus bayerischen Kirchenarchiven sind bislang vor allem Urkunden und Pfarrmatrikeln über Fachportale (www.monasterium.net; www.matricula-online.eu) kostenlos zugänglich. Das Archiv des Erzbistums München und Freising geht noch weiter und will im Lauf der nächsten Jahre alle seine wichtigen Bestände online stellen. Start war am 15. Juli 2019 mit rund 4 Millionen digitalisierten Seiten (www.erzbistum-muenchen.de/archiv-und-bibliothek). Dazu gibt es Forschungsanleitungen mit direkten Links zu den Quellen und Hilfsmitteln.
Das Fenster zur Geschichte öffnet sich jetzt also auch am heimischen Computer.
Text: Roland Götz, Archivoberrat und Vizekanzler, Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Beitragsbild: Verlerii Honcharuk / Adobe Stock