Generationenmentor sein
Die Generationen sollen sich annähern, voneinander lernen und übereinander wissen. So werden Vorurteile abgebaut. Alle übernehmen Verantwortung in Sorge und Mitverantwortung in der Kommune, für Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften: Für eine Nachbarschaft, in der es sich zu leben lohnt.
Es werden außerfamiliäre Generationenbeziehungen gestaltet auf freiwilliger und selbstständiger Basis. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Generationen treffen sich in Gemeinde oder Pfarrei, lernen sich näher kennen und stellen gemeinsam etwas auf die Beine. Im Füreinanderdasein wird die Lebensqualität aller verbessert. Es entstehen Beziehungen. Im Gespräch und gemeinsamen Tun wachsen Verständnis und Wertschätzung. Dabei kann eine neue Generationenkultur entstehen. Generationen leben dadurch nicht nebeneinander her.
Die Ausbildung zum/zur Generationenmentor/in ist ein bayernweites Angebot des Landesforum Katholische Seniorenarbeit Bayern (LKSB) und der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) und wendet sich primär an Männer und Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Bisher wurde dieser Kurs in den (Erz-)Diözesen Eichstätt, München und Freising, Passau sowie Regensburg durchgeführt. Daraus entstanden sind unterschiedliche Projekte, wie ein generationenübergreifender Chor oder das Angebot „Mit 17 hat man noch Träume“, bei dem Seniorinnen und Senioren aus ihrer Jugend erzählen. Zu diesem Kurs sind eingeladen: Menschen, die Freude daran haben, andere miteinander in Kontakt zu bringen und zu vernetzen, und denen eine lebenswerte Zukunft für alle Generationen in ihrer Gemeinde am Herzen liegt.
Die Qualifizierung besteht aus zwei Teilen: einem Grundkurs mit den thematischen Schwerpunkten „Lebenswelten der Generationen“, „Komponenten eines generationenfreundlichen Ortes“ sowie „Rollenklärung und Vermittlung von Handwerkszeug“. Ein Aufbaukurs schließt sich an, der sich ganz mit der praktischen Arbeit beschäftigt. Die Teilnehmenden entwickeln und planen ein Projekt, und führen es vor Ort durch.
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Projekt-Homepage.
Ein ähnliches Angebot gibt es inzwischen auch bei der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) München. Dort wird berufsbegleitend eine Fortbildung zum sogenannten „Generationenmanager“ angeboten. Dieses Angebot richtet sich ausdrücklich an Menschen, die hauptamtlich in den Bereichen Generationenarbeit oder generationenübergreifendes Bürgerschaftliches Engagement tätig sind, beispielsweise also Mitarbeitende in der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege, in Kommunen, Mehrgenerationenhäusern und Freiwilligenagenturen. (alx)
Titel-Illustration: SUCSI / Adobe stock
Durchhalten im Corona-Alltag:
ZFG gibt Tipps für Familien, Paare und Singles
Wie verändern uns Abstand, Isolation und unsichere Lockerungen? Welcher Gefühlskreislauf kommt in Gang durch Isolation, Quarantäne und Fernbeziehungen? Und wie kann man als Familie, Paar oder als Single durch diese Zeit kommen, deren Maßnahmen womöglich noch für Monate den Alltag bestimmen werden? Solchen und weiteren Fragen nimmt sich eine neue Broschüre des Zentralinstituts für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der KU an. Die Publikation enthält viele wissenschaftlich erforschte und bewährte Inspirationen sowie Verhaltensregeln, um die vielfältigen Belastungen zu reduzieren und zu meistern. Sie wird der Bevölkerung kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt. Das Spektrum der Beiträge reicht vom Entwickeln und Einhalten einer Tagesstruktur über den Umgang mit Einsamkeit und Fernbeziehungen bis hin zu Tipps für Eltern – differenziert nach dem Alter des Nachwuchses.
„Mit dieser Broschüre möchten wir Familien und allen, die in Ehe und Partnerschaft leben, Informationen an die Hand geben, die sie bei der Bewältigung dieser Situation unterstützen sollen. Ziel ist es, auf der Basis wissenschaftlicher Expertise ganz konkrete Tipps und Hinweise für die Praxis zu geben. Auch dies ist Aufgabe einer Universität. Wir hoffen, dass diese Broschüre daher vielen Familien, allen, die in Ehe und Partnerschaft leben, sowie Singles und Alleinstehenden eine wertvolle Hilfe ist“, erklärt ZFG-Direktor Prof. Dr. Klaus Stüwe.
Autorinnen und Autor der Publikation sind als wissenschaftlicher Projektleiter Dr. Peter Wendl sowie die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Peggy Puhl-Regler und Alexandra Ressel. Wendl leitet seit 2002 eine Kooperation mit dem Katholischen Militärbischofsamt und beschäftigt sich dabei mit Auswirkungen von kritischen Lebensereignissen, Fernbeziehungen und Isolation auf Partnerschaft, Familie und Erziehung. Alexandra Ressel erforscht unter anderem die Lebenswirklichkeit von Soldatenfamilien, Peggy Puhl-Richter untersucht generell das Familienleben unter besonderen Bedingungen.
„Manche befinden sich in einer Zeit großer Einsamkeit, andere in einer Phase von zu wenig Privatsphäre und zu wenig Alleinseinkönnen – und nicht wenige erleben die genannten Bedingungen immer wieder im Wechsel“, erläutert Wendl. Der Gestaltung von Fernbeziehungen, wie man sie mit vielen Angehörigen jetzt führe, haben eine ebenso zentrale Bedeutung wie das Meistern von Isolation oder Kontaktbegrenzungen.
Das Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft hat sich als interdisziplinäre Forschungseinrichtung der KU in den vergangenen Jahren umfassende Expertise erworben auf dem Gebiet der Partnerschafts- und Familienforschung. Im Auftrag von Ministerien, Landkreisen, Kommunen, Diözesen und der Deutschen Bischofskonferenz hat das ZFG zahlreiche Studien durchgeführt. Die vorliegende Broschüre wurde in Kooperation mit dem Katholischen Militärbischofsamt erstellt.
Denkanstöße und Hilfestellung für die verschiedenen Lebenslagen innerhalb der Gesellschaft bietet die Broschüre „Durchhalten trotz Corona-Krise – Anregungen für Paare, Familien und Singles zwischen Lagerkoller und unsicheren Lockerungen“, die hier kostenlos zum Download zur Verfügung steht. (pm)
Inklusion groß geschrieben
Das Caritas-Pirckheimer-Haus (cph) in Nürnberg arbeitet schon seit vielen Jahren erfolgreich im Bereich der Inklusion – das Haus setzt Maßstäbe, wenn es um die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bildungsbereich geht. Jetzt starten zwei neue Projekte: „Wie geht Demokratie?“ ist ein Modellprojekt im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Dabei geht es um inklusive Demokratiebildung für Jugendliche und junge Erwachsene mit geistiger Behinderung. Im Projekt sollen junge Menschen mit Betreuungsbedarf, ausgehend von ihrem eigenen Leben, ihre Rechte als Bürgerinnen und Bürger unseres Landes kennenlernen. Junge Menschen mit Betreuungsbedarf sollen so gestärkt werden, ihre Grundrechte wahrzunehmen und für ihre Interessen und Bedürfnisse selbständig einzutreten. Das Projekt will damit sowohl Wissen vermitteln, wie unser Staat „funktioniert“, als auch Formen der demokratischen Teilhabe selbst praktizieren, indem es zeigt, wie man alleine oder zusammen mit anderen aktiv werden kann.
Menschen mit und ohne Behinderungen besuchen gemeinsam kulturelle und historische Orte in Nürnberg oder leiten dort gar gemeinsam durch Museen. Klingt utopisch? Im zweiten Projekt „Kultouren für alle – für mehr Inklusion in Nürnberg!“ will die Akademie CPH neue inklusive Bildungs- und Führungskonzepte entwickeln. Im Vordergrund der Konzepterstellung stehen dabei Bildungsbedürfnisse, Selbstbestimmung, Teilhabemöglichkeiten und gemeinsames Lernen. (pm)
Katechese im Miteinander der Generationen
Es ist keine Frage des Alters
Kinder haben oft interessante, manchmal völlig überraschende Zugänge zum Glauben. Das ist die Erfahrung vieler Eltern und nicht weniger Katechetinnen und Katecheten. Deshalb empfinden Eltern nicht selten die Fragen ihrer Kinder als Herausforderung. Für sie wie auch für die Katecheten werden daher die Katechesen mit den Kindern häufig auch zur Bereicherung für ihren eigenen Glauben.
Wäre es daher nicht sinnvoll, Erwachsene direkt anzusprechen? Sicher! Stattdessen aber sind unsere Katechesen weitestgehend auf Kinder und Jugendliche fokussiert. Mehr noch: Sie sind zum allergrößten Teil Katechesen zur Vorbereitung auf den Erstempfang eines Sakramentes (Beichte, Kommunion und Firmung). Und das, obwohl längst klar ist, dass ein in der Kindheit und Jugend erlerntes Wissen fortlaufend weitergebildet werden muss, wenn es den privaten und beruflichen Anforderungen gerecht werden will. Warum sollte das beim Glauben anders sein?
Vielmehr ist sogar das Gegenteil der Fall, denn beim Glauben handelt es sich nicht um fachspezifisches, sondern um Lebenswissen. Das Leben aber hat sich in den letzten Jahrzehnten auch für Erwachsene permanent und rasend schnell verändert. Und weil viele Erwachsene keine Verbindung zwischen diesem so veränderten Leben und ihrem „Kinderglauben“ herstellen können, wird der Glaube für sie irrelevant. Nett für Kinder, aber unbrauchbar für Erwachsene. Oder aber der Glauben fristet ein Randdasein, das am Sonntag oder bei besonderen Ereignissen (Hochzeit, Geburt, Tod) aktiviert wird, ansonsten aber keine Bedeutung spielt. Mehr noch: Wenn die Erwachsenen den Glauben nicht mehr leben, bestärkt eine auf Kinder und Jugendliche fokussierte Katechese den Eindruck, dass man als Erwachsener keine Weiterbildung des Glaubens braucht.
Theoretisch ist das alles längst klar. Denn seit den 1970er Jahren wird in kirchlichen Dokumenten immer wieder darauf verwiesen, dass die Katechese mit (nicht für) Erwachsenen „die vorzügliche Form der Katechese [ist], auf die alle anderen Formen, die sicher immer notwendig sind, gewissermaßen hingeordnet sind. Darum muss die Katechese der anderen Altersstufen sie zum Bezugspunkt haben“. Das heißt: Wenn es keine Erwachsenenkatechese gibt, ist jede andere Katechese orientierungslos.
Wann denn das noch?
Fast reflexartig kommt dann sofort die Frage: Aber wann sollen wir das denn noch machen? Darauf zwei Antworten:
Erstens: Der Einwand ist natürlich berechtigt, denn es kann nicht immer noch mehr „draufgepackt“ werden. Das gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass bis 2030 ein Rückgang der Kirchenmitgliederzahl um 50 Prozent prognostiziert wird und damit auch die Zahl der haupt- und ehrenamtlichen in den Pfarreien deutlich abnehmen wird. Wenn aber umgekehrt die oben genannte These der Orientierungslosigkeit stimmt, kann die Antwort nur lauten: Die Kinder- und Jugendkatechese zugunsten der Erwachsenenkatechese zu reduzieren.
Es sei denn – und das ist die zweite Antwort –, es gibt ein Katecheseformat, bei dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammenkommen.
Familien, Paare und Glaubens-Singles
Ein solches Konzept bietet die intergenerationelle Katechese, wie sie sich in anglo- und frankophonen Ländern in den vergangenen Jahrzehnten wohl auch deshalb entwickelt hat, weil dort schon jetzt deutlich weniger Hauptamtliche zur Verfügung stehen als hierzulande. Allerdings haben auch in Deutschland schon einige Pfarreien gute Erfahrungen mit dieser Form der Katechese.
Dabei geht das Konzept intergenerationeller Katechese insofern über eine Familienkatechese hinaus, als es neben den Familien auch kinderlose Paare und Glaubens-Singles ansprechen will. Letztere können Menschen sein, die tatsächlich allein leben, aber auch solche, die als Erwachsene oder auch als Kinder und Jugendliche in einer Familie mit ihrem Glauben allein dastehen. Eine auf Familien fokussierte Katechese grenzt sie aus. Dabei wird ihre Zahl in den nächsten Jahren vermutlich deutlich ansteigen, weil insgesamt die religiöse Sozialisation durch die Familien abnimmt. Immer weniger Menschen werden quasi von Kindesbeinen an in den Glauben hineinwachsen. Deren Lebens- und Glaubenserfahrungen in die Katechese einzubeziehen, wird die Katechese (und nicht nur sie) nachhaltig bereichern. Auch unter missionarisch-evangelisierender Perspektive bietet sich darum das Konzept einer intergenerationellen Katechese an.
Wenn unterschiedliche Menschen mit ihren je eigenen Lebens- und Glaubenserfahrungen in einen Dialog über den Glauben kommen, wirkt dies gleich in mehrfacher Hinsicht anregend und nachhaltig. Werden zum Beispiel die Erstkommunionkinder mit ihren Familien einbezogen, erleben die Kommunionkinder, aber auch ihre Geschwister, die Eltern und die Großeltern, dass der Glaube auch Menschen außerhalb ihrer Familie oder unabhängig von der Vorbereitung auf ein besonderes Fest (Erstkommunion oder Firmung) wichtig ist. Und alle Teilnehmenden erleben miteinander, welche Bedeutung und gegebenenfalls prägende und tragende Kraft einzelne Glaubensinhalte oder der Glaube an sich in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen entfalten kann.
Es bietet sich deshalb an, Erstkommunion- und Firmkatechese in dieses Konzept zu integrieren. Manche Pfarreien machen dies für die gesamte Vorbereitung, andere greifen einzelne Themen aus der Sakramentenvorbereitung auf, um sie mit Interessierten aus der ganzen Gemeinde im dialogischen Miteinander katechetisch zu erschließen.
Zum Weiterlesen
Papst Johannes Paul II, Apostolisches Schreiben Catechesi Tradendae (VApS 12), Bonn 1979. (= CT)
Kongregation für den Klerus, Allgemeines Direktorium für die Katechese (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 130), Bonn 1997. (= ADK)
Die deutschen Bischöfe, Katechese in veränderter Zeit (Die deutschen Bischöfe 75), Bonn 2004. (= KivZ)
Henri Derroitte, La catéchèse décloisonnée. Jalons pour un nouveau projet catéchétique (coll. Pédagogie catéchétique, 13), Bruxelles 2000. (vgl. weitere Titel in der Reihe: Pédagogie catéchétique).
Christian Hennecke/ Anke Dörsam (Hg.), Generationen des Glaubens. Kontexte, Modelle und Erfahrungen generationenübergreifender Katechese (dkv – Deutscher Katecheten-Verein), München 2015.
Bernd Lutz, Katechetisches Lernen der ganzen Gemeinde als Gemeinschaft, in: A. Kaupp u.a. (Hg.), Handbuch der Katechese (Grundlagen der Theologie), Freiburg/Br. 2011, 173-184.(Dort auch Hinweise zur englischsprachigen Literatur).
Text: Bernd Lutz, Professor für Pastoraltheologie an der Kölner Hochschule für katholische Theologie (KHKT) in Sankt Augustin