Renovabis-Pfingstaktion
„DU erneuerst das Angesicht der Erde. Ost und West in gemeinsamer Verantwortung für die Schöpfung“ – so lautet das Leitwort für die diesjährige Kampagne von Renovabis im Mai. Es ist zugleich das Jahresthema der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. „Wir wollen für den Reichtum unserer Schöpfung sensibilisieren und zugleich zu ökologisch verantwortlichem Handeln motivieren – ganz im Sinne der Enzyklika Laudato si‘“, sagt Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Christian Hartl.
Das DU ist dabei groß geschrieben – ein doppelter Appell: zum einen ein gläubiges Bekenntnis zu Gott, zum anderen die Aufforderung an jeden Einzelnen, mit eigenem Engagement zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen. Das Leitwort greift den Psalm 104,30 auf – jenen Psalm, der der Solidaritätsaktion 1993 ihren Namen gegeben hat: „…et renovabis faciem terrae“ (Du erneuerst das Antlitz der Erde). Mit der Kampagne 2021 will Renovabis helfen, Brücken zwischen Ost und West zu schlagen und zeigen, vor welch’ großen Herausforderungen die Menschen im Osten Europas nach Jahrzehnten erst kommunistischer Planwirtschaft und dann kapitalistischer Marktwirtschaft beim Umwelt- und Klimaschutz stehen. Renovabis möchte um Solidarität bitten und darüber auch das gemeinsame Gebet mit den Menschen im Osten nicht vergessen, weil es gerade dort eine reiche Tradition der Schöpfungsspiritualität zu entdecken gibt. (pm)
Begleitmaterial zur diesjährigen Pfingstaktion können Sie auf der Renovabis-Homepage bestellen und herunterladen.
Hier finden Sie das Programm für die Renovabis-Aktion im Erzbistum Bamberg, wo neben Eröffnungs- und Abschlussgottesdienst auch weitere begleitende Veranstaltungen geplant sind.
Wenn der Glaube an übernatürliche Kräfte Heil bringt
Afrika umfasst als Kontinent eine kulturelle Vielfalt mit zahlreichen ethnischen Gruppen, unterschiedlichen Sprachen sowie individuellen religiösen Überzeugungen und spirituellen Praktiken. Diese sind in den Traditionen vieler Afrikaner tief verwurzelt. Manche tendieren sogar dazu, unsichtbare Kräfte für negative Ereignisse, wie Krankheiten oder andere Probleme, verantwortlich zu machen – etwas, das viele Europäer nicht kennen.
Wie facettenreich das Spektrum an Möglichkeiten sein kann, Religionen und spirituellen Praktiken auf dem afrikanischen Kontinent auszuleben, erklärt Kundri Böhmer-Bauer, Ethnologin und interkulturelle Trainerin sowie Lehrbeauftragte für afrikanische Länder an der Universität der Bundeswehr München-Neubiberg und Beraterin diverser Unternehmen zu geplanten Auslandsaufenthalten. Sie kritisiert, dass der afrikanische Kontinent oft als ein einziges Land betrachtet wird. Dabei handelt es sich um 55 verschiedene Länder, die auch in sich selbst sehr verschieden sind. Außerdem wachsen 1,3 Milliarden Menschen – wie auf jedem anderen Kontinent – je nach Generation, Bildung, Erfahrung sowie Region unterschiedlich auf. Jedes Volk hat seine eigene Religion mit ihren jeweiligen Bräuchen und Glaubensanschauungen.
Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des afrikanischen Kontinents gehört dem Christentum oder dem Islam an, wobei sich diese in ihren verschiedensten Ausprägungen wiederfinden. Neben diesen beiden Weltreligionen, die durch Missionare und Händler im Lauf der Kolonialisierung verbreitet wurden, gibt es weitere traditionelle Religionen. Obwohl diese zum Teil durch neuere Glaubensgemeinschaften in den Hintergrund gedrängt wurden, existieren sie bis heute. Zwar unterscheiden sich die Formen spiritueller Praktiken je nach Region, Weltbild und Religion, dennoch gibt es Ausprägungen, die sich in vielen Ländern wiederfinden. Dazu zählen unter anderem unterschiedlichste Abstufungen schwarzer und weißer Magie, Hexerei, Zauberei oder Voodoo. Religion ist in Afrika eine Selbstverständlichkeit, die sich durch die Besonderheit auszeichnet, dass beispielsweise ein gläubiger Katholik ebenfalls zu einem Hexer geht oder den Ahnen Opfer bringt. […]
Religion und Krankheitsbilder
Das Wissen über den Glauben Geflüchteter aus afrikanischen Ländern, wie etwa aus Nigeria, Eritrea oder Kongo, kann vor allem für Menschen, die in Heilberufen tätig sind, essenziell wichtig sein. „Denn Symptome, die bei afrikanischen Geflüchteten nach europäischem Medizinverständnis klassifiziert werden, können nach traditionellem Verständnis sowohl anders erklärt als auch anders behandelt werden“, sagt Kundri Böhmer-Bauer. Zu berücksichtigen sei dabei, dass eine ganzheitliche Behandlung auch im Falle einer einzelnen Erkrankung üblich ist. Geflüchtete aus bestimmten afrikanischen Ländern sind angesichts ihrer Vorstellungen fest davon überzeugt, dass Krankheiten durch Hexerei oder einen Fluch übertragen wurden. Dieser kann ihrem Glauben nach nur durch einen traditionellen Heilkundigen besiegt werden.
Wenn bestimmte Informationen fehlen, kann nur begrenzt geholfen werden. Viele der Geflüchteten trauen sich nicht, bestimmte Themen anzusprechen, da sie Angst vor möglichen wertenden Reaktionen haben. Dementsprechend ist es sinnvoll herauszufinden, wie sie ein Heilkundiger oder spiritueller Experte in ihren Ländern behandeln würde. Kundri Böhmer-Bauer empfiehlt einen Perspektivwechsel und den Betroffenen bestimmte Fragen zu stellen, wenn einem der sozio-kulturelle Hintergrund fehlt. Eine Möglichkeit wäre beispielweise nachzufragen, von welchem Problemursachen der Patient ausgeht und ob er Gründe dafür nennen könnte. Außerdem könnte konkret nachgefragt werden, welche Erfahrungen der Betroffene mit diesen Erkrankungen in seiner Heimat gemacht hat. Auch die Ängste vor der Erkrankung und eine Aufklärung über die Gesamtsituation könnten sich mithilfe bestimmter Fragen herauskristallisieren. „Ich möchte, dass wir unsere Augen öffnen, denn wir haben alle viel mehr gemeinsam als das, was uns trennt“, betont Kundri Böhmer-Bauer. (Text: Muhadj Adnan)
Buchempfehlungen zum Thema (z.B. für Menschen, die in Heilberufen tätig sind):
- Reiterer, Joana Adesuwa (2009), Die Wassergöttin. Wie ich den Bann des Voodoo brach. 320 Seiten, Knaur.
- Schmid, Gary Bruno (2009), Tod durch Vorstellungskraft: Das Geheimnis psychogener Todesfälle. 406 Seiten, Springer.
Vom Aluhut zur Alu-Bommel
Verschwörungsideologien haben Hochkonjunktur, wann immer eine Gesellschaft in der Krise steckt – und so waren die vergangenen Monate voll von Debatten um Zwangsimpfungen, Bill Gates und den vermeintlichen Aufbau einer neuen Weltregierung.
Warum gibt es Verschwörungsideologien?
Verschwörungsideologien haben immer Hochkonjunktur, wenn eine Gesellschaft in der Krise ist. Das war schon in den vergangenen Jahren zu beobachten, als Verschwörungsideologien rund um das Thema „Klimawandel“ sehr populär wurden. Die Corona-Pandemie war und ist eine akute Krise: Menschen haben Angst um ihr Leben, viele fühlten sich gerade während der strengeren Lockdowns einsam und alleingelassen, eine Zeit lang durfte man nicht einmal seine Angehörigen besuchen, Grundrechte wurden eingeschränkt, Normalität war weitgehend abhanden gekommen. In solchen Situationen will man verstehen, was los ist, will man das Gefühl haben, wenigstens ein Stück weit noch Kontrolle über sein Leben zu haben, will man seinen Ängsten etwas entgegensetzen. Genau da können Verschwörungsideologien ansetzen, indem sie eine Erklärung anbieten, die eingängig ist, angeblich Sinn herstellt und die eigenen Ängste reduziert. Das Gefährliche daran ist, dass Menschen dadurch stark emotionalisiert werden und dann schnell einem angeblichen Sündenbock die Schuld geben, was zu einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft führt.
Außerdem muss man sich klarmachen, dass der sich zurzeit äußernde Unmut vielfach eine Vorgeschichte hat: schon lange vor Corona gab es Menschen, die den Eindruck hatten, dass sie ihre Meinung nicht offen sagen durften – jetzt müssen sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen und dieser wird für sie symbolisch zum „Maulkorb“. Schon vor Corona gab es Menschen, die Angst vor Digitalisierung und Überwachung hatten – jetzt übertragen einige davon diese Angst auf Bill Gates als Symbolfigur der Digitalisierung schlechthin. Schon vor Corona gab es vehemente Impfgegnerinnen und Impfgegner – jetzt taucht für sie mit einer möglichen Impfung gegen Corona (und vor dem Hintergrund der eingeführten Masern-Impfpflicht) ein neues Schreckensgespenst am Horizont auf. Das heißt: die aktuelle Corona-Krise hat alle diese Themen gebündelt, diejenigen zusammengeführt, die schon vorher unzufrieden waren oder Sorgen und Ängste hatten, und hat einen neuen und gemeinsamen Raum des Widerstandes geschaffen.
Wie geht man damit um?
Viele Menschen machen sich zurzeit sorgen, weil sich ein Familienmitglied zusehends tiefer in Verschwörungsideologien verstrickt. Sie stellen vielleicht einen regelrechten Persönlichkeitswandel fest und es kommt zu immer mehr Streitigkeiten rund um dieses Thema. Hier kann man schlecht einen allgemeingültigen Rat geben, aber als Faustregel lässt sich sagen: Solange jemand noch nicht tiefer darin verstrickt ist, kann man ihn oder sie oft noch mit rationalen Argumenten und kritischen Rückfragen erreichen – solange man nicht den „Besserwisser“ gibt und die Sache damit noch schlimmer macht. Wenn jemand hingegen sowieso schon seit Jahren an Verschwörung glaubt, ist es viel schwieriger. Im Zweifelsfall gibt es Fachstellen, an die man sich wenden kann, aber auch von ihnen sollte man keine Wunder erwarten, solange die besagte Person nicht gesprächsbereit ist.
Des Weiteren geht es immer wieder um die Teilnahme an einer sogenannten Hygiene- oder Querdenker-Demo oder wie auch immer sie vor Ort heißt. Zunächst einmal gibt es natürlich das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit; und so seltsam es klingt, aber die Religionsfreiheit umfasst auch das Recht darauf, Unsinn glauben zu dürfen. Begrenzt wird die Ausübung dieser Grundrechte dort, wo die Grundrechte eines anderen Menschen, etwa das Recht auf körperliche Unversehrtheit, gefährdet werden.
Es ist legitim, dass Menschen auf Demonstrationen ihren Meinungen, Ängsten und Sorgen Ausdruck verleihen und Forderungen formulieren. Gleichzeitig sind alle, die auf solche Demos gehen, verantwortlich dafür, sich darüber zu informieren, wer dort spricht, und all denen, die antidemokratische oder rechts- oder linksextreme Positionen vertreten oder Verschwörungsideologien in Umlauf bringen, deutlich zu widersprechen. Zu sagen, „Mir ist es egal, wo jemand politisch steht, Hauptsache er ist auch gegen die Corona-Maßnahmen.“, ist politisch naiv und gefährlich. Veranstalter und Demonstranten tragen eine politische Verantwortung, und zwar auch dann, wenn sie sich instrumentalisieren lassen.
In der kirchlichen Weltanschauungsarbeit hatte man schon lange vor Corona mit Verschwörungsideologien zu tun, aber im Moment ist das Thema natürlich sehr aktuell. Das Gute daran ist, dass viele Menschen nun für dieses Thema sensibilisiert werden und es nicht mehr als harmlose Spinnerei abtun.
In fast allen Bistümern und auch auf den unterschiedlichen Ebenen der evangelischen Kirche gibt es Beratungsstellen, die bei Fragen und Unsicherheiten rund um Sekten- und Weltanschauungsfragen weiterhelfen können. (Text: Haringke Fugmann)
Unter diesem Link sind sie zusammengestellt.
Ist da draußen jemand?
Diese Frage ist es, die in unzähligen Science-Fiction-Serien den Erstkontakt zu einer außerirdischen Lebensform herstellt. Aber, ist da draußen wirklich jemand und lassen sich der christliche Glaube und der Glaube an außerirdische Existenzen überhaupt miteinander vereinbaren?
Der Glaube an Gott und der Glaube an außerirdische Lebensformen ähneln sich in einigen Punkten. Einige Anhänger sind in beiden Glaubensrichtungen jeweils von deren Existenz fest überzeugt. Manche unter ihnen glauben, ihnen sogar bereits persönlich begegnet zu sein. Vereinzelte erwarten sich Erlösung. Armin Kreiner erklärt in seinem Buch Jesus, UFOs, Aliens (Herder, 2012) die Faszination darüber, den etwas in die Tage gekommenen christlichen Erlösungsglauben durch hochtechnisierte UFO-Besatzungen zu modernisieren und zu ersetzen. Skeptiker gehen bestenfalls von einer komplexen und hypothetischen Debatte aus oder sie verurteilen beide Bereiche als unseriös und unbedeutend. Dennoch: Die Erfahrung zeigt, mit der Frage, ob wir allein sind im Universum, füllt man jedes Klassenzimmer und jeden Gemeindesaal.
Außerirdische existieren, zumindest in einigen Köpfen von Philosophen und Theologen. Diese Debatte fand in der Theorie schon in der griechischen Antike zwischen den Atomisten und Vertretern des geozentrischen Weltbildes statt. Für die einen war das Universum unendlich und ohne Zentrum, nichts ist einmalig. Für die Geozentriker hatte jede Bewegung ein Ziel und jedes Element einen festgelegten Ort. Luft geht nach oben, Erde nach unten. Daher kann es auch keine zweite Erde geben. […]
In tiefere Beziehungen eintreten
Das Fazit der Debatte ist, dass nicht jede Form christlicher Überzeugungen mit der möglichen Existenz von Außerirdischen vereinbar ist. Dass Gott die Macht hat, ein unendliches Universum zu erschaffen, darüber sind sich die meisten einig. Die Lehrmeinung, Gott hätte nicht die Macht, mehrere Welten zu erschaffen, wurde schon früh in der Diskussion mit dem Anathema belegt, also als Aberglaube gewertet. Mittlerweile halten sich Theologen Gott sei Dank aus der Debatte heraus, was im Universum existieren darf und was nicht. Andererseits führt das Gedankenexperiment nicht unbedingt zu dem Schluss, dass das Christentum nun seinem Ende entgegen sehen muss. Die Frage, ob wir allein im Universum sind, kann auch Beziehungen beflügeln, warum nicht auch die Gott-Mensch-Beziehung. Unendliche Weiten. (Text: Hannes Bräutigam)
Weiterlesen:
- Kreiner, Armin (2012), Jesus, UFOs, Aliens: Außerirdische Intelligenz als Herausforderung für den christlichen Glauben. 220 Seiten, Herder Verlag.
- Bräutigam, Hannes (2015), Das Kreuz mit den Aliens: Christologische Probleme angesichts der Möglichkeit extraterrestrischer Intelligenz. Gebundene Ausgabe, 274 Seiten, Tectum Wissenschaftsverlag.
- Bräutigam, Hannes (2018), Das Christentum und die Außerirdischen: Mit der Bibel ins Weltall. Taschenbuch, 186 Seiten, Tectum Wissenschaftsverlag.