Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: März-April 2021

Aus Räten und Verbänden

Schwerpunkte statt blinder Sparmaßnahmen

Foto: Markus Hauck / POW

„Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ – so heißt der pastorale Strukturprozess im Bistum Würzburg, der in den vergangenen Jahren bei den Ehrenamtlichen nicht immer auf Zustimmung gestoßen ist. Jetzt ist das Bistum in eine finanzielle Schieflage geraten. In dieser schwierigen Situation will der Diözesanrat nicht nachlassen und sich weiter konstruktiv einbringen. Um die Krise zu meistern, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche und eine klare Schwerpunktsetzung, findet der Diözesanratsvorsitzende Michael Wolf:

 

 

Gemeinde creativ: Wie ist der aktuelle Stand zum Strukturprozess im Bistum Würzburg?

Michael Wolf: Am 24. Oktober des vergangenen Jahres wurde im Rahmen eines Diözesanforums, bei dem Vertreterinnen und Vertreter aus den diözesanen Beratungsgremien anwesend waren, die geographische Umschreibung der neuen Pastoralen Räume festgelegt. Künftig wird es 40 Pastorale Räume geben, in denen mehrere Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst sind. Die derzeit 19 Dekanate werden sich künftig voraussichtlich an den Landkreisgrenzen orientieren und damit ebenfalls reduziert. Noch ist nicht abschließend geklärt, welche Aufgaben auf der künftigen Dekanatsebene anfallen werden. In den Beratungsgremien des Bischofs wird derzeit die weitere Ausgestaltung für die Pastoralen Räume diskutiert und es werden Leitplanken gesetzt, die unter anderem die Zusammenarbeit von haupt- wie ehrenamtlich Mitarbeitenden näher regeln soll. Der aktuelle Lockdown kommt erschwerend hinzu, sodass wir feststellen, dass ein Ungleichgewicht zwischen Haupt -und Ehrenamtlichen besteht, was den Informations- und Kenntnisstand anbelangt.

Welche Möglichkeiten gibt es für den Diözesanrat, sich einzubringen?

Neben dem Lenkungskreis, bei dem zwei Diözesanratsmitglieder mitarbeiten, sind wir in mehreren Projektgruppen, die sich mit verschiedenen Themen innerhalb des Programms „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ beschäftigt, eingebunden. In der Projektgruppe „Gremien“ in der es um eine neue Gremienstruktur geht, arbeiten wir weitestgehend eigenständig.

Bei der außerordentlichen Vollversammlung im Herbst 2020 gab es heftige Kritik am Vorgehen der Bistumsleitung – was waren die Kritikpunkte und gibt es hier schon Lösungen?

Ein großer Kritikpunkt war beispielsweise die wiederholt kurzfristige Weitergabe von Informationen, in diesem Fall Vorlagen, die dann im Rahmen der Vollversammlung diskutiert werden sollten. Klar ist doch, dass eine inhaltlich gute Diskussion und anschließende Rückmeldung des Diözesanrats nur dann möglich sind, wenn diese Informationen frühzeitig vorliegen, zumal die Mitglieder sich ehrenamtlich engagieren. Wenn wir als Diözesanrat also ein wichtiges Beratungsgremium innerhalb des Bistums sind, erwarten wir, zeitig informiert zu werden, um diesen Auftrag ausreichend wahrnehmen und ihm gerecht werden zu können.

Das Bistum Würzburg befindet sich in einer finanziellen Schieflage. Tagungshäuser sollen geschlossen, Stellen in der Seelsorge nicht mehr nachbesetzt werden – wie stehen Sie zu diesen Maßnahmen?

Auch dies war einer der Gründe für intensive Diskussionen. Für mich steht außer Frage, dass aufgrund der großen finanziellen Herausforderungen, die die Corona-Pandemie noch beschleunigt und verstärkt, Sparmaßnahmen getroffen werden müssen. Was wir als Diözesanrat jedoch seit langem einfordern, ist eine Schwerpunktsetzung, bei der deutlich wird, wohin das Bistum in den nächsten Jahren gehen möchte und wo nicht nur gespart, sondern in welchen Bereichen verstärkt investiert wird. Darauf basierend kann ein nachhaltig konsolidierter Haushalt aufgestellt werden. Bislang ist dies aus unserer Sicht zu wenig passiert, sodass aufgrund der großen Lücke im Haushalt nun kurzfristig Entscheidungen getroffen werden müssen, um handlungsfähig zu bleiben. In der Folge trifft es nun alle Bereiche, auch unser Kerngeschäft: die Seelsorge. Doch gerade die muss vor allem im Blick sein, wenn wir unserem Anspruch als Bistum Würzburg „Kirche für die Menschen“ zu sein auch künftig gerecht werden wollen.


Verfasst von:

Gemeinde Creativ

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