Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2021

Kommentar

Bildung neu profilieren

Foto: privat

Mit Bildung konnte die katholische Kirche schon immer punkten, auch in der Vergangenheit. In schwierigen Zeiten waren Bildung und soziales Engagement die Pfunde, mit denen man sich wieder Ansehen verschaffen konnte.

Vom Kindergarten über Schulen in katholischer Trägerschaft, die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) bis zur Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: die Finanzierung durch den Staat über das Subsidiariätsprinzip hat sich bewährt und viele Möglichkeiten für die Kirche geschaffen, nicht zuletzt konnte man viele Einrichtungen für Familien anbieten. Bei diesen kam das kirchliche Angebot sowie die religiösen Inhalte meist auch gut an.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Situation aufgrund der deutlich zurückgehenden kirchlichen Bindung in der Gesellschaft stark verändert. Das „katholische Milieu“ mit einer kirchlichen Versorgung „von der Wiege bis zur Bahre“ ist längst Geschichte. Immer mehr „Nutzer“ kirchlicher Bildungsangebote haben wenig Bezug zu den Pfarrgemeinden oder zur Kirche überhaupt. Diese Entwicklung macht auch vor dem Personal nicht halt. Dabei ist die Kirche auf motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen.

Die skizzierte Entwicklung macht deutlich, dass sich der kirchliche Bildungsbereich längst verändert hat. Letztlich stellt sich die Frage nach dem Profil der kirchlichen Bildungsangebote. Wie können sich diese in besonderer Weise hervorheben? Wie können christliches Gedankengut und christliche Werte weiterhin zur Geltung kommen, auch in kirchlichen Einrichtungen. Christliche Werte wie Nächstenliebe oder Solidarität mit Schwächeren müssen in einer immer mehr marktorientierten Ellbogengesellschaft mehr denn je am Leben gehalten werden.

Wäre es da nicht an der Zeit, deutlicher die Unterschiede zu nichtkirchlichen Anbietern zu markieren und Profil zu zeigen? Wenn man beispielsweise in größeren Städten einen oder zwei Kindertagesstätten und eine Schule in katholischer Trägerschaft führt, ohne staatliche Zuschüsse? Modellprojekte. Hier könnten die Träger und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Programm, die Inhalte und die Auswahl der Kinder selbst bestimmen. Man muss nicht gleich Eliteschulen oder Horte katholischer Ideologie befürchten. „Profil zeigen“ heißt nicht, zurück zu einer Wagenburg oder zu anderen Extremen. Es geht darum, sich mutig einem deutlich veränderten Umfeld zu stellen und sich rechtzeitig neu aufzustellen.


Verfasst von:

Rudi Schmidt

Geschäftsführer Katholische Erwachsenenbildung (KEB) Ingolstadt