Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2021

Aus dem Landeskomitee

Gemeinsam auf dem Weg

Screenshot: Alexandra Hofstätter

Zwei Dinge standen im Mittelpunkt der diesjährigen Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern: inhaltlich ging es um den Synodalen Weg. Außerdem standen die turnusgemäßen Neuwahlen an. Aufgrund der anhaltenden Pandemie-Situation hat die Tagung wieder digital stattgefunden.

Vieles, was noch vor gut einem Jahr undenkbar schien, ist inzwischen Routine geworden. Und so wählen sich auch die gut 90 Mitglieder des Landeskomitees der Katholiken in Bayern an einem Samstag Mitte April wie selbstverständlich zur bereits zweiten digitalen Vollversammlung ein – die Besonderheit dieses Mal: es stehen Wahlen an. Auch diese mussten, ganz ohne Stift und Papier, digital durchgeführt werden. Die gute Nachricht vorweg: von technischer Seite her hat alles reibungslos geklappt, die Wahlen gingen schneller über die Bühne als in Präsenz – ganz einfach weil der Computer die Stimmzettel schneller auswertet als jeder noch so geschickte Wahlhelfer – und auch inhaltlich können die Mitglieder mit den Ergebnissen der Tagung zufrieden sein.

Der Vormittag stand unter dem Leitwort „Gemeinsam auf dem Weg“ ganz im Zeichen des Synodalen Weges. Mit Blick auf diesen Prozess fordert das Landeskomitee der Katholiken in Bayern mehr Partizipation für Laien in der Kirche. Entscheidungsfindungen müssten „in den Pfarrgemeinden, Seelsorgegemeinschaften und Dekanaten, aber auch in den Diözesen sowie auf den interdiözesanen Ebenen möglichst breit angebahnt werden“ und neben den hauptamtlich Beschäftigten seien „auch die Gremien des Laienapostolats, Verbände, freie Initiativen und letztlich alle Gläubigen an Planungen, Entscheidungen und Handlungen der Kirche maßgeblich zu beteiligen“, heißt es in einer debattierten Beschlussvorlage.

Macht.Partizipation.Kirche?

Der Textarbeit waren Impulsreferate von Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für Christliche Gesellschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, und Pater Bernd Hagenkord SJ, Geistlicher Begleiter des Synodalen Weges, vorausgegangen. Nothelle-Wildfeuer gab unter dem Titel „Macht.Partizipation.Kirche?!“ zu bedenken: „Die Forderung nach Partizipation in der Kirche ist kein Resultat des Zeitgeistes oder ein Anpassen an ihn, sondern das Bemühen um die Realisierung der Botschaft des Evangeliums.“ Gleichberechtigte Teilhabe aller Gläubigen könne Ausdruck einer Kirche sein, „die ihrem eigenen Menschenbild folgt und jedem Menschen gerechte Anerkennung zusagt“. Strukturiert werden solle Partizipation nicht nach „Hierarchiestufe oder Weihegrad, sondern nach Kompetenz“.

Pater Hagenkord sprach unter dem Titel „Streit, Debatte, Gebet: Räume des Geistlichen“ über den Synodalen Weg als geistlichen Prozess. „Der Synodale Weg ist dazu da, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit das Evangelium wieder neu an die Menschen herankommt und Wurzeln schlagen kann“, so Hagenkord. Dabei könne nicht allein das Gebet ein Ort des Geistlichen sein. „Für mich ist das Geistliche eben nicht etwas Frommes oder gar Frömmelndes, sondern der Streit, die Debatte und das Gebet sind Dinge, die im Kern zum Synodalen Weg dazugehören, wenn er ein kirchlicher, christlicher Weg sein will. Auch eine demokratisch organisierte Debatte kann geistlich sein.“ Wichtig sei aber, nicht zu taktieren, sondern konstruktiv, ehrlich und transparent miteinander umzugehen.

In der Diskussion über die Referate wurde breite Zustimmung für den Synodalen Weg deutlich gemacht, wobei zugleich darauf hingewiesen wurde, dass die Diskussionen in den Synodalforen immer wieder transparent gemacht werden müssten und für einen erfolgreichen Verlauf die Mehrheit aller Gläubigen umfassend und ausgewogen informiert und einbezogen werden müsse.

Auch Kardinal Reinhard Marx diskutierte engagiert und intensiv mit über den Synodalen Weg. Screenshot2: Hendrik Steffens

Auch Kardinal Reinhard Marx hat sich intensiv an der Diskussion zum Synodalen Weg beteiligt und zu einem geistlichen und konstruktiven Miteinander aufgerufen: „Wir müssen wach, aufmerksam und geduldig sein“ sowie „in Ruhe auch denen zuhören, die andere Meinungen haben“, so Marx. „Wenn wir wirklich im Geist zusammen sind und uns aufeinander einlassen, dann wird am Ende nichts völlig Extremistisches von der einen oder anderen Seite eine Mehrheit finden“, betonte der Erzbischof von München und Freising.

Rückblick und Neuwahlen

Angesichts der zu Ende gehenden Amtsperiode 2017 bis 2021 blickte der Landeskomitee-Vorsitzende, Joachim Unterländer, in seinem Bericht auf die Arbeit der vergangenen vier Jahre zurück. Angesichts der Herausforderungen, die sich in der Bekämpfung des Missbrauchs in der Kirche ergäben, sei klar, „dass Transparenz, Wiedergutmachung, persönliche Konsequenzen und vor allen Dingen präventive Handlungsstrategien das Gebot der Stunde sind“, so Unterländer. Aus dem 2019 begonnenen Synodalen Weg, „dessen Erfolg wir für die Zukunft der Kirche für unverzichtbar halten, und den wir vorbehaltlos unterstützen“, müssten nun die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden. Das Landeskomitee trete in diesem Zusammenhang unter anderem für eine gerechte Stellung von Frauen in Kirche und Gesellschaft ein.

Im Sinne eines „politischen Katholizismus“ wurde laut Unterländer während der zurückliegenden Amtszeit die „Verantwortung für die Schöpfung“ betont, unter anderem „mit der Ausrufung der ökosozialen Transformation, dem Bayernplan und der Landtagspetition, die in einer Gemeinschaftsaktion viele unterschiedliche Kräfte der Gesellschaft zusammengeführt hat“.  Man werde sich „in dieser, für die Zukunft unseres Planeten so wichtigen Frage“ in Bayern stark einbringen, so Unterländer. Angesichts der negativen Seiten der Globalisierung setze man sich zudem, einhergehend mit den päpstlichen Enzykliken der jüngeren Zeit, für die „politische Umsetzung der katholischen Soziallehre“ ein, um „den menschlichen Weg zur sozialen Gerechtigkeit“ zu gehen.

Neben Unterländer berichteten auch die übrigen Mitglieder des Präsidiums. Michael Eibl dankte zum Abschluss seiner Amtszeit als stellvertretender Vorsitzender für das erfolgreiche Einbringen christlicher Positionierungen in die politische Debatte, etwa „bei der Forderung, Menschen auf der Flucht eine klare Perspektive zu geben, die Entwicklungshilfe zu stärken“, oder bei der Forderung nach einem Lieferkettengesetz. Dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Recht auf Selbsttötung habe man klar „den Appell für Lebenshilfe statt Sterbehilfe“ entgegengesetzt. Monika Meier-Pojda stellte die Themen der Arbeitsgruppe „Ethische Fragestellungen“ in den Mittelpunkt. Hier sei unter anderem deutlich gemacht worden, dass mit Blick auf die Zulassung von invasiven Bluttests zu Beginn der Schwangerschaft „in jeder Gesellschaft jedes Kind willkommen sein muss“.

Angesichts der vom Bundestag beschlossenen Aufhebung des Verbots der „geschäftsmäßigen“ Suizidbeihilfe sei zudem deutlich vor einer Ausweitung der Suizidbeihilfe gewarnt worden. Elfriede Schießleder wies auf die drängenden Fragen nach klerikaler Macht, einer zeitgemäßen Sexualmoral oder die Weihezulassung von „personae probatae“ hin, die geklärt werden müssten. Unaufgebbar sei „das stete Bemühen des Landeskomitees, die unterschiedlichen Gruppen der Kirche im Dialog zu halten“, so Schließleder.

Bei den anschließenden Neuwahlen wurde Joachim Unterländer im Amt als Vorsitzender bestätigt. Zu seinen Stellvertretern wurden Monika Meier-Pojda, Elfriede Schließleder und Christian Gärtner gewählt. Michael Eibl war aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Wahl gestanden.

Mehr zu den Themen des Landeskomitees und wer sonst noch gewählt wurde, lesen Sie unter www.landeskomitee.de.


Titelbild: Gute Stimmung bei der inzwischen zweiten digitalen Vollversammlung des Landeskomitees.