Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2021

Schwerpunkt

Wachstumsort Schule

Foto: Prostock-Studio / Adobe stock

Wo begegnet Kirche (noch) jungen Menschen? Wie erreichen wir möglichst regelmäßig Kinder und Jugendliche? Wie können diese Begegnungen positiv gestaltet und erlebt werden, damit sie „Türöffner“ für die Frohe Botschaft werden können?

Vielleicht waren es diese Fragen – nur in anderer Sprachform – die bereits die Mönche und Bischöfe im frühen Mittelalter dazu bewegten, an ihren Klöstern und Kathedralen Schulen zu errichten. Gerade die Benediktiner prägten damit im wahrsten Sinn die „Kultur“ unseres Landes durch Bildung auf Glaube und Wissen, aber ebenso auf gute Lebensgrundlagen und Landwirtschaft hin. Gerade in kirchlichen Krisenzeiten gab es kirchliche „Schuloffensiven“: Nach der Reformation durch die Jesuiten, die Ursulinen und die Congregatio Jesu, nach der Säkularisation durch die Armen Schulschwestern. Bildung für Mädchen und Frauen ist ohne das Engagement der Frauenorden über Jahrhunderte hinweg überhaupt nicht denkbar!

Natürlich hat sich zwischenzeitlich vieles verändert. Die Ordensgemeinschaften können leider nur noch in wenigen Fällen selbst Träger von Schulen sein. Hier sind die Diözesen, Stiftungen oder andere Rechtsträger tätig geworden. So gibt es heute etwa 300 katholische Schulen in Bayern in unterschiedlichen Schularten, Trägerschaften und Ausrichtungen, die von mehr als 80.000 jungen Menschen besucht werden. Die ungebrochen hohe Nachfragesituation an diesen Schulen ist in der gegenwärtigen Umbruchsituation der Kirche Chance und Hoffnungszeichen. Kirchliche Schulen sind nach wie vor Wachstumsorte kirchlichen Lebens.

Profil und Auftrag

Alle diese Schulen verbindet nicht nur die Trägerschaft durch eine kirchliche Körperschaft, sondern der Auftrag, den die Kirche diesen Schulen gibt und den diese in einem spezifischen Profil ausprägen. Für mich ist dies kurz und prägnant in einem Satz der Konzilskonstitution über die Erziehung (Gravissimum educationis Nr. 8) zusammengefasst: „Ihre (erg. der katholischen Schule) besondere Aufgabe ist es, einen Lebensraum zu schaffen, in dem der Geist der Freiheit und der Liebe des Evangeliums lebendig ist.“ Was könnte für junge Menschen auch im 21. Jahrhundert hilfreicher sein, als einen solchen Lebensraum zu erleben und in diesem zu lernen, zu arbeiten, den Glauben und Glaubende kennen zu lernen, zu feiern usw.? In einem solchen Lebensraum kann in besonderer Weise gelingen, was nach dem Konzil ein Dokument der Bildungskongregation (Die katholische Schule 1977, Nr. 31) als weitere Zielsetzung katholischer Schule definierte: Sie muss „in der Lage sein, starke und verantwortungsbewusste, freie und entscheidungsfähige Persönlichkeiten heranzubilden.“ Solche Persönlichkeiten braucht unsere Gesellschaft und mit ihr unsere Kirche heute wie zu jeder Zeit!

Kirchliche Schulen sind Schulen, die Bildung und Erziehung zentral am jungen Menschen ausrichten, der als Schülerin und Schüler diese Schule mit seinen Eltern ausgewählt hat. Es sind Schulen, die Aufbau von Wissen und Kompetenz in gleichem Maß im Blick haben wie Ausprägung von Haltung und Persönlichkeit. Eine große Chance für die Zukunft unserer Gesellschaft!

Kirchliche Schulen sind Orte, besser Lebens- und Lernräume, an denen die Kirche Kinder und Jugendliche mehr als 40 Wochen im Jahr und über viele Jahre hinweg in einer prägenden Lebensphase erreicht und in ihrem je eigenen Lernen und Reifen begleiten kann! Dies geschieht in qualitätsvoller, professioneller Arbeit, die in unterschiedlichen Kontexten evaluiert wird und damit hohe Wirksamkeit nachweist. Eine große Chance für die Zukunft unserer Kirche!

Weitere Informationen zu katholischen Schulen, Standorten und Profilen finden Sie auf der Homepage des Katholischen Schulwerks Bayern.


Verfasst von:

Peter Nothaft

Direktor Katholisches Schulwerk in Bayern