Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2021

Kolumne

Ein Quäntchen Trost

Foto: Stockphoto-Graf / Adobe stock

Dass aus China im vergangenen Jahr manches zu uns kam, das uns wenig erfreute, überrascht angesichts der weltweiten Corona-Pandemie nicht wirklich. Auch wenn chinesische Behörden nicht müde werden zu betonen, dass es keineswegs sicher sei, dass das Coronavirus tatsächlich in Wuhan seinen Anfang nahm, muss diese Tatsache nicht nachhaltig bezweifelt werden. Selbst das eher vorsichtige Resümee der Expertenkommission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Februar dieses Jahres lässt keinen anderen Schluss zu, unabhängig davon, ob es sich um einen Laborunfall handelte oder ein natürlicher Ausbruch über Fledermäuse wahrscheinlicher ist.

Darüber hinaus plagen aber China noch ganz andere Probleme. Wie etliche Länder unserer Erde ist die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser keineswegs gesichert. Vielmehr muss dieses vor dem Genuss abgekocht oder aus abgefüllten Flaschen getrunken werden. Und selbst hier wird auf verschiedenen Portalen im Internet zur Vorsicht geraten: man solle darauf achten, dass das Wasser transparent, frei von jeglicher Form von Ablagerungen und die Flasche jeweils glatt und klar ist. Man mag sich lieber nicht vorstellen, in welchem Zustand sich das Wasser befindet, wenn es eines dieser Kriterien nicht erfüllt.

Aber diese Vorsichtsmaßnahmen muten eher noch bescheiden an, wenn man sich Meldungen und dazu gehörige Filme vor Augen führt, in denen von einem brennenden Wasser berichtet wird. Sie haben richtig gelesen: Ende vergangenen Jahres verbreitete die chinesische Staatszeitung „People’s Daily“ die Mitteilung, wonach in Panjin in der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas etliche Einwohner über brennendes Wasser aus ihrem Wasserhahn klagten. In den kleinen Filmsequenzen ist zu sehen, dass ein Feuerzeug genügt, um das aus der Wasserleitung fließende Wasser in eine explosive Stichflamme zu verwandeln.

Des Rätsels Lösung ist so banal wie erschreckend: nach Behördenangaben sei das Wasser mit Gas verunreinigt gewesen, nachdem Erdgas in das Grundwasser gelangt sei. Man arbeite daran, das Problem zu beseitigen. In der Provinz Liaoning habe der staatliche Ölkonzern China National Petroleum Corporation (CNPC) vor einem Jahr begonnen, einen Gasspeicher zu bauen, so die Meldung vom November 2020.

Gott sei Dank kam es nicht zu einem heftigen Großbrand, der im James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ („Quantum of Solace“) von 2008 am Ende das Hotel vernichtet, in dem der Geheimagent seinen Widersacher zur Strecke bringt. Dieser hatte durch Staudämme eine Dürre herbeigeführt und wollte seine riesigen unterirdischen Wasservorräte teuer an die Regierung verkaufen. Die Tatsache, dass bei uns bisher noch keines der beiden Szenarien eingetreten ist, bleibt uns als Quäntchen Trost – noch.


Verfasst von:

Karl Eder

Dr. Karl Eder ist Geschäftsführer des Landeskomitees der Katholiken in Bayern sowie Vorsitzender der Aktion für das Leben e. V. Er ist promovierter Liturgiewissenschaftler.